Welttag des Naturschutzes
Ohne Imker geht es nicht

- hochgeladen von Bernhard Knaus
Der 28. Juli steht ganz im Zeichen des aktiven Erhalts des natürlichen Lebensraumes und seiner Ressourcen. Jedes Jahr wird dieser Tag als „Welttag des Naturschutzes“ (World Nature Conservation Day, kurz WNCD) begangen. Dieser Aktionstag verfolgt primär das Ziel, das öffentliche Bewusstsein für den Schutz der natürlichen Ressourcen zu schärfen.
KLAGENFURT. Das Interesse für den Naturschutz, also auch für den Schutz der Tier- und Pflanzenarten in der Öffentlichkeit sehr groß, doch im Konfliktfalle wird dieser Aspekt des Umweltschutzes schnell einmal zur Seite geschoben. Landschaft, Tiere und Pflanzen werden zwar positiv wahrgenommen, ihr Schutz ist aber eher von zweitrangiger Bedeutung. Straßen, Baugebiete, Parkplätze und jede Art von infrastruktureller Einrichtung sind wichtiger, der Mensch kann auch ohne Vogel, Falter, Wurm und Co überleben. Ein weit verbreiteter Irrtum. Die Natur- und Artenvielfalt ist eine Ressource, die für den Menschen überlebensnotwendig ist. Aufgrund der komplizierten Zusammenhänge ist dieses Problem aber oftmals nur schwer kommunizierbar. Ein Artenschwund wird – wenn überhaupt – erst wahrgenommen, nachdem es diese Art nicht mehr gibt.
Bienensterben
Es gibt eine Vielzahl an Beispielen, wie sensibel die Natur auf menschliche Eingriffe reagiert. Eingriffe, die kurz- oder gar mittelfristig nicht wahrnehmbar sind, deren Auswirkungen aber für die Menschheit fatal enden könnten. Das Bienensterben dient häufig als beliebtes Beispiel für das Artensterben. Ohne diesem, nach dem Schwein und Rind, drittwichtigsten Nutztier, käme es weltweit zu spürbaren Nahrungsmittelausfällen. Sie tragen dazu bei, dass Wild- und Kulturpflanzen bestäubt werden und schaffen zeitgleich eine Nahrungsgrundlage für andere Tiere, zum Beispiel Vögel. Vom Bienensterben wäre neben Honig auch Obst, Gemüse, Fruchtsäfte, Öle, Brotaufstriche oder Kleidung aus Baumwolle betroffen. Rund 88 % der Blütenpflanzen ist von der Bestäubung durch Tiere abhängig. Ohne Bienen würden die Erträge bis zu drei Viertel der Nutzpflanzen stark schrumpfen.
Ohne Imker kein Überleben
„Eine Biene ohne Imker würde heutzutage nicht mehr überlegen“, zeigt sich der Bienenexperte Winfried Dareb sehr besorgt. „Trotz vieler Bemühungen, Bestäubungsflächen zu schaffen und auf giftige Düngemittel zu verzichten, ist die Steigerung der Imkeranzahl ein ganz wesentlicher Beitrag zur Besserung der sehr ernsten Situation.“ Die Initiative City Imker in Klagenfurt hat es sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit den Bewohnern der Stadt Klagenfurt die Bienen im Stadtgebiet zu schützen. „Wir wollen den Menschen speziell in der Stadt die Biene wieder näherbringen. Was leistet die Biene für die Menschen, wo nützt sie jedem Einzelnen. Das sind Themen, die wir mit unserer Initiative behandeln“, führt Dareb aus. „Wir bringen die Biene wieder zurück in die Stadt.“
Mehr als Erntehelfer
Die Imker sind viel mehr als nur Erntehelfer, die einmal im Jahr für reichlich Honig sorgt. Eine Fülle an Aufgaben sind von ihnen zu erfüllen, bis ein allfälliger Honigertrag tatsächlich zu erwarten ist. Grundsätzlich ist die Arbeit eines Imkers schon seit jeher ein Beruf, der hohe Einsatzbereitschaft und selbstständiges Arbeiten verlangt. Er züchtet die Königin, die dann in weiterer Folge für Nachkommen im Stock sorgt. Um ein unkontrolliertes Schwärmen der Bienenvölker zu verhindern, errichtet und wartet der Imker die Bienenstöcke, in denen die neuen Völker ihre Unterkunft finden.
