Gesundheit
„Easy Kids“- Start für Projekt gegen Übergewicht bei Kindern

- v.l.r: Holger Förster (AVOS), Andreas Huss MBA (Obmann ÖGK) und Christian Stöckl (Gesundheitsreferent des Landes).
- Foto: Wildbild/AVOS
- hochgeladen von Johanna Janisch
Rund ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in Salzburg zwischen vier und vierzehn Jahren sind adipös. Das sind 20.000 Salzburger, die an krankhaften Übergewicht leiden. Mit dem Projekt Easy Kids wollen die Österreichische Gebietskrankenkasse, Arbeitskreis für Vorsorgemedizin Salzburg (AVOS) und das Land Salzburg das Problem bekämpfen.
SALZBURG. Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen ist ein wachsendes Problem. Während der Corona-Krise blieben Turnunterricht und Vereinssport aus, dadurch hat sich die Situation verschärft. Lauteiner aktuellen Untersuchung von Experten der Universitätsklinik für Kinder- und
Jugendheilkunde im Landeskrankenhaus sind derzeit rund 8.000 Kinder und
Jugendliche adipös, davon circa 2.000 extrem adipös und zum Teil in stationärer
Behandlung.
"Es geht um das Thema Übergewicht. Kinder und Jugendliche blieben zu Hause und hat das Problem gestärkt. Jetzt der richtige Zeitpunkt um auf Kindergesundheit zu achten. Rechtzeitig angesetzt kann man viele Folgeerkrankungen verhindern." so Andreas Huss, Obmann der österreichischen Gesundheitskasse.
Im Zuge der Corona-Krise fehlte vielen Kindern und Jugendlichen ein geregelter Tagesablauf. Das Projekt „easykids – gesund aufwachsen“ richtet sich einerseits an die Jugendlichen aber auch an ihre Eltern und vermittelt in 30 Wochen wie gesunde Ernährung aussieht, informieren wie wichtig regelmäßiges Sport treiben ist und wo sich die nächsten Sporteinrichtungen befinden sowie Tipps zur Verhaltensänderung. Man wisse das Übergewicht ein Problem sei, in der Praxis sei es allerdings schwierig gemeinsam mit den Eltern eine Verhaltensänderung zu erzielen.
"Wir sehen jetzt bei der Anmeldung das besonders die Eltern von kleinen Kindern zurückhaltend sind, weil sie die Problematik nicht sehen. Später ist es aber schwieriger das Übergewicht zu bekämpfen, dann muss Gewicht abgebaut werden. Ein großes Manko der letzten zehn Jahre: Kinder haben verlernt sich selbst sportlich im Freien zu betätigen. Um abzunehmen müssen sich Bewegungsverhalten und Ernährung ändern. Wir für Eingangsuntersuchungen durch, womit wir die Eignung für das Projekt feststellen. Wir sehen schon bei Jugendlichen das es zu Fettleber, Diabetes kommen kann – diese Jugendliche werden dann zu anderen Programmen geschickt. Wenn die Eignung besteht wird das Kind zum Programm der AVOS verwiesen", schildert Holger Förster, Vorsitzender des Arbeitskreises für Vorsorgemedizin.
Die ersten Kurse starten am 5. Oktober, in der Stadt Salzburg. Die Teilnahme ist für Kinder und Jugendliche mitÜbergewicht sowie deren Eltern kostenlos. Für Eltern, denen es nicht möglich ist den Kursort zu erreichen gibt es einen Fahrdienst. Die Kurse für Eltern und Kinder finden parallel statt.
Übergewicht hat viele Ursachen
Die Ursachen für Übergewicht sind vielschichtig – jedoch lassen sich fehlende oder zuwenig Bewegung, ungesundes Essen und falsches Ernährungsverhalten als „Kernprobleme“ verorten. Ein Lebensmittelkonzern hat zum Beispiel vor kurzem erhoben, dass der Zuckerkonsum in Österreich viel zu hoch ist. Pro Tag nimmt ein Österreicher 90 Gramm Zucker zu sich im Jahr sind das 33 Kilogramm und doppelt so hoch wie die Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) als Grenzwert empfiehlt.

