„Dramatischer Preisverfall“
Mais- und Getreideanbau in OÖ derzeit nicht mehr wirtschaftlich
Die Frühjahrs-Anbausaison beginnt für die Ackerbauern Oberösterreichs. Neben den warmen Temperaturen in den vergangenen Wochen, sorgen sich die Landwirte vor allem um die niedrigen Preise für Mais und Getreide.
OÖ. Ein viel zu warmer Februar brachte bereits in den ersten Märztagen die Marillen zum Blühen. Der frühe Vegetationsstart beunruhige die Ackerbauern jedoch weniger als der dramatische Preiseinbruch bei Mais und Getreide. Nach zwei Jahren Krieg in der Ukraine und mehreren russischen Rekordernten habe die internationale Lage zu Marktverwerfungen bei Getreide und Mais geführt, die den Anbau unwirtschaftlich machen, heißt es aus der Landwirtschaftskammer (LK) Oberösterreich. Nur mehr mit Zuckerrübe und Ölsaaten würden noch wirtschaftliche Deckungsbeiträge zu erzielen.
Schutz vor zollfreien Importen gefordert
So fordern auch Oberösterreichs Ackerbauern mehr Schutz vor zollfreien Getreideimporten aus der Ukraine und versuchen über das neue AMA-Gütesiegel die heimischen Ackerfrüchte besser zu vermarkten:
„Die Landwirtschaftskammer unterstützt die Interessen der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion, fordert aber die Schutzklausel auch für Weizenimporte aus der Ukraine. Mit der neuen in Vorbereitung befindlichen Freihandelsvereinbarung zahlen unsere Getreidebauern einen unverhältnismäßig hohen Solidarbeitrag für die Ukraine. Das ist Politik am Rücken der Bauern. Wir fordern das EU-Parlament und den EU-Rat dazu auf das Ergebnis der Trilog-Verhandlungen nicht anzunehmen“,
so Präsident Franz Waldenberger.
Heuer früher Vegetationsbeginn
Der Frühjahrsanbau im Ackerbau startet jetzt im März mit dem Anbau von Sommergetreide und Zuckerrüben. Die Böden sind laut Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr ausreichend mit Wasser versorgt und bieten gute Voraussetzungen: „Insbesondere der Monat Februar war um fast fünf Grad zu warm. So setzte die Vegetation heuer ausgesprochen früh ein. Der Zuckerrüben- und Sommergetreideanbau startete Mitte März unter optimalen Bedingungen mit Bodentemperaturen von bis zu zehn Grad. Die Böden sind auch gut mit Wasser versorgt, womit die höheren Temperaturen die notwendige Abtrocknung für den bevorstehenden Frühjahrsanbau begünstigen", so Feitzlmayr.
Sojabohne weiter auf Siegeszug
Für 2024 erwartet die LK OÖ noch einmal einen deutlichen Anstieg der Sojaanbauflächen auf geschätzt 23.000 Hektar. Bedingt durch geringen Marktpreise für Körnermais werden die Landwirte, wie oben beschrieben, wieder mehr Sojabohnen anbauen. Auch die Jahre 2022 und 2023 überzeugte die Hülsenfrucht trotz teils widriger Witterungsbedingungen mit stabilen Erträgen von durchschnittlich 3,5 Tonnen je Hektar und guten Vermarktungsmöglichkeiten.
Sommergetreide geht weiter zurück
Bei den Flächen für das Getreide hält weiterhin ein Trend von zurückgehendem Sommergetreide zu Wintergetreide an. Die Wintergetreideformen können die Winterfeuchtigkeit und ihren Entwicklungsvorsprung vor den heißen Sommertemperaturen in höhere Erträge umsetzen. Pflanzenbaudirektor Feitzlmayr rechnet mit etwa gleichbleibenden Mengen an mahlfähigem Getreide, wie Weizen und Roggen und mit weniger Gerste.
Raps unter Dauerdruck
Schädlinge und das Fehlen hochwirksamer Bekämpfungsmittel sorgen beim Raps für sinkende Flächen und lassen für die Ernte 2024 entsprechende Einbußen befürchten. Diese Problematik lässt laut Landwirtschaftskammer immer mehr Landwirte auf den Anbau verzichten, obwohl Raps auch heuer zu den wirtschaftlich interessanten Kulturen zählt.
Rekordfläche an Zuckerrüben
Die Zuckerrübe war im Jahr 2023 die attraktivste Kultur im Ackerbau. Die Preise am Zuckermarkt sind seit zwei Jahren hoch und davon können auch die Rübenbauern profitieren. Mit guten Durchschnittserträgen durften damit die oberösterreichischen Rübenbauern in Summe zufrieden sein. Für den Anbau 2024 führt das positive Marktumfeld in Oberösterreich zu einer neuen Rekordanbaufläche von 9.400 Hektar. Leider gehen die Marktprognosen auch bei Zuckerrübe von rückläufigen Preisen im Ausmaß von rund 20 Prozent für die Ernte 2024 aus.
Ölkürbisfläche noch einmal rückläufig
2023 war aufgrund des Verbots einer wichtigen Beize, die den Kürbis in der Jugendphase vor Fäulnis schützt, ein sehr schwieriges Kürbisjahr. Darüber hinaus ist Kürbiskernöl im Verkauf, bedingt durch den geringen Ölertrag je Hektar, relativ teuer. Dass tendenziell weniger Kürbiskernöl aus Oberösterreich gekauft wird, liegt aus Sicht der Landwirtschaftskammer am durch die Inflation veränderten Kaufverhalten. Aus dem Marktrückgang resultierten schon im Vorjahr geringere Anbauflächen. Die Deckungsbeiträge seien zwar bei Kürbis auch heuer interessant, dennoch rechnet man mit einem weiteren Rückgang der Anbauflächen in Oberösterreich.
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