Fehring
Dem "Jahrhundert-Pfarrer" und Agrarvisionär auf der Spur

Tourismusobmann und Winzer Reinhard Gwaltl, 2. Vizebürgermeister Marcus Gordisch, Bezirksbäuerin Maria Matzhold, Anrainer Franz Cserni, Obstbäuerin Martina Techt, Hobbyhistoriker Franz Braunstein, Regionsvorsitzender LAbg. Franz Fartek und Bürgermeister Johann Winkelmaier (v.l.) bei der Gedenktafel zu Ehren von Michael Pierwipfl am Fuße des Heißberges in Petzelsdorf. | Foto: WOCHE
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  • Tourismusobmann und Winzer Reinhard Gwaltl, 2. Vizebürgermeister Marcus Gordisch, Bezirksbäuerin Maria Matzhold, Anrainer Franz Cserni, Obstbäuerin Martina Techt, Hobbyhistoriker Franz Braunstein, Regionsvorsitzender LAbg. Franz Fartek und Bürgermeister Johann Winkelmaier (v.l.) bei der Gedenktafel zu Ehren von Michael Pierwipfl am Fuße des Heißberges in Petzelsdorf.
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Er hat mit NASA-Physiker Willi Nordberg schon einen großen "Fehringer" aufs Podest gehoben. Nun sollte Franz Braunstein mithelfen, ein weiteres Aushängeschild der südoststeirischen Kleinstadt unvergessen zu machen – nämlich Pfarrer Michael Pierwipfl.

Dass ein Gedenkstein aus dem Jahr 1831 zu Ehren von Pfarrer Michael Pierwipfl beim Alten Presshaus, einem Denkmal bäuerlicher Kultur, steht, ist nicht nur der Recherche von Hobbyhistoriker und Sammler Franz Braunstein zu verdanken, sondern auch einer Reihe glücklicher Zufälle und dem Zutun der Fehringer Franz Cserni und Renate Kerschberger, wie Obstbäuerin Martina Techt aus Weinberg weiß. Techts Erzählungen nach war Graf Franz Spiegelfeld aus der Südtiroler Gemeinde Schenna nahe Meran auf ihrem Hof zu Besuch, um sich vor Ort über die Kultivierung von Holunder zu informieren.

Auf Initiative von Franz Cserni, Martina Techt und Franz Braunstein (v.l.) wurden die Gedenktafel zu Ehren von Pfarrer Michael Pierwipfl und die Informationstafel neben dem Alten Presshaus in Petzelsdorf bei Fehring aufgestellt. | Foto: Stadtgemeinde Fehring
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"Er hat bei der Gelegenheit von seinen Recherchen für ein Buch anlässlich des 150-jährigen Bestandsjubiläums des Mausoleums von Erzherzog Johann erzählt", verrät Martina Techt. Bei seinen Nachforschungen sei der Graf – er ist mit einer Nachfahrin von Erzherzog Johann verheiratet – auf Pfarrer Michael Pierwipfl aus Fehring gestoßen, was wiederum die Obstbäuerin veranlassen sollte, sich auf Spurensuche zu begeben.

Warum das Interesse der Obstbäuerin aus Weinberg geweckt war, ist leicht erklärt: Pfarrer Michael Pierwipfl (1755-1831) hat unter anderem im Obstbau im Raabtal Pionierarbeit geleistet. Als Seelsorger und Vorsteher der Filiale Fehring der von Erzherzog Johann gegründeten Landwirtschaftsgesellschaft hat sich Pfarrer Michael Pierwipfl für den Anbau von Äpfeln, Kartoffeln und Raps eingesetzt – in Zeiten von Hungersnöten im 18. und 19. Jahrhundert eine lebensrettende Initiative. Außerdem hat er die nachhaltige Nutzung der fruchtbaren Böden gefördert. Und er setzte sich für die Bauern ein.

