Schulsystem

Lastet zu viel Druck auf unseren Kindern?

Psychologische Probleme nehmen in allen Gesellschaftsschichten zu, so auch bei Kindern und Jugendlichen.

Aufgrund eines Postings einer Stanzer Mutter, welches in den letzten Wochen vermehrt in den sozialen Netzwerken geteilt wurde, haben wir uns mit dem vorherrschenden Druck auf Kinder und Eltern im österreichischen Schulsystem beschäftigt. Unter dem Titel "Unsere getriebenen Kinder", prangert sie an, dass der Druck immer größer wird und dass Kinder heutzutage viel zu schnell erwachsen werden müssen. An manchen Tagen bleibt ihr nur ein "Gute Nacht", da der restliche Tag mit Schule, Hausaufgaben und lernen gefüllt ist.

Jeder Fall ist anders

"So soll es natürlich keinesfalls sein", meint Elisabeth Traxler-Turner von der Bildungsregion Obersteiermark Ost. "Man kann das aber nicht pauschalisieren, denn jeder Fall ist anders und einzeln zu betrachten", so die Bildungsexpertin weiter. Dahingehend bietet die Bildungsregion Obersteiermark Ost zahlreiche Möglichkeiten zur Unterstützung. "Wir haben ein breites Netzwerk von der Leistungsdiagnostik über Lernassistenz bis hin zu Sozialarbeitern und zur Schulpsychologie. Wir können bei Problemen sehr schnell reagieren", konkretisiert Abteilungsleiter Claus Kastner. "Die Eltern müssen das Angebot aber auch annehmen und gesprächsbereit sein", so Kastner weiter. "Heutzutage wird der Zeitpunkt zum Handeln oft übersehen, und dann kippt die Situation", fordern die Bildungsexperten Eltern mit Problemen auf, keine Scheu davor zu haben, um Hilfe zu bitten.

Auch wenn es viele Unterstützungsmöglichkeiten gibt, wissen die Verantwortlichen der Bildungsregion natürlich, dass nicht alles eitel Wonne ist. "Gerade in der Schuleingangsphase gibt es große Entwicklungsunterschiede. Doppelbesetzungen würden helfen, um diese auszugleichen", so Kastner, der aber auch darauf hinweist, dass dies wohl noch länger ein Wunschgedanke bleibt. Zudem würden sich die Bildungsexperten mehr Wertschätzung für ihre Kollegen wünschen, und dass der Gesetzgeber gerade bei den Umstrukturierungsplänen die Rückmeldungen der Kollegen aus der Provinz berücksichtigt.

Zunahme psychischer Probleme

Leistungsdruck in den Schulen ist zwar meist nicht der Grund, weswegen sich Eltern und ihre Kinder bei den psychosozialen Beratungsstellen in Mürzzuschlag und Kapfenberg einfinden, doch sorgt die Schule definitiv für eine zusätzliche Belastung. "Wir bemerken immer wieder, dass die vielen Hausaufgaben, gerade bei Volksschülern, zu einer Belastung werden. Alles über 30 Minuten ist zu viel", meint die Leiterin Sonja Kahr. Ihre Kollegen von der Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche berichten auch immer wieder von der zu starken Fokussierung der Lehrer auf die Fehler der Kinder. "Talente werden immer noch zu wenig gefördert", so Kahr. Für große Stresssituationen bei den Kindern sorgen auch anstehende Schulwechsel. "Mit zehn Jahren sind wir in Österreich sehr früh dran mit dem Schulwechsel", meinen auch die Verantwortlichen in der Bildungsregion, die auch hier gerne unterstützend zur Seite stehen.
"Für psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen gibt es allerdings multikausale Gründe", so Kahr. Ein Problem sieht sie darin, dass die Familien immer kleiner und abgeschotteter werden. "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen." Zudem hält sie den enormen Medienkonsum und Bewegungsmangel für ein großes Problem.
Die Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche wurde im Mürztal 2018 gegründet und war von Beginn an gleich voll ausgelastet. "Wir bräuchten dringend mehr Unterstützung", so Kahr.

Konkrete Anlaufstellen

Bildungsregion Obersteiermark Ost
Schiffländ 8, 8600 Bruck a.d. Mur
Website plus Ansprechpartner finden Sie HIER
E:Mail: abt-paed-3-oo@bildung-stmk.gv.at

Psychosoziale Beratungsstellen
Mürzzusschlag: Wiener Straße 3/II
Tel.: 03852/47 07
E-Mail: pbs@bzmuerzzuschlag.at

Kapfenberg: Wiener Straße 60
Tel.: 03862/22 413
E-Mail: pbs@bzkapfenberg.at

Website: Rettet das Kind