Blick auf die Geschichte
Katharina Prato: die gute alte steirische Küche

- Eine Pionierin – nicht nur ihrer Zeit: Katharina Prato, geboren und gestorben in Graz, wurde mit ihrer Rezeptsammlung Kochkünstlerin. Ihre Kochbücher sind heute noch Standardwerke der österreichischen Küche.
- Foto: Sammlung der Stadt Graz/Kulturamt
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Gemeinsames Kochen und Essen sind weit mehr als nur das Zubereiten und Konsumieren von Nahrung. Sie schaffen eine besondere Atmosphäre, in der Menschen zusammenkommen, Gespräche führen und echte Verbindungen entstehen. Auch wenn man heutzutage Rezepte einfach googeln kann: Nichts geht über das Wissen, das zwischen den Buchdeckeln von steirischen Kochbüchern steckt. Eine, die das ganz genau wusste, war Katharina Pratobevera.
STEIERMARK. Essen und Esskultur, das liegt den Österreicherinnen und Österreichern einfach im Blut. Nirgendwo kann so patriotisch über die Zubereitung des echten Wiener Schnitzels diskutiert werden, nirgendwo entstehen sprachliche Gräben, wenn es um Palatschinken, Paradeiser oder Karfiol geht, nirgendwo darf man sich so sehr über perfektes Julienne-Gemüse in der Rindsuppe freuen, und nirgendwo können alteingesessene Kellner so schön die Augen verdrehen, wenn es um die falsche Kaffee-Zubereitung geht.

- Das Wiener Schnitzel ist Nationalgericht und so heiß umkämpft, dass es sogar schon Einzug in Wahlkämpfe gehalten hat.
- Foto: Figlmüller
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Steirische Standardwerke
Ebendarum spielt seit jeher in Österreich und der Steiermark die Kochbuchliteratur eine besondere Rolle. Bereits im 16. Jahrhundert wurden Kochbücher im deutschsprachigen Raum dem bürgerlichen Haushalt zugänglich gemacht – siehe etwa Anna Weckers Werk "Ein köstlich new Kochbuch" aus dem Jahr 1598. Nach und nach wurden diese Bücher um Hauswirtschaftstipps und Haushaltsführung, um Regeln für den gedeckten Tisch, um Aufbewahrungs- und Haltbarkeitsvorschriften oder auch um perfekte Tischmanieren ergänzt.

- Auch für die Führung des Haushaltes gab es ein Nachschlagewerk von Katharina Prato.
- Foto: Alexandra Wrann
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Im 18. und 19. Jahrhundert blühte das Geschäft mit Rezepten für die "Küche zu Hause" – und heutzutage munkelt man ja, dass diejenigen, die in der Gastronomie etwas von sich halten, zwei Kochbücher als Standardwerke "auswendig" gelernt haben: das "St. Martiner Kochbuch" (erstmals 1925 unter dem Titel "Kochbüchlein für die Schülerinnen der kleinen Haushaltungsschulen für Bauernmädchen" erschienen) und "Die süddeutsche Küche" (aus dem Jahr 1858). Letztgenanntes stammt aus der Feder der Grazerin Katharina Pratobevera, besser bekannt als Katharina Prato. Ihr Kochbuch zählt zu den einflussreichsten der österreichischen Küche, es erschien in 16 Sprachen.
Geschmack der Zeit
Die Kochbücher dieser Zeit spiegeln logischerweise den Geschmack und die Esskultur der Habsburger Monarchie wider und dokumentierten die Einflüsse verschiedener Küchen, die sich durch das multikulturelle Erbe der k.u.k.-Zeit herausbildeten. Aber warum war ihr Kochbuch so begehrt? Prato verstand es, bescheidenen Haushalten schmackhafte und sättigende Rezepte zugleich zu liefern. Es war einfach, auch einfach verfasst, und konnte trotzdem damit punkten, dass "etwas Anständiges" auf den Tischen landete.

- Mit Pratos Kochbuch sollte es möglich gemacht werden, dass jede und jeder satt wird.
- Foto: Austrian National Library/unsplash
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Prato wurde am 26. Februar 1818 als Katharina Polt in Graz in eine wohlhabende Familie hineingeboren. Für die damalige Zeit eher ungewöhnlich heiratete Polt mit 38 Jahren recht spät. Doch mit ihrem Mann Eduard Pratobevera (davon leitet sich auch "Prato" ab), Offizier, begann die Kochbuchkarriere: Weil Pratobevera ein schlimmes Magenleiden hatte, kreierte sie einfache Gerichte, die man als Diätrezepte bezeichnete. Eduard verstarb nach knapp einem Jahr Ehe. Die Rezeptsammlung blieb aber erhalten.
Angeregt durch ihr Umfeld, veröffentlichte sie die Sammlung als ihr erstes Kochbuch, die "Süddeutsche Küche" für angehende Hausfrauen und Küchen-Anfängerinnen mit kleiner Küche. Der gesamte Titel lautete "Die Süddeutsche Küche auf ihrem gegenwärtigen Standpunkte mit Berücksichtigung des Thee's und einem Anhange über das moderne Servieren nach metrischem Maß und Gewicht berechnet für Anfängerinnen sowie für praktische Köchinnen", erschienen bei Leykam. Speisen, Zubereitung und Küchenkunde wechseln sich im Buch.

- Mahlzeit: Ein Kalbsbraten (auf Gemüsebett) zählt zu den Klassikern der österreichischen Küche.
- Foto: Brudl
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Heute würde nicht mehr alles nachgekochte werden. So liest sich neben der Flecksuppe auch die Hirnknöderl, neben Ragout die Milzscheiben, neben Erdäpfel-Gerichten die Schildkröten-Suppe und gebratene Fische neben gedünsteten Tauben.
Neuer Mann, neue Rezepte
"Süddeutsch" bedeutete Mitteleuropa. "Die Süddeutsche Küche" wurde wesentlich erweitert, nachdem Prato 1861 den Postdirektor und Konservator Johann Scheiger heiratete. Nach seiner Erhebung in den Adelsstand im Jahr 1872 veröffentlichte sie ihre Werke auch unter dem Namen Katharina Edle von Scheiger. Sie begleitete ihren Ehemann auf Dienstreisen und sammelte dabei in verschiedenen Gasthäusern Rezepte, die sie in späteren Neuauflagen ihres Kochbuchs integrierte. Prato verstarb in Graz 1897.

- Ein heiß begehrtes Werk der Kochbuchliteratur: "Die kleine Prato"
- Foto: Margareta Theißl
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Ihre Stieftochter veröffentlichte im Jahr 1931 eine gekürte Fassung des berühmten Kochbuchs unter dem Namen "Die kleine Prato. Kochbuch für den kleinen Haushalt", nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es erneut aufgelegt, allerdings unter dem Namen "Die große Prato. Kochbuch der österreichischen und süddeutschen Küche, mit böhmischen, englischen, französischen, italienischen, serbischen und ungarischen Nationalspeisen".
Aus der Serie "Blick auf die Geschichte":
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Blick auf die Geschichte
Was macht die Steiermark aus und wer hat sie geprägt? Einzigartige Geschichten und außergewöhnliche Persönlichkeiten gewähren einen Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der "Grünen Mark".






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