Bezirksblätter-Interview
Christian Klimmer: "Corona stellt Ärzte vor Herausforderungen"

Dr. Christian Klimmer: "Auch bei Patienten ohne Infektion mit dem Corona Virus sehen wir zunehmend seelische Probleme und Krankheiten. " | Foto: Elisabeth Zangerl
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PETTNEU. (lisi). Seit 2015 führt Dr. Christian Klimmer eine Praxis für Allgemeinmedizin in Pettneu. Der Allgemeinmediziner ist zudem Unfallchirurg, Not- und Sprengelarzt als auch Bezirksstellenleiter des Roten Kreuzes. Im Interview mit den Bezirksblättern spricht er über Herausforderungen während der Corona-Pandemie, Maßnahmen, mit denen wir auch künftig konfrontiert sein könnten, physische und psychische Spätfolgen und darüber hinaus über seinen Ansatz, der lautet: „Die Impfung wird der einzige Ausweg aus der Pandemie sein und ist alternativlos.“

Pandemie fordert die Ärzteschaft

BEZIRKSBLÄTTER: Die Corona-Pandemie hat die ganze Welt auf den Kopf gestellt – wie ist es der Ärzteschaft ergangen? Was waren die besonderen Herausforderungen?
Dr. CHRISTIAN KLIMMER: "
Die Corona-Pandemie hat gerade die Ärzteschaft in der Niederlassung als auch die Kollegen in den Spitälern auf besondere Weise gefordert. Eine normale Patientenversorgung war nicht mehr möglich, wir alle haben auf einen Schlag in den Notbetrieb umgestellt. Dies ist gerade im Bezirk Landeck, so glaube ich, sehr gut gelungen. Die Besorgung von ausreichend Schutzmaterial für unser Personal und uns selbst war ebenfalls herausfordernd, die Arbeit in Schutzkleidung war anstrengend und es war für uns auch absolut ungewohnt so den ganzen Tag zu arbeiten."

Was ist rückblickend positiv und was negativ zu resümieren?
"
Trotz allem hat auch jede Krise bzw. Pandemie ihre positiven Seiten. Wir haben gesehen, dass gerade unser Gesundheitssystem sehr gut funktioniert hat und wir uns schnell auf die neue Situation einstellen konnten. Hervorragend würde ich die Zusammenarbeit unter den praktischen Ärzten und den Fachärzten in der Praxis, dem Krankenhaus Zams und den Behörden, bezeichnen. Auch unsere Bezirkshauptmannschaft und unser Amtsarzt Dr. Eckhart haben wirklich gute und übermenschliche Arbeit geleistet. Negativ war natürlich, dass wir unsere Patienten nicht in gewohnter Weise behandeln konnten und viele Untersuchungen und Behandlungen wie zum Beispiel Gesundenuntersuchungen abgesagt und verschoben werden mussten."

Gibt es weniger „Kranke“?

Es scheint, als gäbe es im Corona-Jahr keine Grippewelle. Auch andere Infekte kommen höchst selten vor. Stimmen Sie dem zu? Gibt es weniger „Kranke“ und glauben Sie, dass ein Teil der Corona-Maßnahmen auch in Zukunft zur Vermeidung anderer Krankheiten Anwendung findet?
"
Ja absolut. Wir sehen, dass durch Abstand halten, Masken tragen und Einhaltung aller Hygienemaßnahmen deutlich weniger sogenannte normale Infekte wie Schnupfen, grippale Infekte oder natürlich auch die echte Grippe vorkommen. Kranke Kinder, welche früher vor allem zur Winterzeit häufig und an der Tagesordnung waren, sind jetzt eine Seltenheit. Auch in der Zukunft werden wir uns bei Infekten auf jeden Fall anders verhalten und anders damit umgehen als vor der Pandemie. Diese Maßnahmen werden uns, so glaube ich, zum Teil erhalten bleiben."

Inwieweit hat sich der Arbeitsalltag eines Allgemeinmediziners seit der Corona-Pandemie verändert?
"
Inzwischen haben wir wieder eine gewissen Normalität in unseren Ordinationen. Doch ist das Arbeiten mit FFP2 Maske den ganzen Tag anstrengend. Dazu kommen noch die Antigentestungen und auch die Coronaimpfungen, welche uns noch zusätzlich fordern. Täglich wechselnde Bestimmung und Verordnungen machen den Alltag als Hausarzt auch nicht leichter."

Was würden Sie sagen: Zeichnen sich bereits Corona-Spätfolgen physischer und psychischer Natur ab?
"
Hier muss ich die Frage leider mit Ja beantworten. Wir sehen immer wieder Patienten nach einer Covid Infektion, welche körperlich und auch seelisch bis jetzt unter den Folgen der Infektion leiden. Oftmals unabhängig ob ein schwerer oder milder Verlauf durchgemacht wurde. Auch bei Patienten ohne Infektion mit dem Corona Virus sehen wir zunehmend seelische Probleme und Krankheiten. Ich befürchte, dass dies noch zunehmen wird."

Impfung als einziger Ausweg

Was steht für die Allgemeinmediziner in den kommenden Monaten an? Wie intensiv erweist sich die Impfphase für die Ärzte? Und: Warum und mit welchen Argumenten würden Sie ihren Patienten zur Impfung raten?
"
Die nächsten Monate stehen ganz im Zeichen der Coronaimpfung. Wir sind gerade dabei die über 80 Jährigen im Bezirk durch zu impfen und sind zum Teil schon fertig damit. Auch in den Altenwohnheimen wurde bereits geimpft. Anschließend werden wir Risikopatienten (zum Teil schon begonnen) und dann hoffentlich den Rest der Bevölkerung impfen. Weiters werden wir auch noch eine Menge Antigentestungen durchführen. Die Impfung wird der einzige Ausweg aus der Pandemie sein und ist alternativlos. Die Daten aus Ländern wie Israel sind vielversprechend und lassen mich hoffen, dass wir wieder zu einer Normalität zurück kehren können. Der Weg dahin wird nicht ganz einfach und unproblematisch sein, aber gemeinsam werden wir es schaffen."

Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Elisabeth Zangerl

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