Der Schalldämpfer der Nation
Axel Corti: Das Leben eines Universalgenies

Filmpräsentation der Dokumentation "Axel Corti - Der scharfe Beobachter". Rechts im Bild: Cecily Corti im Gespräch mit ORF-Landesdirektorin Mag. Waltraud Langer | Foto: Anna Nedorost
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Axel Corti. Ein Name, der vielen Österreicher:innen ein Begriff ist. Ob durch seine sonore Stimme in der legendären Radiosendung "Der Schalldämpfer" oder seine Regie-Arbeit, etwa für die Literaturverfilmungen "Radetzkymarsch" und "Eine blassblaue Frauenschrift" - Axel Corti war aus der österreichischen Kulturlandschaft nicht wegzudenken. Doch im Leben des Filmemachers gab neben Höhen auch Tiefen. Ein Beitrag anlässlich von Axel Cortis dreißigjährigem Todestag. 

von Manu Bhachoo

SALZBURG. Geboren wurde Axel Corti am 7. Mai 1933 in Boulogne-Billancourt bei Paris. Er selbst war jedoch kein Franzose, denn seine Eltern waren Deutsche, die aus geschäftlichen Gründen bereits nach 1928 nach Paris gezogen waren. Sie beide, Carl Edgar Fuhrman, ein Italiener und Ingeborg Kutzner, eine Deutsche, verbrachten die ersten Kindheitsjahre von Corti noch in Paris, bevor sie umzogen. Denn der Nationalsozialismus beendete jäh seine unbeschwerte Kindheit und nach vielen Ortwechseln setzten sich die Familie in der Schweiz ab. Doch hier bekam der Vater kein Asyl und musste daher in Frankreich bleiben. Er starb noch vor Kriegsende. Für die Mutter ging es danach mit Axel Corti nach Italien und Österreich. Schließlich fasste Corti in Innsbruck Fuß. Hier machte er die Matura, begann mit seinem Studium der Germanistik und Romanistik und eine landwirtschaftliche Lehre, die er aus krankheitsbedingten Gründen nicht abschließen konnte. Im Jahr 1949 besuchte er die Abendschule und begann eine Sprech- und Schauspielausbildung bei der Lyrikerin und Schauspielerin Traute Foresti.
Nach einigen Jahren beim Rundfunk wurde Corti im Jahr 1955 im ORF tätig - er leitete die Literatur- und Hörspielabteilung des ORF-Landestudios in Tirol. Bald begann er als Filmemacher zu arbeiten. Bekannt wurde er vor allem für seine mehrteilige Fernsehserie „Ringstraßenpalais“. Diese war ein großer Erfolg und machte ihn national bekannt.

Axel Corti prägte die österreichische Fernsehlandschaft. | Foto: Unsplash
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Cortis bekannteste Werke

Der Fall Jägerstätter
Mit "Der Fall Jägerstätter" verfilmte Corti das Leben des österreichischen Widerstandskämpfers Franz Jägerstätter. Dieser steht vor dem Militärgericht in Berlin behauptet, dass er nicht Katholik und Nationalsozialist gleichzeitig sein könne – und stirbt wenig später unter dem Fallbeil. Mit dieser Entscheidung stand er nämlich allein gegen seine Familie, sein Dorf und seine Kirche. Das Besondere an diesem Film ist, dass die Szenen oft durch Interviews mit Familienmitgliedern und Bekannten unterbrochen werden. Dieser Film brachte ihm internationale Anerkennung ein.

Welcome in Vienna
Der dreiteilige Fernsehfilm "Welcome in Vienna" erzählt die Geschichte von drei jungen jüdischen Männern, die während des Zweiten Weltkriegs aus unterschiedlichen Gründen aus Österreich fliehen und nach dem Krieg nach Wien zurückkehren. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten und beleuchtet verschiedene Aspekte der österreichischen Geschichte und Gesellschaft. Der Film beginnt im Jahr 1938, als die Nationalsozialisten die Macht in Österreich übernehmen. Die drei Protagonisten, Freddy Wolff, Kurt und Georg, müssen vor den Nazis fliehen und werden getrennt. Freddy und Kurt emigrieren in die USA, während Georg in die Sowjetunion geschickt wird. Die Geschichte folgt den individuellen Erfahrungen und Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind.
Nach dem Krieg kehren Freddy und Kurt nach Wien zurück, während Georg in der Sowjetunion bleibt. Der Film zeigt die Schwierigkeiten und Vorurteile, mit denen die zurückgekehrten Juden konfrontiert werden. Sie finden sich in einer Gesellschaft wieder, die versucht, die eigene Mitverantwortung am Holocaust zu verdrängen und die Vergangenheit zu verschweigen. Die Protagonisten versuchen, sich in der Nachkriegszeit zurechtzufinden und wieder ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.

Der Schalldämpfer
Viele Österreicher:innen kennen ihn noch: den Schalldämpfer. 25 Jahre lang gab es mit dieser feuilletonistischen Radiosendung jeden Sonntagmittag acht Radiominuten der sprachlichen und stimmlichen Sonderklasse, die das Musikprogramm von Ö1 unterbrachen. Hier behandelte Axel Corti Themen wie Alltagsbeobachtungen, Einblicke in seine Dreharbeiten oder das politische Tageschehen.
Bis zuletzt war Corti der Schalldämpfer ein besonderes Anliegen. Die letzte Ausgabe sprach er schon schwer atmend zwei Tage vor seinem Tod ein.

Hinter den Kulissen: Axel Corti privat

Seit 1964 war Corti mit Cecily Corti verheiratet. Gemeinsam mit ihr hatte er drei Söhne: Sebastian, Severin und Caspar Corti. Aus einer früheren Beziehung hatte er eine Tochter, Claudia Vogeler, die in Hamburg lebt. Seine Ruhe fand er, nicht immer, aber oft, in dem alten Pfarrhof von Arnsdorf, den er gemeinsam mit seiner Frau renovierte. Er starb am 29. Dezember 1993 an einer Krebserkrankung. Wie seine Frau berichtete, arbeitet er zu dem Zeitpunkt an seiner „Radetzkymarsch“-Verfilmung mit über 39°C Fieber. Er aber arbeitete weiter – mit Leidenschaft.

Axel Corti – Der genaue Beobachter

Anlässlich seines 90. Geburtstages und seines 30. Todestages zeigte der ORF Salzburg den Dokumentationsfilm von Regisseur Robert Altenburger "Axel Corti - Der genaue Beobachter, der Cortis Leben und Wirken als Intellektueller, Künstler und Privatmensch zeigt. Im Gespräch sind seine Frau Cecily Corti, sein Sohn Serverin, der ehemalige ORF-Generaldirektor Teddy Podgorski und der Musiker und Organisator des Festivals Concerti Corti, Benjamin Herzl.
Alle sind sich in einem Punkt einig: Axel Corti hat mit seinem Mut und seiner scharfsinnigen Persönlichkeit die Kulturszene Österreichs maßgeblich geprägt.

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