Landesabfallverband OÖ-Interview
"Ab 2025 gehören Dosen ohne Pfand in gelben Sack"

Thomas Anderer ist Geschäftsführer des Landesabfallverbands OÖ. | Foto: LAV
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Der Geschäftsführer des Landesabfallverbandes OÖ, Thomas Anderer, spricht im Interview mit der BezirksRundSchau über die Veränderungen bei gelbem Sack und gelber Tonne. Ab 2025 wird dieses System flächendeckend auch in Oberösterreich eingeführt, ebenso kommt ein Pfandsystem für Plastikflaschen und Dosen. 

BezirksRundSchau: Die Bundesregierung hat angekündigt, heuer überall die gelbe Tonne oder den gelben Sack einzuführen. In Oberösterreich kommt das flächendeckend erst 2025.
Anderer: Es hat sich die Verpackungssammlung in Österreich sehr unterschiedlich entwickelt. Die Art und Weise, wie Kunststoffverpackungen gesammelt werden, haben die Bezirke individuell entschieden. Generell hat Oberösterreich ein starkes Altstoffsammelzentrums-Netzwerk aufgebaut, um möglichst viele Altstoffe und Verpackungen sortenrein zu trennen. Denn: Je sortenreiner Kunststoffverpackungen getrennt werden, desto besser ist die Verwertungsmöglichkeit. Ab 2025 wird es dann nicht nur flächendeckend die gelbe Tonne oder den gelben Sack geben, sondern es werden auch Metallverpackungen darin gesammelt...

… aber nicht mehr die Cola-Plastikflasche?
Auf diese Plastikflaschen gibt es dann ein Pfand und die gehen nicht mehr in den gelben Sack hinein, weil der Bürger das Pfand bekommt, wenn diese Flaschen abgegeben werden. Was auch nach 2025 bleiben wird, sind die Altstoffsammelzentren (ASZ) und wir werden uns bemühen, die Abgabemöglichkeit von Kunststoffverpackungen über die ASZ weiter fortzuführen. Auch bei den Pfandflaschen wird überlegt, die Altstoffsammelzentren einzubinden.

Ist es noch nicht fix, dass es in den Altstoffsammelzentren eine Abgabemöglichkeiten für Pfandflaschen geben wird?
Es ist mit dem Infrastrukturministerium ausverhandelt, dass die Möglichkeit besteht, freiwillige Rücknahmestellen einzurichten – explizit sind die ASZ genannt. Allerdings muss es wirtschaftliche Kriterien geben. Wir können uns nur leisten, dieses Angebot zu machen, wenn die Kosten abgedeckt werden. Für den Handel werden Rückgabeautomaten aus Bundesmitteln gefördert, für freiwillige Rücknahmestellen gibt es keine Förderung.

Warum wandert eigentlich das Metall im gelben Sack dann zum Plastik?
Sobald die bepfandeten Kunststoffflaschen aus dem gelben Sack herauskommen, fällt die ganze PET-Fraktion weg – das ist der wertvollste Teil im gelben Sack. Der gelbe Sack gerät dann wirtschaftlich unter Druck, wenn das Gewicht sinkt und die Sammlung pro Kilogramm teurer wird. Deshalb werden ab 2025 Metalldosen ohne Pfand, also etwa Tierfutterdosen, verpflichtend in der gelben Tonne und im gelben Sack gesammelt.

Gehen den ASZ in Zukunft Einnahmen ab, wenn das alles über den gelben Sack oder die gelbe Tonne gelöst wird?
Ja, aber Einnahmen im Sinne von Kostendeckungsbeiträgen für die Leistung, die in den ASZ erbracht wird. Es wird immer wieder geschrieben, dass die Kommunen Erlöse bekommen für den Wert der Verpackungen – aber das sind keine Erlöse. Die ASZ bekommen einen Kostendeckungsbeitrag für die Dienstleistung, die Verpackungen zurückzunehmen. Aber wenn die Pfandrücknahme im ASZ nicht möglich ist, dann werden etwa 1.000 Tonnen Pfandflaschen in OÖ nicht mehr über die Altstoffsammelzentren gesammelt. Und natürlich fehlt dann ein Deckungsbeitrag für die ASZ. Insofern gibt es dann weniger Einnahmen.