- Österreich ist zu viel Zucker - jährlich werden 33 Kilogramm Zucker eingenommen.
- Foto: Symbolbild Unsplash
- hochgeladen von Johanna Janisch
Die Neigung zum Übergewicht wird schon früh gestellt und zu dicke Kinder von heute sind kranke Erwachsene von morgen. Eine Lebensstiländerung funktioniert aber nur längerfristig. Dafür hat man mit dem Gesundheitsprojekt „easykids“ in Salzburg eine umfassende Strategie ausgearbeitet.
Angeboten wird das Projekt „easykids“ von der Österreichische Gesundheitskasse in Kooperation mit dem Land Salzburg in allen Salzburger Bezirken.
Umgesetzt wird dasProjekt von der AVOS. „easykids“ unterstützt die Betroffenen, ihren Lebensstil hin zu mehr Bewegung und gesünderer Ernährung zu verändern. In der Form ist das Projekt das größte
und umfassendste Gesundheitsprojekt für Kinder und Jugendliche mit Übergewicht
sowie deren Eltern in Österreich.
"Wir haben lange daran gearbeitet das Projekt auf Kurs zu bringen. Zielgruppe vier bis vierzehn Jahre. Gerade bei den Kleineren sind die Eltern ein entscheidender Part. Bei den Elf bis vierzehnjährigen sind die Eltern auch ein wichtiger Part aber nicht so intensiv eingebunden. Das Kursprogramm umfasst 30 Wochen. Wöchentlich gibt es eine Kurseinheit. Wir haben zusammen mit zwölf Experten aus den unterschiedlichsten Felder ein Programm ausgearbeitet. Der Kursablauf an sich beginnt mit einer Startveranstaltung am 5. Oktober. Im Laufe der Woche folgen weitere Startveranstaltungen in Salzburg. Ab dann geht es los mit den wöchentlichen Einheiten. Auch Kochworkshops sind eingebaut – es geht um das gemeinsame Erleben – auch Outdoorevents sind organisiert um aufzuzeigen das man auch im Freien Sport treiben kann. Abschließend nach den 30 Wochen gibt es eine Abschlussveranstaltung. Es besteht die Möglichkeit das eine Psychologin indivdiuell ansetzt in den Familien. Nach diesen 30 Wochen ist es nicht vorbei – wichtig ist die Nachbetreuung. Hier haben wir uns überlegt das weitere aufsuchende Besucher in den Familien ermöglicht werden und auch Stammtische zum Austausch", so Projektleiterin und Geschäftsführung der AVOS Angelika Bukovski.
Zusätzlich zu den Kursen besuchen Psychologen die Familien zu Hause und analysieren die Gegebenheiten. Auch nach den 30 Wochen wird die Unterstützung noch fortgesetzt. Für die regelmäßige Teilnahme gibt es Belohnungen in Form von Gutscheinen für Gesundheitseinrichtungen im Land. Alle niedergelassenen Ärzte und Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde in Salzburg sind in das Projekt eingebunden.
Kein Unterschied zwischen Stadt und Land
Auffallend ist, dass es entgegen herkömmlichen Annahmen bei Übergewicht keinStadt-Land-Gefälle gibt. Es sind alle Regionen, der urbane, suburbane und dörfliche Raum ähnlich gleich hoch betroffen. Und: Menschen mit Migrationshintergrund und schlechteren sozio-ökonomischen Verhältnissen sind stärker betroffen – aber nicht ausschließlich. Das Thema „Übergewicht“ ist auch in der Mitte der Gesellschaft längst angekommen. Unterstützung bei ihrem Projekt erhält die AVOS aber nicht nur durch die Regierung. Die Supermarktkette Spar beteiligt sich mit der "Zucker raus - Kampagne." Außerdem ist die Werbung für hochkalorische Lebensmittel wie Süßigkeiten im Fernsehen gesetzlich verboten.
Auf Facebook und Instagram wird „easykids“ professionell begleitet und die Zielgruppen direkt angesprochen. Das Gesamt-Projekt erstreckt sich über vier Jahre, rund vier Millionen Euro hat die ÖGK dafür eingeplant. 200 Kinder, Jugendliche und deren Eltern können pro Jahr an den Kursen von „easykids“ teilnehmen.
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