Gefleckter Schierling
Der getarnte Todesstrauch am Wegesrand

Harmloses Ried-Idyll: Vom Bärenklau, auch als "Bärentatze" bekannt, geht im Gegensatz zum Gefleckten Schierling keine Gefahr aus. | Foto: Eckhart Herbe
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Er besitzt große, dekorative weiße Blüten, kann bis zu zwei Meter hoch werden und versteckt sich inmitten zum Verwechseln ähnlich aussehender, völlig harmloser Wiesenpflanzen. Noch dazu unter solchen, die gerne auch in der Kräuterküche verwendet werden. Genau das macht ihn so gefährlich: Der gefleckte Schierling kann binnen weniger Minuten schwere Verätzungen und sogar  tödliche Vergiftungen hervorrufen.  Kürzlich tauchte die giftige Pflanze in Ried in der Riedmark auf.

RIED/RIEDMARK. Wanderer und Reiter staunten nicht schlecht: Vergangene Woche publizierte die Gemeinde Ried eine - mittlerweile wieder aufgehobene - eindringliche Warnung, verbunden mit der Sperre eines beliebten Wanderwegs, der vom Ortszentrum Richtung Marbach führt. Entlang der Strecke waren Stauden des "Gefleckten Schierlings" entdeckt worden. Bei Kontakt damit droht tödliche Gefahr für Mensch und Tier.
Der Bereich des Wanderwegs wurde mittlerweile gemäht und der Schnitt fachgerecht entsorgt. Die Landwirtschaftskammer OÖ empfiehlt wo möglich das  fachgerechte Ausstechen und Verbrennen, um auch die Verbreitung der Samen zu unterbinden. Details und persönliche Schutzmaßnahmen im Link am Beitragsende. Generell sollte man beim Wandern oder Spazierengehen entdeckte Verdachtsfälle am besten mit Fotos (auch Details wie Blüten, Blattwerk, Stängel) dokumentieren und der jeweiligen Gemeinde melden, damit diese Maßnahmen ergreifen kann. Dabei aber unbedingt direkten Kontakt mit den Pflanzen vermeiden!

Tödliches Gift führt zu Atemlähmung

Der Gefleckte Schierling ist ein Vertreter der großen Familie der Doldenblütler und zählt zu den  gefährlichsten einheimischen Pflanzen. In all seinen Bestandteilen ist der Giftstoff Coniin enthalten. Schon eine Dosis von einem halben bis einem Gramm ist für Erwachsene tödlich. Einem Brennen in Mund und Rachen folgen Brechreiz, Sehstörungen, Verlust des Sprech- und Schluckvermögens. Die Muskeln verkrampfen sich, bis durch Atemlähmung bei vollem Bewusstsein der Erstickungstod eintritt. Eine wahrlich schauderhafte Art, das Leben zu verlieren. Wer in der Schule in Geschichte aufgepasst hat, erinnert sich an die Hinrichtung des griechischen Philosophen Sokrates, dem man "Gottlosigkeit und Gefährdung der Jugend" vorwarf. Ihm reichte man "den Schierlingsbecher" - eine gängige Praxis in der Antike. Genau von diesem Giftcocktail ist hier die Rede.

Verätzungen durch Pflanzensaft

Nicht minder gefährlich ist auch der Kontakt mit dem Pflanzensaft, wenn Stängel oder Blätter verletzt werden. Das Gift reagiert mit UV-Licht auf der Haut, sehr schmerzhafte brandblasenähnliche Verätzungen entstehen. Sie sind vergleichbar mit den Auswirkungen bei Kontakt mit dem optisch ähnlichen und ebenfalls zu den Doldenblütlern gehörenden Riesenbärenklau (MeinBezirk berichtete bereits 2016 hier). Beide Pflanzen stammen ursprünglich aus dem Kaukasus und wurden nach Europa und Nordamerika eingeschleppt. Das Gift bleibt auch in den abgeblühten und vertrockneten Samenständen erhalten.

Hohe Verwechslungsgefahr mit harmlosen Arten

Die Gefahr geht vor allem von Verwechslungen aus. Der Gefleckte Schierling sieht völlig harmlosen Vertretern der gleichen Pflanzenfamilie wie etwa dem heimischen Wiesenkerbel,  dem Wiesenbärenklau (im Volksmund auch Bärentatze genannt) oder der Wilden Möhre zum Verwechseln ähnlich. Ebenso aber auch neben dem Riesenbärklau der ebenfalls giftigen Hundspetersilie. Beim Lokalaugenschein fand der Autor auf wenigen Quadratmetern gleich mehrere, einander täuschend ähnliche Arten, allerdings ausschließlich harmlose.
In vielen Fällen können nur Experten anhand minimaler Unterscheidungsmerkmale bei Blüten, Blattwerk und Stängeln giftige von ungiftigen Doldenblütlern auseinanderhalten. Erschwerend kommt hinzu, dass alle das gleiche Biotop bevorzugen und oft friedlich nebeneinander wachsen: Saftige, nährstoffreiche Wiesen zählen ebenso dazu wie Schutt- und Brachflächen, Feldraine und Gewässerufer. Das kann auch bei Weidetieren zu Vergiftungen führen, wenn der Schierling ins Heu oder die Silage gerät. Ebenso können sich stöbernde Hunde durch Kontakt mit Blättern und Stängeln Verätzungen zuziehen. Und natürlich auch Menschen beim Pflücken eines Wildblumenstraußes oder beim Kräutersammeln.

Erkennungszeichen: Beißender Uringeruch

Aus Sicherheitsgründen gilt daher Ähnliches wie beim Schwammerlsuchen: Wer sich nicht hundertprozentig sicher ist, welche Pflanze er gerade vor sich hat, sollte um diese Doldenblütler besser einen großen Bogen machen und sie schon gar nicht essen!
Zwei wichtiges Warnzeichen weisen klar auf den Gefleckten Schierling hin. Wie der Name sagt, ist der untere Stängel rot-grün gesprenkelt. Das kann allerdings bei Jungpflanzen noch nicht gut sichtbar sein. Weit auffälliger ist jedoch der penetrante Gestank, mit dem die Giftpflanze vor sich warnt:  Werden ihre Laubblätter verletzt oder die Samen gerieben, entfaltet sich ein sehr unangenehmer, stark nach Mäuseurin stinkender Geruch.

Wichtige vertiefende Informationen:

Harmloses Ried-Idyll: Vom Bärenklau, auch als "Bärentatze" bekannt, geht im Gegensatz zum Gefleckten Schierling keine Gefahr aus. | Foto: Eckhart Herbe
Mit etwas kleineren, aber sehr ähnlichen Blüten und eher gefederten Blättern ist der Gefleckte Schierling hingegen ein hochgiftiger Doppelgänger von Wiesenbärenklau und Wiesenkerbel. | Foto: AGES
Auffälliges Kennzeichen des hochgiftigen Gefleckten Schierlings sind der rotfleckige Pflanzenstängel und der penetrante Geruch nach Mäuseurin. | Foto: LWK OÖ, Christian Grasböck
Mit ebenfalls gefiederten Blättern und fast identischen Blüten ist der Wiesenkerbel dem Gefleckten Schierling von allen harmlosen  Doppelgängern  am ähnlichsten. | Foto: Eckhart Herbe
Harmlos und ein gesundes Wildkraut ist die mit den Karotten verwandte wilde Möhre. | Foto: Eckhart Herbe
Ebenso harmlos und gerne zum Füttern von Tieren gepflückt ist der Wiesenbärenklau mit seinen fleischigen Blättern. | Foto: Eckhart Herbe

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