"Dann nehmen wir den Burgenländer!"
Die unfassbare Geschichte zur Landeshymne

- Die Burgenländische Landeshymne
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Die Geschichte zur Entstehung der burgenländischen Landeshymne ist mindestens genauso spannend, wie jene des Landes Burgenland.
NICKELSDORF. Das Burgenland erhielt im Mai 1936 durch Beschluss des Landtages offiziell seine Landeshymne. Mit der Aufteilung des Burgenlandes im Oktober 1938 in die Reichsgaue Niederdonau und Steiermark unter dem NS-Regime, war es mit seiner Landeshymne aber auch schon wieder vorbei.
Tod in den Armen Leopold Figls
Zum Verständnis damaliger Zeiten gehörte es, sich über Symbole, Landesfarben und Heimatlieder eine Identifikation zu schaffen. Während die anderen Bundesländer bereits ihre eigenen Landeshymnen bespielten, wurde das Fehlen einer solchen im Oktober 1935 erkannt, und in der Parteizeitung, dem „Burgenländischen Volksblatt“ ein Wettbewerb ausgeschrieben. Den Auftrag dazu erteilte der gebürtige Nickelsdorfer, Ing. Hans Sylvester, der von 1934 bis 1938 ernannter Landeshauptmann der Ständestaatlichen Landesregierung war, also in der Zeit des Austrofaschismus.

- Der Nickelsdorfer Ing. Hans Sylvester, ernannter Landeshauptmann des Burgenlandes
- Foto: www.parlament.gv.at
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Bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Sylvester gefangen genommen, interniert und in einem Viehwaggon gemeinsam mit anderen Politikern, unter denen sich auch Leopold Figl befand, ins KZ Dachau gebracht. Hans Sylvester wurde am 19.1.1939 ermordet, er starb in den Armen seines Freundes Leopold Figl.
Der Pöttschinger Peter Zauner
Aus 105 Einsendungen am Wettbewerb wurde der Text „Mein Heimatvolk, mein Heimatland“ von Ernst Görlich, einem Lehrer aus der Lehrerinnenbildungsanstalt Steinberg an der Rabnitz ausgewählt, da dessen Dichtung am besten die Kriterien des katholisch-autoritären Ständestaates erfüllte.

- Ernst Görlich, der Autor der burgenländischen Landeshymne.
- Foto: www.austria-lexikon.at
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Erst danach, im Februar 1936, wählte eine Musikjury eine „künstlerisch wertvolle, leicht sangbare und volkstümliche“ Melodie des Komponisten und gebürtigen Pöttschinger Peter Zauner, einem Bauernsohn, der in seiner Militärzeit in Wien Musikunterricht nahm und später als Primgeiger in der Kapelle von Carl Michael Zierer aufspielen sollte.

- Ein Bild des Pöttschinger Musikers und Bauernsohn Peter Zauner aus dem Kurmuseum in Bad Tatzmannsdorf.
- Foto: Andrea Glatzer
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Jurymitglied Josef Lentsch
Über die Arbeit der Melodienjury erzählt Josef Lentsch, geboren 1937, Sohn des ehemaligen Landeshauptmannes des Burgenlandes, des gleichnamigen Josef Lentsch, geboren 1909 in Oggau.
Die Entstehung der Landeshymne fällt in die Zeit, als sein Vater als Sekretär des katholischen Schulwesens in Eisenstadt arbeitete und ebenfalls Jurymitglied war. Die Einsendungen wurden von den Musikern anonym, also ohne Offenlegung der Komponisten, beurteilt. Jedoch konnte sich die Jury zwischen zwei Hymnen nicht entscheiden, weshalb Lentsch den Vorschlag machte, die Kompositionen von einem Schuljugendchor in Pöttsching einstudieren und vorsingen zu lassen.

- Der Oggauer Josef Lentsch, ÖVP-Landeshauptmann des Burgenlandes von 1961 bis 1964.
- Foto: Paul Rittsteuer, Neusiedl am See
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- Josef Lentsch, Sohn des gleichnamigen Landeshauptmannes des Burgenlandes Josef Lentsch.
- Foto: Andrea Glatzer
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So geschah es dann auch. Der Jugendchor sang der Jury vor, aber eine Entscheidung war aufgrund der Gleichwertigkeit der Stücke noch immer nicht gegeben. Die Jurymitglieder öffneten die beiden Namenkuverts und beschlossen: „Wenn ein Burgenländer dabei ist, dann nehmen wir den Burgenländer“. So erhielt der Komponist Peter Zauner den Zuschlag. Mit einer winzigen Abänderung. Denn der Jugendchor hat die letzte Zeile der Komposition nicht kurz „Burgen – land“ sondern lang „Bur – gen – land“ einstudiert, was Peter Zauner dazu veranlasste: „No guad, dann singen wir es so“.
Zwei Bundesländer für die Sowjets
Nach der Machtergreifung Hitlers und der Aufteilung des Burgenlandes auf Niederdonau und Steiermark war es mit dem Burgenland und seiner Landeshymne vorbei. Österreich wurde unter den Nazis zur Ostmark und in Alpen- und Reichsgaue umgenannt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges teilten die vier Siegermächte Wien in vier Besatzungszonen. Somit verblieben sieben Bundesländer und die konnte man nicht durch vier teilen. Allerdings bestanden die sowjetischen Besatzer auf zwei Bundesländer, genauso wie die drei Alliierten. Mit der Wiedererrichtung des alten, neues Bundeslandes, dem Burgenland, unter sowjetischer Verwaltung, setzten die Sowjets ihre Forderung durch.

- Die Landesfarben des Burgenlandes.
- Foto: Andrea Glatzer
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Die burgenländische Landeshymne wurde im Jahr 1949 mit Genehmigung des Hochkommissariats der sowjetischen Besatzung wieder eingeführt, da keinerlei Verstöße „gegen demokratiepolitische Grundsätze“ erkennbar waren. Nicht einmal dem Umstand, dass die Ausschreibung der Hymne in einer Parteizeitung der damaligen Einheitspartei, der „Vaterländischen Front“ veröffentlich wurde, hatte man Bedeutung beigemessen.
Letztendlich hat das Burgenland seine Freiheit wiedererlangt, so auch seine Hymne, die bei jeder offiziellen Feierlichkeit nicht fehlen darf.
Herzlichen Dank für die ausführlichen Erläuterungen zum Beitrag Herrn Josef Lentsch aus Eisenstadt und Herrn Landesrat a.D. Paul Rittsteuer aus Neusiedl am See.
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