Inklusion: Menschen mit Behinderung arbeiten im Gastrobetrieb in KZ-Gedenkstätte Mauthausen

- Das engagierte Team des Bistro Mauthausen
- Foto: Diakoniewerk
- hochgeladen von Michael Köck
Seit 1. März 2016 sorgen acht Menschen mit Behinderung im „Bistro Mauthausen Memorial“ für das leibliche Wohl der Besucher der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und setzen ein klares Zeichen für Inklusion an diesem geschichtsträchtigen Ort.
MAUTHAUSEN/GALLNEUKIRCHEN. Mit der Eröffnung des „Bistro Mauthausen Memorial“ am 1. März 2016 setzen die KZ-Gedenkstätte Mauthausen und das Diakoniewerk ein klares Zeichen für mehr Toleranz, Inklusion und Chancengleichheit. Acht Menschen mit Behinderung bringen im Gastronomiebetrieb der KZ-Gedenkstätte Mauthausen ihre individuellen Fähigkeiten ein und sammeln - mit Unterstützung von professionellen Gastronomiefachkräften - wertvolle Erfahrungen im Arbeitsleben und sozialen Umfeld.
Unter dem Titel „bedachte Gastfreundschaft“ soll das neue Gastronomiekonzept des Diakoniewerks dazu beitragen, dass an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen Vorurteile und Barrieren abgebaut werden und ein partnerschaftliches Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung ermöglicht wird. Auch ein achtsamer und bedachter Umgang mit den vor Ort verwendeten Lebensmitteln – sprich Regionalität, Saisonalität und Einfachheit – spielt eine große Rolle.
Zeichen setzen für eine solidarische Gesellschaft
Für Gerhard Breitenberger, Geschäftsführer Diakoniewerk Oberösterreich, ist die Umsetzung dieses Modelles am Standort Mauthausen ein Meilenstein auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft: „Im Sinne der gleichberechtigten Teilhabe gehen wir von einer Gesellschaft aus, die unabhängig von Behinderung, Hautfarbe, Religion, etc. gleich an Rechten und Chancen ist. An diesem Ort setzen wir damit ein Zeichen gegen ein faschistoides Herrschaftssystem, das damals Menschen als minderwertig und lebensunwert eingestuft hat und treten damit für eine solidarische Gesellschaft ein“. „Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen erinnert uns daran, dass es einen bedachten Umgang mit unseren Ressourcen und einen achtsamen Umgang miteinander braucht“ so Breitenberger weiter.
Dort arbeiten, wo alle anderen auch arbeiten
Unter „Integrativer Beschäftigung“ werden im OÖ. Chancengleichheitsgesetz Maßnahmen „Fähigkeitsorientierter Arbeit und Aktivität“ verstanden, die außerhalb von Einrichtungen für Menschen mit Behinderung bei Kooperationsbetrieben gesetzt werden, mit Begleitung einer Fachkraft aus der Behindertenarbeit. Die Angebote sollen sich an den individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten der Menschen orientieren und eine bessere Teilhabe in der Gesellschaft ermöglichen.
Seit 2011 ermöglicht das Diakoniewerk in Kooperation mit Wirtschaftsbetrieben Menschen mit Behinderung dort zu arbeiten, wo alle anderen auch arbeiten. 40 begleitete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben bereits auf diesem Weg einen Arbeitsplatz gefunden. Die Vision von einer inklusiven Gesellschaft leitet das Diakoniewerk in der ganzheitlichen Begleitung von Menschen mit Behinderung. Mit dem passenden Angebot und einer tatkräftigen Unterstützung kann vieles gelingen, was sich Menschen mit Behinderung oft selbst nicht zugetraut hätten. Jeder Arbeitsplatz hilft ihnen somit, ihre Stärken zu entfalten und Wertschätzung zu erfahren. Sie erleben sich dadurch als wichtigen Bestandteil der Gesellschaft, an der sie teilhaben können.
Englisch als neue Herausforderung für die begleiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Für Talu Özcan ist die KZ-Gedenkstätte Mauthausen sein neuer Arbeitsplatz. Er konnte bereits Erfahrungen in einem Gastronomiebetrieb sammeln. Hier stellt er sich aber einer ganz neuen Herausforderung. Mit den vielen internationalen Besucherinnen und Besucher (200.000 Gäste pro Jahr, die Hälfte davon kommt aus dem Ausland), die die KZ-Gedenkstätte Mauthausen besuchen, muss er Englisch sprechen. „Ich bin schon so gespannt, auf die vielen Gäste, die eine andere Sprache sprechen, als ich“ so Özcan sehr zuversichtlich, dass er die sprachliche Hürde gut überwinden kann.
"Normalität zu leben"
„Für uns und auch die Menschen, die dort arbeiten, ist es ein Arbeitsplatz wie jeder andere auch. Es geht darum, Normalität zu leben und vor allem auch die Anforderungen, die ein Gastronomiebetrieb stellt, in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen professionell zu erfüllen“, sagt Breitenberger.



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