Blick auf die Geschichte
Die Wappen der steirischen Gemeinden
Was haben alle steirischen Gemeinden gemeinsam? Sie alle haben ein Wappen. Und diese sind ein symbolträchtiges Zeichen für eine Gemeinschaft, ja, sozusagen ein Siegel, um die eigene Identität beurkunden zu können. Dass die Heraldik, also die Wappenkunde, keinesfalls uninteressant ist, zeigen wir hier auf.
STEIERMARK. Mit stolzer Brust, aufrecht stehend, jederzeit bereit, die Heimat zu verteidigen: Der Steirische Panther ist nicht nur ein Wappentier, er erzählt Historie. Erstmals urkundlich erwähnt wurde er mitsamt Siegel im Jahr 1160, das Siegel des Marktgrafen Otakar III. Das Grün symbolisiert Hoffnung, Stabilität und Fruchtbarkeit, das Tier an sich ist eine Allegorie für ein "starkes Christentum" (wir haben an anderer Stelle bereits darüber berichtet; mehr dazu: siehe unten). Doch nicht nur die Steiermark, auch die steirischen Gemeinden tragen Wappen. Aber warum eigentlich?
Das Wappen als Waffe
Blickt man auf die Semantik des Wortes, weiß man eigentlich schon, wohin die Reise geht. Das Grimm'sche Wörterbuch leitet es vom Mittelhochdeutschen "wâpen" ab, und das war gleichbedeutend mit dem Wort "Waffe". Mit Ende des 12. Jahrhunderts leitete sich die Bedeutung eines Schildzeichens davon ab, bis ins 17. Jahrhundert wurde der Begriff synonym verwendet. Es waren also die Ritter, die ihre Herkunft in ein "Zeichen" verwandelten und dieses auf ein Schild übertrugen, damit man wusste, woher sie kamen – wem sie angehörten. Der Adel tat es ihnen gleich. Erst im Spätmittelalter verbreitete sich das Wappen, nun zeigten sich auch Stände, Bäuerinnen und Bauern oder Bruderschaften, wer sie sind.
Bis zum Jahr 1919 war es dem Adel vorbehalten, Wappen zu tragen. Das änderte sich mit dem sogenannten Adelsaufhebungsgesetz, das die Abschaffung der Adelsschicht mit dem Zerfall von Österreich-Ungarn regelte. Mit dem "Gesetz über die Aufhebung des Adels, der weltlichen Ritter- und Damenorden und gewisser Titel und Würden" wollte man mitunter die Trennung der Gesellschaftsschichten aufheben, was durch familiäre Adelswappen immerhin verdeutlicht wurde.
Regeln bei der Gestaltung
So blieben noch Gemeinden, Märkte, Städte, Länder, Bundesländer und Staaten, aber auch kirchliche Würdenträger, übrig, die Wappen führen konnten. So unterschiedlich die steirischen Gemeindewappen auch wurden, in der Gestaltung gab es klare Regelungen: Das Gemeindewappen muss ebenso die Geschichte als auch die wirtschaftliche und verwaltungsmäßige Stellung widerspiegeln.
Es muss einfach, klar und so gestaltet werden, dass es verkleinert werden kann – etwa, um es auf Plakate abdrucken zu können –, ohne, dass es an Wirkung verliert. Und: Ein Wappen folgt der heraldischen Farbenregelung. Kein Wunder also, dass man auch in der Steiermark viel Grün, Rot, Blau, Schwarz und Weiß findet.
Diese Geschichte wird erzählt
Mit den Gemeindefusionierungen gingen viele Wappen verloren – sie sind zwar noch erhalten und sichtbar, aber ihre Bedeutung spielt sozusagen keine Rolle mehr. Allerdings: Wie erwähnt, verraten die Wappen etwas über die Historie der Gemeinden. Beispiele: Das Wappen von Mariazell zeigt unter anderem die in Gold "gekrönte Mariazeller Madonna mit dem gleichfalls gekrönten Jesuskind auf ihrem rechten Arm. Die Madonna ist mit einem blauen Mantel und einem auch das Jesuskind einhüllenden weißen, silbern bestickten Gewande bekleidet; das Gewand ist auf der Brustseite der beiden Gestalten mit je einem weißen Kreuzchen geziert". Wie man weiß, ist Mariazell, Bruck an der Mur, dank der Gnadenstatue Magna Mater Austriae in der Basilika Mariä Geburt mit großem Abstand der bedeutendste Wallfahrtsort Österreichs und spielt zudem eine wichtige Rolle für zahlreiche Katholikinnen und Katholiken in den östlichen Nachbarländern.
