Tierschutzpreis
Ein sauschönes Leben für die Tiere am Mühlenhof

- Sabine und Werner Pail sind überzeugt, den richtigen Weg zu gehen.
- Foto: Werner Krug
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Die Schweine am "Mühlenhof" der Familie Pail in Wagendorf fühlen sich sichtlich sauwohl. Das konnte man bei der Eröffnung ihres zweiten Tierwohl-Stalls am 29. Juni sehen.
WAGENDORF/ST.VEIT. Nirgendwo sonst in der EU wird pro Kopf so viel Schweinefleisch verzehrt wie in Österreich. Rund 35 Kilo verzehrt eine Person pro Jahr, also knapp 670 Gramm pro Woche. Der Anblick von Schweinen, Rindern oder Hühnern, die zusammengepfercht auf wenigen Quadratmetern ihr Dasein bis zur Schlachtung fristen, kann einem den Appetit auf Fleisch allerdings zunehmend verderben.

- Sauwohl fühlen sich die Ferkel, wenn sie ihrem natürlichen Instinkt nachkommen und im Tiefstroh wühlen können.
- Foto: Werner Krug
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Sauschön in Wagendorf
Ganz anders ergeht es da den Tieren im neu eröffneten "Tierwohlstall Mühlendorf" der Familie Pail in Wagendorf in der Gemeinde St. Veit/Vogau, die kürzlich auch zum zweiten mal mit dem Tierschutzpreis des Landes Steiermark ausgezeichnet wurde.
Das 2019 entwickelte Qualitäts-Schweinefleischprogramm "Tierwohl" ist ein freiwilliges AMA-Modul, das Tierhaltungsbedingungen weit über dem gesetzlichen Rahmen regelt. Statt wie bisher 60 Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben, haben die rund 2.000 Duroc Schweine von Familie Pail nun in beiden Ställen (Wittmansdorf und Wagendorf) sogar doppelt so viel Platz. Daneben noch mit Stroh eingestreute weiche Liegeflächen, gentechnikfreie Fütterung, einen überdachten Außenbereich, organisches Beschäftigungsmaterial und einen klimatisierten Stall. Sogar eine Vernebelungsanlage dürfen die Masttiere genießen. Für die Ferkel gilt ausserdem ein Kupierverbot.
"Das Kupieren der Ringelschwänze ist in der konventionellen Schweinemast leider nach wie vor Gang und Gäbe, nicht zuletzt weil die Tiere sich aufgrund der beengten Haltungsbedingungen gegenseitig die Schwänze oder auch Ohren abbeißen!"
Barbara Fiala-Köck, Tierschutzombudsfrau Land Steiermark

- "Tierschutz setzt nur voraus, dass Tieren kein Leid zugefügt wird, Tierwohl geht weiter", so Tierschutzombudsfrau Barbara Fiala Köck.
- Foto: Werner Krug
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Kein Wunder, bedenkt man, dass im konventionellen Schweinemastbetrieb ein knapp 100 Kilo schweres Schwein auf etwa 0,8 Quadratmetern Platz finden muss - vorausgesetzt man hält sich an die gesetzlichen Anforderungen.
Nachhaltig und tierisch gut
Auch bei der Pflege und der Aufzucht der Tiere geht der Familienbetrieb unkonventionellere Wege. So wird für die Reinigung der Ställe zum Beispiel auf Mikroorganismen statt auf Chemie gesetzt und auch auf Arzneimittel wird verzichtet. Stattdessen schwört man auf Homöopathie und Heilkräuter, allem voran auf den steirischen Kren.
Das Wohl ihrer Schweine liegt der Familie Pail am Herzen. Daher wird auch das Klima der Ställe digital überwacht. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Lärmpegel und sogar Ammoniakkonzentration kann Werner Pail auf dem Handy nach Bedarf kontrollieren und entsprechend handeln.
Und weil Tierwohl auch Hand in Hand mit Klimaschutz gehen sollte, wird, im Sinne der Nachhaltigkeit, Futter und Stroh von den eigenen Feldern und aus der Region verwendet. Gedüngt werden diese mit Mist aus dem Schweinestall. Die eigene 32KW Photovoltaikanlage liefert zudem 55 Prozent des Strombedarfes am Hof.

- Christoph Holzer (SPAR Steiermark Geschäftsführer), Barbara Fiala-Köck (Tierschutz Ombudsfrau), Sabine Pail (Mühlenhof), Andreas Hofer (Leiter TANN Graz), und Werner Pail (Mühlenhof).
- Foto: Werner Krug
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Ein Blick in die Zukunft
Durch den nicht unerheblichen finanziellen und organisatorischen Aufwand ist die Partnerschaft mit Spar und Tann für die Familie Pail ein großer Sicherheitsfaktor.
"Wir schätzen die Partnerschaft mit Tann sehr. Wir arbeiten auf Augenhöhe zusammen und widmen uns mit Herzblut unserem Tierwohl-Programm, weil wir wissen, dass durch die Zusammenarbeit mit Spar bzw. Tann auch die Absatzwege gesichert sind.“
Werner Pail, Mühlenhof
Knapp 33 Betriebe in Österreich arbeiten, laut Werner Pail, nach Tierwohl "sehr gut"-Standards, etwa ein Drittel davon sind in der Steiermark zuhause. Ein Bruchteil dessen, was möglich und wünschenswert wäre, da waren sich alle Anwesenden einig.
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