Lieferengpässe bei Medikamenten
Auch Lavanttaler Apotheken betroffen

- Von links: Andrea Waich-Grassler (Stadtapotheke Bad St. Leonhard), Thomas Kunauer (team santé Barbara Apotheke Wolfsberg), Michael Menner (Apotheke "Zur Maria Hilf" St. Paul)
- Foto: Privat
- hochgeladen von Daniel Polsinger
Immer mehr Patienten haben Schwierigkeiten, an die nötigen Medikamente zu kommen.
LAVANTTAL. Mit Stand 13. September waren laut Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen 408 Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arneispezialitäten gemeldet. Mit anderen Worten: Es fehlen immer mehr Arzneimittel. Die Bandbreite erstreckt sich quer durch alle Wirkstoffgruppen. Apotheker Thomas Kunauer, Geschäftsführer der team santé Barbara Apotheke, ist das Problem wohlbekannt: „Seit zwei bis drei Jahren, also schon vor der Coronapandemie, verschlechtert sich die Situation zusehends. Wir haben jeden Monat Hunderte Kunden, die entweder auf ein Medikament warten müssen oder wo wir andere Hersteller der verschiedenen Arzneimittel als Alternative anbieten müssen.“
Bekanntes Problem
„Die Lieferengpässe begleiten uns schon seit einigen Jahren. Sobald ein Glied in der Lieferkette nicht funktioniert, bekommt der Patient aufgrund von Lieferschwierigkeiten nicht mehr die nötige Arznei“, berichtet Michael Menner von der Apotheke „Zur Mariahilf“ in St. Paul. Apothekerin Andrea Waich-Grassler von der Stadtapotheke „Zum Heiligen Leonhard“ in Bad St. Leonhard bestätigt das Problem ebenfalls, stellt jedoch klar, dass „diese Lieferengpässe bisher niemals zu Versorgungsengpässen geführt haben. In unserer Apotheke sind wir sehr bemüht, solche Probleme für die Patienten unbürokratisch zu lösen, indem wir auf wirkstoffgleiche Präparate ausweichen und mit den verordnenden Ärzten gleich Kontakt aufnehmen“, so die Apothekerin.
Marktkonzentration
Die Gründe für die Probleme sind vielfältig und komplex. Die Konzentration der Arzneimittelproduktion auf wenige Produzenten sowie die Herstellung der Wirkstoffe durch wenige Anbieter nennt Kunauer als Hauptursachen: „Wirkstoffe und die Arzneimittel werden meist nicht im selben Konzern hergestellt. Gibt es aus irgendwelchen Gründen Probleme, verschieben sich die Produktion und Herstellung um Wochen und so kommt es zu den Lieferschwierigkeiten.“ So sieht das auch Waich-Grassler: „Gewisse Wirkstoffe werden zunehmend nur mehr von einem Unternehmen hergestellt und das oft auch nur mehr an einem einzigen Ort. Fällt dort die Produktion aus, fehlt das entsprechende Arzneimittel auf dem gesamten Weltmarkt und es muss auf eine wirkstoffalternatives Ersatzpräparat ausgewichen werden.“
Produktion in Billigländern
Nicht zuletzt sorgt die in Billiglohnländer wie China und Indien ausgelagerte Produktion für Schwierigkeiten. Weil man dort immer wieder mit Qualitätsmängeln zu kämpfen hat, muss dir Produktion beim kleinsten Verdacht gestoppt werden. Hinzu kommt, dass das Risiko von Lieferkomplikationen aufgrund der langen Transportwege nach Europa sehr hoch ist.
Arzneien werden immer günstiger
Doch es gibt auch Positives zu vermelden. Die Generika, also wirkstoffgleiche Arzneimittel, die nach Ablauf des Patentschutzes von Arzneimittelherstellern auf den Markt gebracht werden, geben Apotheken die Möglichkeit, die Patienten mit den passenden Medikamenten zu versorgen. „Durch Generika entsteht unter den Pharmafirmen eine gewisse Preisschlacht, die sich natürlich positiv auf den Kunden auswirkt. Schließlich werden dadurch die nötigen Arzneien immer günstiger“, meint Menner. „Doch gleichzeitig stelle ich mir da die Frage, ob es noch vertretbar ist, wenn manche Arzneien nur noch ein paar Euro kosten, aber einen gewaltigen logistischen Aufwand verursachen. Über die Ökobilanz braucht man da wohl nicht zu diskutieren.“ Eine Entwicklung, die dem Apotheker zwar nicht gefällt, ihm jedoch die Chance bietet, den Beruf als wichtige Säule des Gesundheitssystems zu untermauern: „Schließlich haben wir das Handwerk gelernt, bestimmte Arzneien speziell auf den Kunden abgestimmt selbst herzustellen“, so Menner.




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