Projekt "futureBloc-Salzburg"
Recycling-Wandaufbau mit natürlichen Dämmstoffen
Das Projekt „futureBloc – Salzburg“ forscht an einem mineralisch biologischen Wandaufbau, der zu 100 Prozent kreislauffähig ist und der absolute Unabhängigkeit von globalen Lieferketten bieten soll. Mittwochnachmittag wurde das Projekt von den Kooperationspartnern vorgestellt und der nahe an die Serienfähigkeit herangeführte Prototyp vorgezeigt.
SALZBURG, KUCHL. Unter dem Motto "Bauen in der Zukunft“ wurde am vergangenen Mittwoch im Maker Space Salzburg das Projekt "FutureBloc-Salzburg" vorgestellt. Das Projekt forscht an nachhaltigem Recycling-Wandaufbau mit natürlichen Dämmstoffen und ist eine Kooperation von Salzburg Wohnbau, der Fachhochschule Campus Kuchl und den Firmen- und Forschungspartnern Deisl Beton, Ehrensberger Recycling, Leube, IsoSpan, Baumit und der Bautechnischen Versuchs- und Forschungsanstalt Salzburg.
Notwendigkeit der Veränderung
Unberechenbare Lieferabhängigkeiten und die Preisschwankungen der letzten Jahre sowie massiven Kohlenstoffdioxid-Belastungen würden Veränderungsnotwendigkeiten in der Bauwirtschaft zeigen. "Die Abkehr von der linearen Wirtschaft in eine vernünftige stark auf regionale Stäken gestützte Wirtschaft ist notwendig, um zukunftsfähig zu werden", so Roland Wernik, Geschäftsführer des Salzburg Wohnbau. "Das Projekt 'futureBloc-Salzburg' ist eine der Antworten, die uns in die richtige Richtung führen."
Und für den Geschäftsführer der Fachhochschule, Dominik Engel, ist klar, dass Innovation eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Gesellschaft spielt. „Die interdisziplinäre und praxisnahe Forschung ist eine große Stärke der Fachhochschule Salzburg. Die anwendungsnahe Forschung ermöglicht die stärkere Nutzung von biogenen Materialien, indem sie ihre Eigenschaften verbessert, ihre Herstellung optimiert und ihre Einsatzmöglichkeiten erweitert", so Engel.
Wiederverwertung von Baumaterialien
Im Zuge des Rückbaus von Gebäuden habe man festgestellt, dass nicht nur Beton anfällt, sondern auch Holz und andere Abbruchmaterialien. Beim Projekt "futureBloc-Salzburg" geht es deshalb darum, eine größtmögliche Nutzung dieser bereits vorhandener Sekundärstoffe anstelle von "frischen" Material zu erreichen. „Gemeinsam mit den regionalen Partnerunternehmen haben wir zementgebundene Mantelbausteine mit einem hohen Anteil an recyceltem Abbruchmaterial entwickelt", erklärt Hermann Huber, Leiter des Projekts "Department Green Engineering and Circular Design" am Campus Kuchl der Fachhochschule Salzburg. "Diese wurden zudem mit regional hergestellten Dämmstoffen kombiniert. Als Beton kommt Recyclingbeton zum Einsatz. Auch in der Verklebung wurden biobasierte Klebstoffe - Tanninschäume - in der Anwendung getestet.“
Kreislauffähiger Wandaufbau
Um Lieferabhängigkeiten weitestgehend zu reduzieren wurde von den Kooperationspartnern ein Wandaufbau entwickelt, der zu 100 Prozent aus wiederverwertbaren, heimischen Stoffen hergestellt ist. Der zentrale Teil für diesen Wandaufbau kommt aus dem Holzbeton Mantelstein. Das ist ein recycleter Betonkern unter Einsatz des neuen CO2-reduzierten "Green Tech Zements". Dazu kommen eine gepresste Dämmplatte aus Grünschnittfasern und ein voll mineralischer Drei-Lagen-Putz. Schon in der Vergangenheit hätten sich diese Teile des Wandaufbaues länderübergreifend bewährt, was der Grund für die Verfügbarkeit der Sekundärstoffe sei.
