Neues Buch über die "Diakonie in der Diaspora"

Die letzte Einsegnung einer Diakonisse in  Gallneukirchen fand im Jahr 1963 statt. Sie werden immer weniger. | Foto: Mayrhofer
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  • Die letzte Einsegnung einer Diakonisse in Gallneukirchen fand im Jahr 1963 statt. Sie werden immer weniger.
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GALLNEUKIRCHEN (mawi). „Man meinte, der ´Friedenshort` könne kaum alle Flüchtlinge fassen. Mit gutem Willen fügten sich alle, zwar oft mit Klagen und Tränen, in die Enge des Raumes.“ Diese aktuelle Replik auf die letzten Kriegstage 1945 in Gallneukirchen ist im neu erschienenen Buch „Diakonie in der Diaspora“ zu lesen. Anlass des Buchs ist die Landes-Sonderausstellung, die noch bis 2. November läuft. In unseren Tagen ist die seit jeher geübte Flüchtlingshilfe der Diakonie wieder eine Demonstration christlicher Nächstenliebe.
Der Begriff Diaspora (griechisch: Verstreutheit), der uns auch aus der jüdischen Geschichte bekannt ist, ist zurecht gewählt, denn die Protestanten waren im katholischen Österreich eine lange Zeit angefeindete, rechtlich benachteiligte Minderheit. Erst in unserer Zeit brachte die ökumenische Bewegung eine Gleichstellung der Religionen.

Auch dunkle Seiten

Im Buch werden die Geschehnisse in den jeweiligen historischen und politischen Zusammenhang eingebettet. Es war sicher eine Herkules-Arbeit, die Entwicklung von dem kleinen Häuflein der „Boosianer“ einerseits, zu heutigen länderübergreifend agierenden Sozialeinrichtungen penibel zu dokumentieren. In dieser Chronik werden dunkle Seiten nicht ausgespart, wie Leitungskonflikte zwischen Rektoren, Pfarrern, Schwesternschaft und Wirtschaftsdirektoren und vor allem die Verstrickung der Führung mit dem Nationalsozialismus, von dem man sich die Befreiung von den Pressionen des austrofaschistischen Ständestaates erwartete. Die tragischste Konsequenz für das Diakoniewerk war der Abtransport von 64 Anstaltspfleglingen aus Gallneukirchen nach Hartheim, wo sie in Ausführung der NS Euthanasieaktion ermordet wurden. Jahrzehntelang blieb dieses Thema in Gallneukirchen tabu, erst 1991 begann eine bemerkenswerte Aufarbeitung.

Neue Herausforderungen

Das Diakoniewerk heute ist geprägt vom „Aussterben“ der Diakonissen, von Flüchtlingshilfe, vom breiten Angebot für die Ausbildung in Sozialberufen, vom wachsenden Angebot an ambulanten Diensten oder Tagesheimplätzen und vor allem vom Wandel in der Behinderten-Betreuung. Ein Problem wird im Buch indirekt angesprochen: Das Diakoniewerk ist zu einem bedeutenden Wirtschaftsbetrieb geworden, der im Spannungsfeld zwischen Gemeinnützigkeit und Ökonomie steht.

Zum Buch:

Hans Walter Schmuhl/Ulrike Winkler: „Diakonie in der Diaspora. Das Evangelische Diakoniewerk Gallneukirchen von der Habsburgermonarchie bis in die Zweite Republik“, Bielefeld 2015; 528 Seiten, 29 Euro. Erhältlich u. a. im Museumsshop im Mutterhaus Bethanien, in der Bücherinsel und bei Gabauer in Gallneukirchen.

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