Wärmeschutz mit Hanf

- <b>Kleben, schneiden, verdübeln:</b> Verarbeitung wie bei EPS und Mineralwolle. Unterschiedlich ist nur das Gewicht der Platten.
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Einzigartig: Die Putzträgerplatte aus Hanf gibt es am Markt nur von der Perger Firma Synthesa.
PERG. Eine Hanfdämmung für die Sparrendämmung gibt es seit längerer Zeit. Aber eine Putzträgerplatte aus Hanf gibt es nur bei Capatect, einem Unternehmen der Synthesa-Gruppe. Erste Gebäude wurden vor zehn Jahren mit einem Vorläufer der heutigen Hanfplatte gedämmt. Die große Markteinführung war 2013. "Die Vorteile beginnen beim An- und Abbau des Rohmaterials, das im niederösterreichischen Hanftal gewonnen wird", sagt Verkaufsleiter Wolfgang Folie. So sind kurze Transportwege sichergestellt. "Im eingebauten Zustand hebt sich die Hanffaserplatte von anderen Produkten nicht nur durch bessere Schallschutzeigenschaften ab, auch im Bereich Diffussionsoffenheit brilliert der Dämmstoff. Dies führt zu einem besseren und konstanteren Wohnraumklima", so Folie. Dazu können Platten bedenkenlos recycelt werden. Der Preis? Da alle anderen Materialkomponenten gleich bleiben, unterscheidet sich das Hanfsystem nur durch den Mehrpreis der Platte. Grundsätzlich könne man eine Hanfdämmung nicht mit Standarddämmung mit weißem EPS vergleichen. Verglichen mit einer Mineralwoll-Dämmung wird man bei einem Einfamilienhaus mit rund 200 m² Fassadenfläche mit 1000 Euro Mehrkosten rechnen müssen.
Interview mit Verkaufsleiter Wolfgang Folie
BezirksRundschau: Seit wann sind die Hanfplatten bei Synthesa im Angebot?
Wolfgang Folie: Erste Gebäude wurden schon vor rund 10 Jahren mit einem Vorläufer der heutigen Hanfplatte gedämmt und diese Gebäude stehen noch heute sprichwörtlich wie neu da. In den letzten Jahren wurde vor allem an der Logistik und Verfügbarkeit der Platten kontinuierlich gearbeitet.
Ist das Angebot einzigartig?
Ja, in dieser Form ist diese Platte einzigartig. Eine Hanfdämmung für die Sparrendämmung gibt es schon seit längerer Zeit. Aber eine sog. Putzträgerplatte aus Hanf gibt es nur in unserem System. Wir können aber beide Arten der Dämmung über unser Sortiment abdecken.
Wie kam es zu dieser Idee?
Der Wunsch nach nachwachsenden und nachhaltigen Dämmmöglichkeiten besteht schon lange. Erste Versuche mit Schafwolle oder Schilfmatten gab es bereits in den späten 90er Jahren. Diese Lösungen konnten aber aus konstruktionstechnischen Gründen kein Putzträgersystem, sprich ein geschlossenes Wärmdämm-Verbundsystem, bieten. So lag es nahe, die ersten Versuche mit unserer Hanfplatte zu perfektionieren. Mit dieser Hanfplatte gelang es schlussendlich eine Fassadendämmung zu entwickeln, welche alle wichtigen Anforderungen, wie Diffussionsoffenheit, Druckfestigkeit, Maßgenauigkeit, etc. erfüllt.
Welche Vorteile bieten die Hanfplatten?
Die Vorteile beginnen schon beim Anbau und Abbau des Rohmaterials, welches im niederösterreichischen Hanftal gewonnen wird. So sind sehr kurze Transportwege vom Anbau bis zum Einbau sichergestellt. Im eingebauten Zustand hebt sich die Hanffaserplatte von den anderen Produkten nicht nur durch deutlich bessere Schallschutzeigenschaften ab, auch im Bereich Diffussionsoffenheit brilliert dieser Dämmstoff im Vergleich zu anderen Dämmstoffen. Dies wiederum führt zu einem besseren und konstanteren Wohnraumklima. Abgerundet wird der Reigen der Vorteile, falls überhaupt notwendig, mit der Entsorgung der Platten. Sie können bedenkenlos recycelt werden.
Wie gut ist die Markteinführung gelaufen?
Die großangelegte Markeinführung war eigentlich mit Saisonstart 2013. Grundsätzlich ist so eine Art der Produkteinführung nicht ganz unproblematisch, da Neuerungen in dieser Branche meist skeptisch betrachtet werden. Dazu kommt natürlich der etwas höhere Preis für so ein Produkt. Im 1. Jahr ist es uns gelungen in jedem Bundesland Objekte zu verwirklichen. Im abgelaufenen Jahr 2014 ist uns eine Verdoppelung der Menge gelungen. Wichtig ist, dass die breite Öffentlichkeit von dieser neuen Art der Dämmung und deren Vorzügen erfährt. Mit unterschiedlichen Werbemaßnahmen und einem professionellen Fernsehspot zum Thema Hanffassade, als auch mit Auftritten auf diversen Häuslbauermessen wollen wir das Publikum erreichen.
Wie erfolgt die Verarbeitung der Platten beim Vollwärmeschutz?
Die Verarbeitung erfolgt grundsätzlich gleich wie bei den herkömmlichen Dämmstoffen EPS und Mineralwolle. Kleben, schneiden, verdübeln und verputzen erfolgt im gleichen Schema. Unterschiedlich zum klassischen EPS ist nur das Gewicht der Platten. Die Hanfplatte ist diesbezüglich am ehesten mit der Mineralwolle zu vergleichen. Der angenehme und wichtigste Unterschied zur Mineralwolle für den Verarbeiter ist aber, dass Hanf nicht juckt, kratzt oder staubt. Hanf fühlt sich nicht nur im eingebauten Zustand sehr angenehm und sanft an, sondern auch schon während der Verarbeitung.
Wie hoch liegen die Kosten für einen Vollwärmeschutz?
Da alle anderen Materialkomponenten grundsätzlich gleich bleiben, unterscheidet sich das Hanfsystem nur durch den Mehrpreis der Platte. Grundsätzlich kann man eine Hanfdämmung nicht mit der günstigsten Variante einer Standarddämmung mit weißem EPS vergleichen, daher ist es hier sehr schwer eine glaubwürdige Aussage zu treffen. Verglichen mit einer Mineralwoll-Dämmung wird man bei einem durchschnittlich großen Einfamilienhaus mit rund 200 m² Fassadenfläche mit ca. € 1.000,- an Mehrkosten für die Dämmplatten rechnen müssen. Im Vergleich zu herkömmlichen EPS Fassaden und der gewünschten Dämmstoffdicke natürlich entsprechend mehr.
Was erscheint sonst noch wichtig aus Ihrer Sicht?
Wichtig wird künftig eine Unterstützung der Politik für nachhaltige, ökologische Baustoffe sein. Hier braucht es Förderungsmodelle für nachhaltige Produkte wie diese. Nur so kann man eine breitere Masse an Interessenten erreichen und Anreize schaffen, nachwachsende Rohstoffe in den Bauzyklus zu integrieren.
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