"In einem von Silber zu Grün schräglinks geteilten Schild vorn drei aus einem roten Herzen sprießende rote Rosen, hinten ein goldener, schräglinks gestellter Maiskolben", so lautet die offizielle Bezeichnung des Wappens von Wettmannstätten, Deutschlandsberg. Das Herz und die Rosen stehen für das Blumenwunder des Heiligen Valentin als Pfarrpatron, der Mais als Symbol für den Maisanbau, der die Wirtschaft erhielt.
Interessant ist auch das Wappen von St. Peter am Kammersberg, Murau. Es zeigt auf "zwei gekreuzten Kirchenschlüsseln einen gekrönten Mohrenkopf". Ein gekrönter "Mohrenkopf" ist dabei keinesfalls rassistisch zu sehen, im Gegenteil, er ist in der Heraltik ein Ausdruck für fürstliche Souveränität und oft wird er als Heiligen Mauritius, Schutzheiliger des Heeres und der Waffenschmiede, angesehen. Das Judenburger Wappen zeigt wiederum "im roten Schild silbern einen bärtigen, mit Judenhut bedeckter Mannskopf" – und seit dem Ende des 13. Jahrhunderts sind in Judenburg Jüdinnen und Juden urkundlich erwähnt.
Und wie kommt der Wassermann auf das Wappen der Gemeinde Grundlsee, Liezen? So recht lässt es sich, auf Nachfrage von MeinBezirk bei der Gemeinde, wohl nicht erklären, aber dem Meermann werden magische Kräfte nachgesagt. Er kann Krankheiten heilen, Zaubertränke brauen, Menschen allerdings auch schaden.
Lustige Tiere und ihre Bedeutung
Neben Symbolen und Menschen finden sich auch viele unterschiedliche Tiere auf den steirischen Wappen – sowohl echte als auch Fabelwesen. Neben Hirschen wie in Deutschfeistritz, Graz-Umgebung (der Hirsch steht nicht nur für die Jagd, sondern auch für Frieden und Harmonie), dem Pferd wie in Hengsberg, Leibnitz (das Pferd steht für Schnelligkeit, Intelligenz und Männlichkeit, jederzeit bereit, für das eigene Land zu handeln), oder Bären wie in Bärnbach, Voitsberg (der Bär steht für Heilung und persönliche Gesundheit, Stärke und Tapferkeit), gibt es auch Flusskrebse, etwa in Lieboch, Graz-Umgebung (der Krebs steht zum einen für Wiedergeburt, zum anderen für Schutz), oder Fische wie in Feldbach, Südoststeiermark (der Fisch steht für Leben, Freude und Fruchtbarkeit und für Jesu Christi) und Eichhörnchen wie in Hofstätten an der Raab, Weiz (das Eichhörnchen steht für Zukunft, Pflichtbewusstsein und Vertrauenswürdigkeit).
Einzige Ausnahme: St. Peter ob Judenburg
Was haben alle steirischen Gemeinden gemeinsam? Sie alle haben ein Wappen. Tja, so ganz stimmt das eigentlich nicht, denn mit St. Peter ob Judenburg, Murtal, gibt es eine Gemeinde, die keines führt. Doch die Gemeinde hat ein prägendes Logo: eine Grafik der Kirche. Und diese Kirche erzählt ebenso viel Geschichte. Urkundlich erstmals im Jahr 1140 erwähnt, stiftete Wichard von Strondorf, 40. Bischof von Passau, 1156 dem Stift Heiligenkreuz diese Kirche, was wiederum 1210 auch päpstlich bestätigt wurde. Mitte des 15. Jahrhunderts zählte St. Peter im gesamten oberen Murtal zu den sogenannten Hauptkirchen. Na, vielleicht schafft es die Kirche als Logo auf das Gemeindewappen ...
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