Radfahrer "an den Rand" gedrängt
Mobilität — derzeit keine Wende in Sicht
Die Radfahrer stehen nicht im Zentrum des Verkehrs, so die Fahrradaktivisten Erik Schnaitl, Obmann vom Verein "fairkehr" und Bernhard Kreuzer, von der Radlobby Salzburg. Beide wollen den Salzburger Radverkehr stärken.
SALZBURG. Die Idee einer Bike-Night, einer Fahrradtour bei Nacht, schwirrte Erik Schnaitl bereits seit zehn Jahren im Kopf herum. Im Juli fand die rund 15 Kilometer lange Radtour durch die Stadt in Zusammenarbeit mit der Radlobby Salzburg und dem Aktionsbündnis Mobilitätswende statt.
200 Radfahrer und Radfahrerinnen nahmen daran teil. Man hätte allerdings auf eine größere Masse gehofft: "Um Druck auf die Politik auszuüben, braucht es mehr", argumentiert Schnaitl. Er verlangt weitaus mehr Schritte, um den Radverkehr zu attraktivieren.
Radfahrer sind in der Stadt benachteiligt
Handlungsbedarf sieht Schnaitl bei der Ampelschaltung, wo Radfahrende gegenüber den Autofahrern im Nachteil seien. "Der Grünphasenanteil ist deutlich kürzer als von den Autofahrern", kritisiert Schnaitl. Nicht nur die Fahrradfahrer und Radfahrerinnen, sondern auch die Fußgänger und Fußgängerinnen seien hier betroffen.
Dabei sei der Fußgänger und die Fußgängerin laut Schnaitl der wichtigste Verkehrsteilnehmer. Den Obmann nervt es, wenn Radler in der Linzergasse Fußgänger anklingeln – schließlich hätten hier die Fußgänger und Fußgängerinnen Vorrang. Auch Bernhard Kreuzer von der Radlobby Salzburg bemängelt das fehlende Radverkehrskonzept und unterstellt den Verantwortlichen, dass sie sich für das Auto entscheiden, wenn es heißt: Auto oder Fahrrad.
"Es braucht ein klares Signal, damit Radfahrern der Vorzug gegeben wird." Bernhard Kreuzer
Mehr Platz für das Rad soll her
Um eine Verkehrswende herbeizuführen, nütze es nicht, das ÖPNV-Netz (öffentlicher Personennahverkehr) auszubauen.
Der Vorstand der Radlobby fordert, das Radfahren dem Autofahren vorzuziehen. Die "Benzin-Frei-Tage" seien für ihn zwar "schön und nett, aber irgendwann ist das wieder vorbei."
Das Auto als alleinige Nutzung hinterfragen
"Warum muss ich mit dem Auto bis zur Tür der Schule fahren?", fragt sich Schnaitl und regt an, dass man anfangen müsse, zu überlegen, welchen Stellenwert das Auto einnimmt. Er sagt ganz klar: "Weder das Auto per se ist böse, noch ist alles, was auf Schiene fährt, gut."
Der Fahrradaktivist appelliert an ein kritisches Hinterfragen von Bauprojekten, wie dem Ausbau von "S-Link" — aus seiner Sicht, "eine Katastrophe", schließlich mache die damit versprochene Verkehrsverlagerung von der Straße hin zum öffentlichen Verkehr das System nicht automatisch effizienter.
"Man hat das Gefühl, die Stadtplanung macht Pläne durch die Windschutzscheibe." Erik Schnaitl
Zusätzlich fehle das Geld, das man hier verwenden würde, an anderer Stelle. Seiner Meinung nach könnte man stattdessen kostengünstiger in die Fahrradinfrastruktur investieren, den Individualverkehr beschränken und den Stundentakt der Busse ins Umland ausbauen.
Der Helm ist zu wenig Sicherheit für das Radfahren
Natürlich bringe der Helm etwas, aber Fahrradsicherheit hänge mit vielen Faktoren zusammen, wie Schnaitl erklärt.
Um Radfahrern auf der Straße das Gefühl von Sicherheit zu geben, wäre eine Reduzierung der Geschwindigkeit – ein 30er-Tempolimit im Straßenverkehr – vonnöten, sowie die Entflechtung von Fußgängern und Radfahrer. "Je mehr Radfahrer auf der Straße sind, um so sicherer wird es. Das setzt ein Zeichen für Autofahrer", schließt Kreuzer.
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