Maskenbildnerin
Im Theater wird "auf Entfernung" geschminkt

- Mit viel Akribie und Fingerfertigkeit arbeitet die 32-jährige Julia Hanghofer an der Anfertigung von Perücken, Bärten und Make-up.
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Als Maskenbildnerin am Salzburger Landestheater ist Julia Hanghofer auch so etwas wie eine "Verwandlungskünstlerin". Die Realität abzubilden und Masken zu bilden, die man nicht sehen darf, ist dabei meist die größere Herausforderung als plakativ zu arbeiten.
SALZBURG. Pinsel, Schere und viele weitere Utensilien verteilen sich quer über den Arbeitstisch, an dem Julia Hanghofer gerade mit viel Akribie an einer Perücke arbeitet. Die 32-Jährige ist ausgebildete Maskenbildnerin und stellvertretende Leiterin der Maske am Salzburger Landestheater.
"Gerade arbeiten wir in der finalen Phase für die Stücke ‚Der Kirschgarten’ und ‚Anthropozän’, die im April und Mai ihre Premiere feiern. Für Ersteres werden gerade die Glatzen hergestellt"
, schildert Hanghofer, die seit elf Jahren am Landestheater arbeitet und sich auf die Herren-Maske fokussiert hat.

- Die 32-jährige Julia Hanghofer ist ausgebildete Maskenbildnerin und stellvertretende Leiterin der Maske am Salzburger Landestheater.
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Erstes Werk für "La Cenerentola"
Für Make-up habe sie sich schon früh interessiert; auf das Musische Gymnasium folgte eine Visagisten-Ausbildung und die Frage: Wo und in welchen Bereichen kann ich mit Make-up arbeiten? "Ich habe mich dann am Landestheater beworben für ein Praktikum und hatte so die Möglichkeit, tief in die Praxis eintauchen zu können", so Hanghofer. Ihr erstes Werk habe sie noch gut in Erinnerung.
"Das war für ‚La Cenerentola’ von Gioachino Rossini, da durfte ich beim Make-up mitarbeiten."
Ihre große Begeisterung gilt vor allem den Perücken, Bärten, Toupets und dem Anfertigen von Glatzen.

- Julia Hanghofer arbeitet mit viel Akribie an der Anfertigung von Perücken und Frisuren.
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"Viele Menschen unterschätzen, wie sehr man auch männliche Darsteller durch eine Perücke oder einen Bart verwandeln kann. Bei uns wird zu 90 Prozent alles von Hand gemacht, es steckt sehr viel Arbeit dahinter, Perücken zu knüpfen und jedes Mal neu zu frisieren. Das Publikum sieht das Endprodukt auf der Bühne, aber sehr sehr viel Arbeit passiert in den Werkstätten, wo alles angefertigt und vorbereitet wird", erklärt Hanghofer, für die ein gut funktionierendes Team elementar ist, damit etwas Gutes entstehen kann.
"Im Theater laufen so viele Schnittstellen zusammen – ohne eine gute Kommunikation zwischen den einzelnen Bereichen, vom Regisseur bis zum Kostümbildner, Ausstatter und den einzelnen Darstellern, würde es nicht funktionieren."

- Das Salzburger Landestheater ist der Arbeitsplatz von Julia Hanghofer.
- Foto: Neumayr/Leo
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Auf einzelne Darsteller anpassen
Neben Teamfähigkeit seien Kreativität und ein Sinn für Ästhetik wichtig für diesen Beruf. "Es kommt immer auf den Kostümbildner an, manche haben sehr genaue Vorstellungen, wie die Frisur der Darsteller aussehen soll, wie sie geschminkt werden sollen. Dann geht es darum, gemeinsam zu schauen, ob die Vorlagen für den einzelnen Darsteller auch so umsetzbar sind, anhand der Proben merkt man dann sofort, ob es so passt oder etwas geändert werden soll. Wenn man aber schon lange mit jemandem zusammenarbeitet, kommt es immer wieder vor, dass wir relativ freie Hand haben, was das Make-up betrifft, und dann unsere Vorschläge zeigen", gibt die 32-Jährige einen Einblick in ihre Arbeit.
Kleine "Hoppalas" passieren
Ob es mitunter auch einmal zu kleinen Hoppalas kommt? "Das kann schon vorkommen, Theater ist live und echt, es ist authentisch und da kann das schon einmal vorkommen", so Hanghofer schmunzelnd. "Ich erinnere mich an eine Aufführung bei ‚Spamalot’, das an sich ja schon ein sehr lustiges Stück war. Einem männlichen Darsteller ist während der Vorstellung die Hose runtergerutscht, als er auf eine Mauer gesprungen ist. Da mussten die anderen Darsteller dann so lachen, dass letztendlich dieser Funke auch auf das Publikum übergesprungen ist und es Szenen-Applaus für diese ‚besondere Einlage’ gab", verrät Hanghofer mit einem Augenzwinkern.

- "The Rocky Horror Show" gehört auch zu jenen Stücken, an die sich Maskenbildnerin Julia Hanghofer gerne erinnert.
- Foto: Anna-Maria Löffelberger
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Neben "Spamalot" sind ihr viele weitere Stücke in Erinnerung geblieben. "Da gibt es einige, etwa ‚Der Talisman’, die ‚Rocky Horror Show’ oder aktuell ‚Amadeus’, wo es sehr aufwendige Frisuren gibt, um nur ein paar zu nennen", sagt Hanghofer.
"Im Theater müssen wir 'auf Entfernung' schminken"
Sie räumt auch mit einem oft verbreiteten Irrglauben auf: "Die wahre Königsdisziplin ist es, Masken zu bilden, die man nicht sehen darf, die nicht plakativ sind. Die Realität so abzubilden, dass das Make-up und die Frisur optimiert, aber eben wie von Natur geschaffen aussehen, ist wesentlich herausfordernder. Und was man im Theater unbedingt bedenken muss: Die Bühne hat eine Fern-Wirkung, es wird also ‚auf Entfernung’ geschminkt. Das heißt, dass oftmals Wunden, Verletzungen oder Narben aus der Nähe betrachtet unrealistisch, aber in der Ferne aus Sicht des Publikums täuschend echt aussehen. Das gilt auch beim Schneiden von Perücken, manchmal hat Perücken-Schneiden etwas von Hecken-Schneiden, die Grundform muss stimmen, sodass auch das Publikum in der letzten Reihe noch dasselbe Bild hat", sagt Hanghofer, die beim Spazierengehen mit ihrem Hund Timo und beim Lesen Energie tankt und so den Kopf für neue kreative Ideen freibekommt.

- Die 32-jährige Julia Hanghofer ist ausgebildete Maskenbildnerin und stellvertretende Leiterin der Maske am Salzburger Landestheater.
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"Ich gehe selten mit vorgefertigten Vorstellungen oder Klischees, wie eine bestimmte Figur aussehen sollte, in eine neue Produktion hinein. Da ertappe ich mich eher beim Lesen von Büchern dabei, dass ich mir in meiner Phantasie ausmale, wie diese Figuren aussehen könnten", fügt Hanghofer hinzu.
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