Analyse
Sorgen niedrige Einspeisetarife fürs Ende des Photovoltaikbooms?

Empfehlenswert sei es, den Eigenverbrauch zu optimieren, um möglichst viel des selbst produzierten Stroms auch selbst zu verbrauchen | Foto: anatoliy_gleb/PantherMedia
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  • Empfehlenswert sei es, den Eigenverbrauch zu optimieren, um möglichst viel des selbst produzierten Stroms auch selbst zu verbrauchen
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Die Zeit der hohen Einspeisetarife für Photovoltaikstrom ist definitiv vorbei. Die Energie AG zahlt ihren Kunden statt bisher 15,73 Cent pro Kilowattstunde künftig nur mehr einen am Marktpreis orientierten Tarif – aktuell wären das 3,12 Cent. Auch die Vergütungen anderer PV-Strom-Abnehmer bewegen sich in diesem Bereich, bei der Oemag beträgt der "Marktpreis" etwa 4,655 Cent. Diese Entwicklung könnte den Photovoltaikboom auf den heimischen Dächern zumindest stark einbremsen.

OBERÖSTERREICH. Aber bringen die niedrigen Einspeisetarife ein Ende des Photovoltaikbooms? "Zumindest ein Ende für jene, die geglaubt haben, sie werden damit reich", sagt Wolfgang Denk, Sprecher des Stromnetzbetreibers Netz Oberösterreich GmbH. Denn die Sonne scheine eben gleichzeitig für alle. Und gerade mittags oder an Wochenenden sorgen die Photovoltaik-Überschüsse nicht nur dafür, dass an Kraftwerken das Wasser abgelassen wird, ohne in einer Turbine Strom zu erzeugen, sondern auch für negative Strompreise. Bedeutet: Energieerzeuger und -händler bekommen am Strommarkt nicht nur nichts für den Strom, sondern müssen sogar für die Überschüsse noch "Strafe" zahlen. Was in Zukunft immer öfter der Fall sein dürfte, denn: Nur in Oberösterreich hängen derzeit bereits Photovoltaikanlagen mit rund 1,25 Gigawatt Leistungsspitze am Netz, bis Ende des Jahres dürften es durch die genehmigten Projekte bereits 2,5 Gigawatt sein. Bis 2032 hat sich das Land Oberösterreich 3,5 Gigawatt installierte PV-Leistung vorgenommen – da fehlt nicht mehr viel. 

Es braucht dringend eine "Speicherstrategie"

Was aber fehlt, ist ein Plan, wie man mit den bereits jetzt vorhandenen Überschüssen an Strom aus Photovoltaik umgeht. Denn: An Spitzentagen liegt der Verbrauch in Oberösterreich bei 1,8 Gigawattstunden. Es braucht also dringend eine (bisher fehlende) Speicherstrategie des Umweltministeriums – im Großen wie im Kleinen: Neben Pumpspeicher-Projekten wie jenem der Energie AG in Ebensee wird es notwendig sein, größere Batteriespeicher übers Land verteilt zu errichten. Und darüber nachzudenken, wie der Gratis-Strom genutzt werden kann, um durch Elektrolyse Wasserstoff zu erzeugen. Das ist dort sinnvoll möglich, wo genug Wasser (an Flüssen oder Seen) sowie leistungsfähige Anbindungen ans Stromnetz und ans Gasnetz vorhanden sind.

Keine Förderung mehr fürs Speicher-Nachrüsten

Im Kleinen sollte die Installation von Batteriespeichern in den Haushalten forciert werden, denn. Von den rund 68.000 Haushalten mit einer PV-Anlage in Oberösterreich hat derzeit nur ein knappes Drittel einen solchen Speicher. Angesichts der Überschüsse und der niedrigen Einspeisetarife sollte aber möglichst viel des am Dach erzeugten PV-Stroms selbst verbraucht werden. Der Haken daran. Während beim Neubau einer PV-Anlage auch die Speicher von der Mehrwertsteuer befreit sind, gilt das nicht fürs Nachrüsten einer Batterie zu einer bestehenden Anlage. Als Ausgleich legte das Umweltministerium über den Klima- und Energiefonds mit 10. April eine Förderung auf, die zwar großzügige 200 Euro pro Speicher-kWh gewährte, aber mit nur 35 Millionen Euro dotiert war, wie die BezirksRundSchau bereits davor kritisierte. 
Und wer heute auf den Link zum Einreichen eines Förderantrags fürs Nachrüsten eines Speicher klickt, sieht das hier:

Die viel zu gering dotierte Förderung für das Nachrüsten von Batteriespeichern für Photovoltaikanlagen ist erwartungsgemäß bereits ausgeschöpft - nicht einmal eineinhalb Monate nach Beginn der Aktion.  | Foto: Screenshot
  • Die viel zu gering dotierte Förderung für das Nachrüsten von Batteriespeichern für Photovoltaikanlagen ist erwartungsgemäß bereits ausgeschöpft - nicht einmal eineinhalb Monate nach Beginn der Aktion.
  • Foto: Screenshot
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Dementsprechend wäre das Umweltministerium von Leonore Gewessler gefordert, schnellstmöglich eine Neuauflage der Förderaktion auf den Weg zu bringen – ob das vor den Wahlen im Herbst realistisch ist, scheint jedoch fraglich. Mit ein Grund, warum sich die bisherige Photovoltaik-Euphorie deutlich einbremsen dürfte, auch wenn Netz OÖ-Sprecher Denk nicht an ein abruptes Ende des PV-Booms glaubt:

Trend geht wieder zu kleineren PV-Anlagen

"Die Menschen wollen zumindest einen Teil des verbrauchten Stroms selbst erzeugen." Was jedoch der Fall sein dürfte: "Die zuletzt auch bei Privathaushalten sehr groß dimensionierten Anlagen werden wieder kleiner werden, das Motto 'Dach vollräumen' gilt nicht mehr. Der Trend wird zu kleineren Anlagen gehen, aber mit Speicher." Und eventuell auch zu einer vermehrten Ost-West-Ausrichtung der Anlagen, weil dadurch dann mehr Strom erzeugt werde, wenn er sowohl im Haushalt als auch im Stromnetz gebraucht wird: morgens und abends.

PV-Strom im Haus optimal nutzen

Wer den Ertrag der PV-Anlage nicht zu mickrigen Einspeisetarifen abgeben will, kann seinen gesamten Energieverbrauch auf den Photovoltaik-Ertrag abstimmen. Nicht nur durchs Anschaffen eines E-Autos, sondern auch durch sogenannte Energiemanagementsysteme. Sie bringen mit überschüssigen Kilowatt aus der Photovoltaik durch einen Heizstab etwa den Pufferspeicher "zum Kochen", speichern also elektrische Energie in Form von Wärme. Mehr dazu hier.

Empfehlenswert sei es, den Eigenverbrauch zu optimieren, um möglichst viel des selbst produzierten Stroms auch selbst zu verbrauchen | Foto: anatoliy_gleb/PantherMedia
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