kids-line Salzburg
"Ein Anker, der Kindern Halt und Struktur gibt"
Die "kids-line" verzeichnet einen Anstieg bei Beratungen. Die zentralen Themen sind Gewalt und Einsamkeit.
SALZBURG. Es sind gerade diese "besonderen Tage" wie Geburtstage oder eben die Weihnachtszeit, in denen bei Kindern und Jugendlichen die Einsamkeit besonders schwer wiegt. "In dieser Zeit erleben sie deutlich, was sie eben alles nicht haben", sagt Theresa Schimke, Koordinatorin der "kids-line".
Gemeint sind damit weniger materielle Dinge, vielmehr geht es um die Geborgenheit in der Familie, ein intaktes soziales Umfeld, das Gefühl des Angenommen-Werdens, an dem es oft mangelt. Unterstützend zur Seite stehen und zuhören wollen hier die Mitarbeiter der "kids-line", die einen Teilbereich der Telefonseelsorge bildet und speziell für Kinder und Jugendliche da ist. Agiert wird sehr niederschwellig via Chat oder Telefon, anonym und ohne Registrierung.
Kontinuierlicher Anstieg
Im November hat die "kids-line" mit 3.000 Anfragen einen neuen "Rekord" erreicht. "Mit dem ersten Lockdown 2020 gab es einen massiven Anstieg. Seither sehen wir einen kontinuierlichen Anstieg", sagt Schimke. Die Jüngsten sind acht Jahre, der Großteil Kinder ab zehn Jahren, vor allem Mädchen. "Es sind die Einsamkeit sowie alle Formen der Gewalt, von häuslicher bis zu psychischer Gewalt, mit denen die Kinder und Jugendlichen zu kämpfen haben. Und leider sehen wir auch, dass Selbstverletzungen bei jungen Kindern unter 14 Jahren angestiegen sind. Auch suizidale Gedanken werden öfter geäußert", führt Schimke aus.
Dass die Zahl an Kindern, die an psychischen Erkrankungen leiden, gestiegen ist, zeige sich auch bei der "kids-line". "Wir erstellen natürlich keine Diagnosen, wir sind auch kein Therapie-Ersatz. Unsere Aufgabe ist das Zuhören und das Beraten. Aber ja, wir merken schon, dass depressive Verstimmungen oder soziale Ängste mehr geworden sind", so Schimke.
Ehrenamtliche Mitarbeiter
Im Bedarfsfall wird von der "kids-line" ein "Experten-Chat" eingerichtet, in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft und dem Gewaltschutzzentrum. "Etwa, wenn es um das Thema Gewalt geht. Da sind dann Experten im Chat mit dem jeweiligen Kind dabei. Es geht dann darum, Brücken zu schlagen, die Kinder mit einer entsprechenden Fachstelle zusammenzubringen. Wir bieten die Optionen an; wenn sich ein Kind dazu entscheidet, findet der Erstkontakt anonym bei uns im Chat statt", erklärt Schimke.
Rund 80 ehrenamtliche Mitarbeiter sind bei der "kids-line" tätig, der Bedarf wäre jedoch höher. "Voraussetzung ist, dass man eine facheinschlägige Ausbildung hat beziehungsweise in Ausbildung ist", so Schimke, die selbst seit 2019 bei der "kids-line" ist und neben ihrer Funktion als Koordinatorin auch als Beraterin ehrenamtlich mitarbeitet.
Struktur und Halt geben
Sie sieht die "kids-line" als "niederschwelligen, sicheren Ort, als rettenden Anker, der den Kindern Struktur und Halt geben will. Es geht darum, Vertrauen aufzubauen, da zu sein und zu stabilisieren. Wir bezeichnen es als ‚Vertrauens-Raum’, wo die Kinder ihre Sorgen ablegen können und ein Gefühl des Angenommen-Werdens bekommen", erklärt Schimke. Die "kids-line" ist an 365 Tagen im Jahr jeweils von 13 bis 21 Uhr unter der Nummer 0800/234 123 erreichbar.
Einen Bericht zur Telefonseelsorge findet ihr hier:
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