Uni Graz
Wie sich das Gendern auf die Sichtbarkeit der Frauen auswirkt

Soll man überhaupt gendern? Ist das Gender-Sternchen denn notwendig? Stört es, wenn man es für jene tut, die es gerne hören möchten? Die Universität Graz hat eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, wie sich das Gendern im Sprachgebrauch auf die Sichtbarmachung der Frauen auswirkt. | Foto: panthermdeia/Andrey Popov
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  • Soll man überhaupt gendern? Ist das Gender-Sternchen denn notwendig? Stört es, wenn man es für jene tut, die es gerne hören möchten? Die Universität Graz hat eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, wie sich das Gendern im Sprachgebrauch auf die Sichtbarmachung der Frauen auswirkt.
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Es ist ein Thema, das am Esszimmertisch, in der Kneipe und im Parlament gleichermaßen heiß diskutiert wird: das Gendern. Welchen Einfluss und vor allem welche Auwirkung hat es im deutschen Sprachgebrauch wirklich? Die Uni Graz wollte es wissen und führte eine eigene Studie durch.

STEIERMARK. Als sich mit dem 1. Jänner 2012 in der Österreichischen Nationalhymne zu den großen Söhnen auch die großen Töchter reihten, war der Aufschrei quer durch die patriotischen Reihen hörbar. Liegt es daran, dass Österreich keine großartigen Töchter hatte und hat oder weil es unnötig ist, sie überhaupt zu erwähnen? Ähnliches Beispiel: Im August 2023 legt die niederösterreichische Landesregierung ein Gendersternverbot auf den Tisch, Udo Landbauer möchte auf keinen Fall Landeshauptfrau-Stellvertreter genannt werden – umgekehrt ist es allerdings klar, dass Astrid Eisenkopf Burgenlands Landeshauptmann-Stellvertreterin ist. Es ist eine Krux, dieses Gendern. 

Astrid Eisenkopf, Burgenlands Landeshauptmann-Stellvertreterin – oder Landeshauptmann-Stellvertreter ... wer weiß. In Niederösterreich sieht es da schon anders aus, da hat der Politik-Kollege festgehalten, nicht Landeshauptfrau-Stellvertreter sein zu wollen, obgleich Niederösterreich eine Landeshauptfrau hat. | Foto: LMS
  • Astrid Eisenkopf, Burgenlands Landeshauptmann-Stellvertreterin – oder Landeshauptmann-Stellvertreter ... wer weiß. In Niederösterreich sieht es da schon anders aus, da hat der Politik-Kollege festgehalten, nicht Landeshauptfrau-Stellvertreter sein zu wollen, obgleich Niederösterreich eine Landeshauptfrau hat.
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Die einen sehen im Gendern die "Verhunzung" der deutschen Sprache, den anderen ist es wichtig, dass im Sprachgebrauch deutlich erkennbar ist, ob es sich um Männer und/oder Frauen handelt. Eine Erhebung unter der Leitung von Psychologinnen und Psychologen der Universität Graz verdeutlicht, dass Gendern Frauen besser ins Gedächtnis ruft. Die Ergebnisse wurden in der "International Review of Psychology" publiziert. 

Frauen werden sichtbarer

Viele Menschen sind an die traditionellen Strukturen der deutschen Sprache gewöhnt, die das generische Maskulinum umfassen. Veränderungen, wie das Gendern mit Sternchen oder anderen Zeichen, wirken für einige ungewohnt oder sogar störend. Sprachwandel wird oft als mühsam empfunden, da er alte Muster aufbricht und eine Anpassung an neue Strukturen erfordert. Dass sich die deutsche Sprache aber stets wandelte – und wohl noch wandeln wird –, wird dabei gerne vergessen. So haben unter anderem Anglizismen und Abkürzungen längst Einzug gehalten im Deutschen und Österreichischen Deutschen. Und wer verwendet heutzutage noch "Schwerenöter", "blümerant", "Buttervogel" oder "Mumpitz" und "Kabale" in Gesprächen?

So ein schöner Buttervogel ... äh... Schmetterling. Im Englischen heißt er übrigens noch fast immer so: Butterfly. | Foto: Naturpark Obst-Hügel-Land
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Aber zurück zum Gendern: Da würde der Herr Doktor Maier blöd schauen, wenn er mit Doktorin Maier angesprochen werden würde, oder? Geht es nach den Gegnern des Genderns wäre dies durchaus logisch und nachvollziehbar, immerhin könnte bei der weiblichen Schreibform die männliche ohnehin mitgedacht werden. So oder so ähnlich hat wohl auch das Team der Forschenden gedacht: "Nennen Sie drei bekannte Schauspieler", war eine Aufgabe, die das Team um Hilmar Brohmer und Gabriela Hofer vom Institut für Psychologie den über 2.500 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern im deutschen Sprachraum stellte.

Das Gendern ist nach wie vor ein heiß diskutiertes Thema. Manch einer vermutet dahinter sogar den Verfall der deutschen Sprache ... | Foto: ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com
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Als Antwort wurde im Schnitt weniger als ein Frauenname genannt. "Nennen Sie drei Politikerinnen und Politiker oder Künstler und Künstlerinnen", da war das Ergebnis schon ein anderes, nämlich bis zu 1,4 weibliche Vertreterinnen unter den Antworten. Bei neutralen Formulierungen wie "Personen aus dem Sport" lagen die Ergebnisse dazwischen.

"Diese Untersuchung bestätigt, dass die Menschen beim sogenannten generischen Maskulinum, das beide Geschlechter einschließen sollte, in erster Linie an Männer denken – zumindest bei prominenten Persönlichkeiten. Kritikerinnen und Kritiker befürchten, dass geschlechterinklusive Sprache Frauen in den Mittelpunkt stellt. Das konnten wir widerlegen."
Hilmar Brohmer und Gabriela Hofer

Selbst bei Formulierungen mit Binnen-I, die zu den meisten Nennungen weiblicher Vertreterinnen führte, wurden in etwa ebenso viele Männer wie Frauen angegeben.

Ist dir das Gendern wichtig?

Daten sind einsehbar

Die Forscherinnen und Forscher bezogen die politische Einstellung der Probandinnen und Probanden sowie ihre Meinung darüber, ob bestimmte Berufe typisch männlich oder weiblich seien, in die Auswertung mit ein. "Der Effekt des Genderns blieb über alle Gruppen hinweg stabil", merkt Brohmer an. Die Studie war eine Zusammenarbeit mehrerer Universitäten, die eine ähnliche Untersuchung aus dem Jahr 2001 wiederholte. Zum Zweck der wissenschaftlichen Transparenz stellen die Forscherinnen und Forscher alle Daten und Materialien offen zur Verfügung.

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