Beton und Zement: Umweltbelastung oder Kreislauffähig
Momentan sei Beton nach Wasser der am häufigsten verwendete Stoff und ihm würden gemeinsam mit seinem Bindemittel Zement je nach Betrachtungsweise 6 bis 8 Prozent des globalen Kohlenstoffdioxidausstoßes nachgesagt werden, erklärt der Geschäftsbereichleiter Norbert Schaumburger für den Verkauf bei der Firma Leube. Jedoch wäre, Schaumburger zufolge, der Kohlenstoffdioxid Gehalt pro Tonne Zement nirgendwo so niedrig wie in Österreich - "nämlich bei 530 Kilogramm pro Tonne Zement".
Und auch Christopher Deisl von Deisl Beton führt an: "Beton ist über Jahrzehnte technologisch optimiert worden und ein wunderbares Produkt, das in jede Form gebracht werden kann, mit dem man die verschiedensten Bauten bewerkstelligen kann, und das am Ende des Tages auch wieder rückgebaut und fast vollständig recycelt werden kann." Der Ansatz der Firma Deisl Beton sei es, die mineralischen Baustoffe, die von Baubetrieben zurückkommen, wieder so in den Kreislauf einzuführen, dass sie wieder gleichwertige Verwendung finden. "Damit die Abrissstoffe einer Mauer wieder zu einer Mauer werden."
Firma Leube: Nachhaltiger Zement
Kreislaufwirtschaft ist für die Firma Leube schon seit Jahren ein großes Thema. Während die österreichische Zementindustrie sich verpflichtet hat bis 2050 CO2-neutral zu werden, möchte die Firma Leube dieses Vorhaben schon bis 2038, wenn das Zementwerk ihr 200-jähriges Bestehen feiert, umsetzten. "Der erste Meilenstein ist unser neuer um 25 Prozent CO2-reduzierter Zement, der in diesem Projekt, wie auch schon in vielen anderen Projekten, zum Einsatz kommt", erklärt Norbert Schaumburger, Geschäftsbereichsleiter Verkauf im Zementwerk Leube. Wenn rund 80 Prozent des neuen Zements verwendet werden, könne, so Schaumburger, die CO2-Bilanz des gesamten Bundeslandes Salzburgs um rund 1,5 Prozent verbessert werden.
Baumit: Regionale Putze
Die Firma Baumit hat es sich zur Aufgabe gemacht ihre Inne-, Außen- und Fassadenputze so ökologisch und ökonomisch wie möglich herzustellen und anzuwenden. "Unsere Produkte kommen zum Teil aus Bad Ischl und aus Wien und sind auf Kalkbasis hergestellt", erklärt Josef Hettegger von der Firma Baumit. Da die regionalen Produkte, wie Hettegger erklärt, ohne künstlichen Fasern hergestellt werden und auch keine Armierungsgitter zum Einsatz kommen, brauchen sie jedoch Zeit zum Austrocknen. "Dafür sind unsere Produkte zu 100 Prozent recyclebar", so Hettegger.
IsoSpan: Mehr Holz im Wohnbau
Der Forderung nach mehr Holz im Wohnbau ist Rechnung getragen worden, wie der Geschäftsführer Herbert Schilcher des Baustoffwerks IsoSpann aus Ramingstein informiert: "Dieser Wandaufbau hat über 70 Prozent Holzanteil und alle bautechnischen sowie wirtschaftlichen Eigenschaften werden damit erfüllt."
Ehrensberger: Kreislauffähiger Dämmstoff
"Der Sekundärbaustoff, das Holz im Dämmstoff, wird bei uns zerfasert, kompostiert und aufbereitet", erläutert Christian Ehrensberger von der Firma Ehrensberger Recycling. Derzeit würde noch sehr viel Isolation mit Asbestplatten gebaut. In Zukunft will man aber plastikfreien Dämmstoff herstellen, der wieder zurückgenommen werden kann und aus dem am Ende seines Lebenszyklus' Blumenerde hergestellt werden kann. "Uns ist es ganz wichtig, dass man den Baustoff, den man in den Kreislauf bringt, auch wieder zurücknehmen kann, ohne das Sondermüll produziert wird."
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