Das Alte Presshaus in Petzelsdorf ist ein Denkmal bäuerlicher Kultur. | Foto: Stadtgemeinde Fehring
  • Das Alte Presshaus in Petzelsdorf ist ein Denkmal bäuerlicher Kultur.
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Das Alte Presshaus in Petzelsdorf ist ein Denkmal bäuerlicher Kultur. | Foto: Stadtgemeinde Fehring
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Auf der Suche nach Pierwipfls Grabstätte wurde Martina Techt nicht fündig, allerdings wurde Franz Braunstein hellhörig. Zum Glück – denn der Fehringer Sammler hatte den abgelegten Gedenkstein vor der Entsorgung gerettet und am Dachboden des Bauhofs deponieren lassen. Von dort fand er unlängst renoviert und aufpoliert den Weg auf den Heißberg in Petzelsdorf, wo er nun neben dem Alten Presshaus Wertschätzung und Beachtung erfährt. "Ursprünglich hing der Gedenkstein in der Kirche", im Zuge einer Renovierung dürfte er dann einfach so entsorgt worden sein, vermutet Braunstein.

Die Gedenktafel zu Ehren von Michael Pierwipfl wurde renoviert und neben dem Alten Presshaus in Petzelsdorf aufgestellt. | Foto: WOCHE
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Auf Initiative des Rechercheteams und mit Unterstützung der Stadtgemeinde Fehring sowie der Grundstückseigentümer aus der Familie Rosenberger sind nun beim Alten Presshaus der renovierte Gedenkstein und eine Informationstafel zu sehen, die Einblick geben in das Wirken Pierwipfls zu Erzherzog Johanns Zeiten.
Direkt am Panorama-Wanderweg "Genusstour" gelegen, am Fuße des Kellergassls beim Kuruzzenkogel, sind Wanderer und Spaziergänger eingeladen, innezuhalten und dem Wirken des landwirtschaftlichen Pioniers nachzuspüren. 

Eine Informationstafel in Petzelsdorf neben dem Alten Presshaus am Fuße des Kellergassls gibt Einblick in die Pionierarbeit des Fehringers Michael Pierwipfl. | Foto: WOCHE
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Fehrings Bürgermeister Johann Winkelmaier ist stolz, dass das Wirken eines weiteren großen Fehringers sichtbar gemacht wurde und damit dokumentiert ist.
Wie sehr die Pioniere von damals Einfluss auf die heutige Zeit genommen haben und nach wie vor nehmen, weiß Bezirksbäuerin Maria Matzhold. "Jetzt erfahren die nachfolgenden Generationen, warum die Landschaft und die Landwirtschaft heute so sind, wie sie sind." Und der Platz sei gut gewählt. Hier würden sehr viele Wanderer vorbeikommen.

Ein Platz zum Innehalten beim Alten Presshaus in Fehring. | Foto: WOCHE
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Auch Franz Patz, der Direktor der Landwirtschaftlichen Fachschule Hatzendorf, weiß die Pionierarbeit aus vergangenen Jahrhunderten zu schätzen: "Die Agrarpioniere von damals sind in Wahrheit unsere Vorgänger. Heute darf man sich von den Landwirtschaftsschulen erwarten, dass von ihnen die Ideen ausgehen." Hier knüpft Regionsvorsitzender LAbg. Franz Fartek, Vizebürgermeister von Fehring und selbst Landwirt, an: "Die Landwirtschaftsschulen sind ein wichtiger Teil der regionalen Entwicklung."

Michael Pierwipfl – geboren am 12. Feber 1755 in Graz, gestorben am 17. Juli 1831 in Fehring – war Seelsorger und Pomologe. Neben seiner 44 Jahre langen Tätigkeit als Pfarrer in Fehring war er auch Vorsteher der Filiale Fehring der k.k. Landwirtschaftsgesellschaft. Michael Pierwipfl ist Autor des Buches mit dem Titel "Versuch eines Leitfadens für Landleute, wie sie auf die wohlfeilste und leichteste Art in kurzer Zeit viele Obstbäume pflanzen, veredeln und ihre Früchte benützen können". Michael Pierwipfl gab sein Wissen um den Obst- und Feldbau als korrespondierendes Mitglied der Altenburgischen pomologischen Gesellschaft weiter. Er setzte sich für Baumschulen ein und trug zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Bauern bei.

Die Fehringer haben einem großen Fehringer vergangener Tage, nämlich Agrarpionier Pfarrer Michael Pierwipfl, beim Alten Presshaus ein Denkmal gesetzt. | Foto: WOCHE
  • Die Fehringer haben einem großen Fehringer vergangener Tage, nämlich Agrarpionier Pfarrer Michael Pierwipfl, beim Alten Presshaus ein Denkmal gesetzt.
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