Es gibt immer wieder Kritik an der Systemumstellung 2025: Man müsse extra neue, teure Sortieranlagen bauen, heißt es.
Es stimmt, dass die Sortieranlagen mit moderner Technik zum größten Teil erst errichtet werden – ein Projekt gibt es etwa in Enns. Dort wird eine große Sortieranlage für Kunststoff errichtet, die Ende 2024 in Betrieb geht. Bis zu 80 Prozent des Inputs sollen dort sortenrein getrennt werden können. Die älteren Anlagen konnten bisher nur 30 Prozents des Kunststoff-Inputs sortenrein heraussortieren. Daher war es bisher logisch, dass es neben diesen Sortieranlagen die Sammlung der Kunststoffe in den ASZ forciert wurde – und aufrecht erhalten wird. Wenn die Kapazitäten der Sortieranlagen flächendeckend ausreichend sind und eine so hohe Sortierleistung erreicht wird, dann ist das natürlich eine Konkurrenz zu den Altstoffsammelzentren.

Der Hintergedanke des Ganzen ist die Recyclingquote zu heben. Wie ist Oberösterreich da unterwegs?
Österreichweit liegt die Sammelquote bei Kunststoffverpackungen bei etwa 26 Prozent. Eine neue EU-Verordnung schreibt bis 2030 eine Quote von 55 Prozent vor. Das ist eine Verdoppelung, deshalb braucht es nicht nur bessere Sortieranlagen, sondern auch eine Intensivierung der Sammlung. Deshalb wird der gelbe Sack ausgebaut, um noch mehr Verpackungen aus dem Restmüll heraus zu bringen. Oberösterreich steht im Bundesländervergleich schon besser da, weil wir über die Altstoffsammelzentren einen erhöhten Anteil an stofflich verwertbaren Verpackungen sammeln. Über die ASZ werden rund 7.000 Tonnen Kunststoffverpackungen pro Jahr gesammelt, 80 Prozent davon wird stofflich recycelt.

Oft hört man, dass das Plastik zuvor getrennt wird, nur um schlussendlich wieder zusammengeworfen und verbrannt zu werden.
Das ist eine klassische Mythe. Wahrscheinlich wird das besonders von jenen verbreitet, die nicht so fleißig trennen.

Ich habe auch schon gehört, man bräuchte das Plastik, um in Verbrennungsanlagen die Temperatur zu steigern.
Das ist ein Blödsinn. In den Verbrennungsanlagen in Linz und Wels hat man wenig Freude mit hochkalorischen, energiereichen Abfällen. Angefeuert wird mit Gas und nicht mit Kunststoffverpackungen. Aber zur Sache: Das, was getrennt erfasst wird in den Altstoffsammelzentren, wird auch getrennt verwertet – das sind aus den ASZ immerhin 80 Prozent. 20 Prozent werden thermisch verwertet – Zuckerlpapierln, Raschlfolien und Co. Dafür gibt es noch kein Recycling. Je sortenreiner die Kunststoffe aufgeteilt werden, desto besser können diese wieder verwertet werden. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Die Bürger trennen in den ASZ oder geben den Kunststoff in den gelben Sack, aber dann braucht man im Anschluss eine Sortieranlage. Diese konnten bisher nur 30 Prozent heraussortieren, moderne Anlagen sollen bis zu 80 Prozent schaffen.

Kommen die kleineren Altstoffsammelinseln in Zukunft unter Druck, wenn der Kunststoff auch nicht mehr dorthin gebracht werden muss?
Wenn man bedenkt, dass man Papiertonne, Biotonne und in Zukunft auch noch die gelbe Tonne beim Haus hat, dann kommen natürlich die Altstoffsammelinseln unter Kostendruck. Und man muss es sich anschauen, wie sich ein Mittelmaß aus Akzeptanz für die Bevölkerung und Wirtschaftlichkeit ergibt.

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