Interview
Von "Kümmerei" und anderen Herzensöffnern

"24 Stunden Pflege(n)" heißt das neue Programm des Kabarettisten. | Foto: Agentur DieStreuObstWiese
  • "24 Stunden Pflege(n)" heißt das neue Programm des Kabarettisten.
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KLOSTERNEUBURG (mp). Markus Hirlter alias Ermi-Oma behandelt in seinen Programmen das Generationenthema – die Beziehung zwischen Alt und Jung, die ihm sehr am Herzen liegt. Diesen November spielt er in der Klosterneuburger Babenbergerhalle sein allererstes Programm "Ansichtssache" zum letzten Mal. Wir trafen den Kaberettisten im Interview.

BEZIRKSBLÄTTER: 20 Jahre lang haben sie als Krankenpfleger, Pflegedienstleiter, Heimleiter und Sozialmanager gearbeitet - woher kam das Interesse für solche Sozialberufe?
MARKUS HIRTLER: Ich bin gelernter Krankenpfleger und habe 1989 dipolomiert. Meinen Beruf habe ich immer geliebt und es ist auch das einzige was ich gut kann. Ich sag immer ich mach alles aber kann nix. Mein Zugang ist, es muss die Herzenspflege passen. "Kümmerei" nenn ich es auch – Alt heißt für die meisten Menschen dement, einsam und vergessen. Für mich ist Alter gleichgestellt mit Reichtum. Wenn ich Pause gehabt habe, habe ich mich gerne zu den Menschen gesetzt, aber nicht um zu fragen, sondern um ihnen zuzuhören. Ich habe mich zum Beispiel immer gefragt "Wie schaffts man es mit dem Arbeitslager oder anderen Ereignissen klar zu kommen?" – Wie Latschen in den Felswänden, die Wind und Wetter trotzen und trotzdem noch leben.

Wie sind sie auf die Idee zur „Ermi-Omi“ gekommen? Gibt es Erlebnisse die Sie auf die Idee für diese Kunstfigur gebracht haben?
Zu Fasching schlüpfte ich in das Kostüm von Rotkäppchens Großmutter. Wenn mir die Oma nicht passiert wäre, wär ich nie dazu gekommen. Auf der Bühne ist sie einfach perfekt, denn Humor ist für mich ein Herzensöffner. Aber ich mache keine Comedy sondern Kabarett und das ist immer auch gesellschaftskritisch – ich "erhebe" meine Stimme für diese Menschen.
Schreiben war aber schon immer mein Lebenselixir. Ich habe früh geheiratet und hatte bald drei wunderbare Töchter. Irgendwann ist mir klar geworden, dass es nicht so toll ist, daheim immer über Krankheit und Tod zu sprechen. Beim Schreiben konnte ich die Dinge loswerden, mir von der Seele schreiben. Wenn ich ein neues Thema angfange – wie jetzt die 24 Stunden Pflege – ringe ich immer erst mit dem Thema und frage mich selber "Was will ich damit sagen?".
Die Ermi-Oma ist für mich ein Konglomerat aus ganz vielen Erlebnissen und Begegnungen. Wenn die Oma auf der Bühne eine Meldung schiebt, läuft im Hintergrund bei mir ein Bild zu einem Erlebnis ab. Ich habe auch begonnen ein Buch zu "Ermi-Oma Backstage" zu schreiben, in dem ich immer ein Zitat und dazu die Geschichte beschreibe.

Anfang diesen Jahres mussten Sie ihr Herzensprojekt den Verein „Liebhaberei“ auflösen?
Der Hof gehört jetzt meiner ältesten Tochter. Wir haben dort viele Menschen ins Leben geholt und zehn Menschen eine Arbeit gegeben. Nachdem meine Frau Esta gestorben ist, wollte ich den Hof verkaufen, habe aber bald gemerkt, dass es nicht nur ihr sondern auch mein Traum war. Aus Solidarität habe ich mit einsamen Menschen gelebt. Schließlich habe ich mich neu verliebt – obwohl ich nicht der Meinung war das es geht – und bin zu Tina in die Steiermark gezogen. Ich wollte mindestens zwei Mal die Woche ins Burgenland zum Hof fahren, war aber einfach müde wenn ich von den Auftritten nach Hause kam. Ich war nie bereit die menschlichen Beziehungen dem Karrierealltag zu opfern. Ich habe viel Geld in den Verein reingesteckt aber das war es absolut wert, denn alles was du im Leben aus Liebe tust, ist nicht vergeblich – und so hätte ich es ohnehin auch ausgegeben.

Wie sieht ihr Alltag aus, wenn die Ermi-Oma daheim bleibt?
2006 habe ich aufgehört Pfleger zu sein, seitdem bin ich selbstständig. Das Kabarett ist aber nicht das einzige das ich mache. Mit meiner Frau Tina und Werner Loder, der seit 23 Jahren in Tageszentren mit alten oder dementen Mitmenschen tätig habe ich das Buch "3 Mal 7 ist Donerstag" gemacht, das mit Bildern und kurzen Fragen neue Zugänge zu Menschen mit Demenzerkrankungen schaffen soll, um sie so über den Verstand zu erreichen. Eigentlich mag ich das Wort Demenz nicht, Demenz heißt "ohne Geist" – da müssen wir mal ein neues Wort erfinden. Jetzt bin ich auch gerade dabei ein Buch mit Lebensgeschichten zu füllen – nicht von Stars sondern von normalen interssanten alten Menschen. Ich mag es, wenn mein Leben breiter aufgestellt ist, auf mehreren Säulen.

ZUR SACHE:
Markus Hirtler tritt als Ermi-Oma am 7.November 2018 mit seinem ältesten Programm "Ansichtssache" und am 16.Jänner 2019 mit dem neuen Programm "24 Stunden Pflege(n)" in der Klosterneuburger Babenbergerhalle auf.

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