Wabenhygiene wichtig
Eine sehr wichtige Aufgabe des Imkers ist die Wabenhygiene, denn mit der Zeit können Parasiten oder Schädlinge das Bienenvolk befallen. Die Varroamilbe wurde Anfang der 80er Jahre aus Asien nach Europa mitgebracht und ist für die europäische Honigbiene eine ständige Bedrohung. „Es sind die Imker“, führt Winfried Dareb aus, „die das Bienenvolk vor den Schädlingen retten können. Die Milbe kann, wenn man sie nicht bekämpft, das komplette Volk durch die infektiöse Wirkung ausrotten.“ Anders ist es bei den Wildbienen, die meist als „Einzelkämpfer“ oder in kleinen Gruppen existieren, dort kann die Milbe aufgrund der Anzahl der Bienen keinen Schaden anrichten. Jedoch ist ihre Anzahl zu gering, um den Bestäubungsaufgaben flächendeckend ausreichend nachzukommen. Am stärksten wären die Auswirkungen bei den verschiedenen Obst- und Gemüsesorten, darunter die beliebten Äpfel, Birnen, Tomaten und Zucchini. Rund 4.000 Gemüsesorten verdanken den summenden Helfern ihre Existenz und Verbreitung. Bienen sind zwar nicht die einzigen Bestäuber – Falter, Fliegen, Käfer und einige Vogel- und Säugetierarten helfen ebenso – doch gerade in Europa zeichnet sie hauptverantwortlich für den Transport des Pollens.
Weg zum Imker
Der Weg von einem Interessenten zu einem ausgebildeten Imker wird durch die Klagenfurter City Imker begleitet. Hier kann ohne eigenen Bienenstock und notwendiger Vorkenntnisse das Handwerk des Imkers probeweise erlernt werden. „Jedem zukünftigen Jungimker wird leihweise ein Bienenvolk und die entsprechende Ausrüstung für die Probezeit zur Verfügung gestellt“, führt der Cityimker Winfried Dareb aus. „Von April bis September werden die Neueinsteiger fachlich und nachhaltig an einem der zahlreichen Lehr-Bienenstände in Klagenfurt durch das Bienenjahr geführt.“ Diese Probezeit dient als fundierte Vorbereitung für die offizielle Imkerausbildung über den Landesverband für Bienenzucht in Kärnten. Dieses interessante Angebot nehmen jedes Jahr rund 15 Kursteilnehmer in Anspruch. Rund ein Drittel davon bleiben der Imkerei treu und streben weitere Ausbildungen und Schulungen an.
Schaffung Lebensräume
Die Schaffung von Lebensräumen für Bienen ist ebenfalls ein wichtiges Thema. Jeder kann hier aktiv mithelfen, denn Bienen haben einen Aktionsradius von ca. 3 bis 3,5 Kilometer und da trägt jede noch so unbedeutend scheinende Fläche zum Überleben der Honigbienen bei. Städte sind heutzutage reich an blühenden Bäumen. Die Blütenzusammensetzung in der Stadt ist häufig vielfältiger als auf dem Land. Gerade diese Vielfalt macht sich durchaus im Geschmack bemerkbar. Im Gegensatz zu Landimkern können Imker aus der Stadt keinen reinen Sortenhonig herstellen, er ist immer ein Mischhonig.
Stadthonig in bester Qualität
Oftmals vorgebrachte Bedenken, der Stadthonig wäre von minderer Qualität und nicht so gesund, kann der Bienenexperte Winfried Dareb problemlos entkräften. „Die Bienen nehmen den Nektar aus frisch aufgeblühten Pflanzen auf, die Blüte hat demnach kaum Zeit, Schadstoffe aus der Luft aufzunehmen. Die Bienen selbst“, so der Experte, „verfügen über ein sehr effektives Filtersystem, sodass nur Stoffe in geringsten Mengen im Honig zurückbleiben.“ Durch das Fehlen von großflächigen Pestizidanwendungen, gibt es im Stadthonig keinerlei Rückstände und kann ihn daher sogar qualitativ besser machen als reinen Sortenhonig vom Land.
Zentrales Verzeichnis
Und noch ein Anliegen liegt den Protagonisten der Initiative City Imker Klagenfurt sehr am Herzen. „Wir arbeiten an einem flächendeckenden zentralen Verzeichnis aller Bienenstöcke, die innerhalb des Stadtgebiets aufgestellt sind. So kann man im Falle z. B. eines Schädlingsbefalles viel schneller und effizienter reagieren“, meint Bienenexperte Dareb. „Weiters kann so ein Bestäubungsplan erstellt werden. Lücken bei den Bestäubungsflächen sind so schnell erkenn- und behebbar.“ Dareb erwarte sich die aktive Unterstützung der Stadtverantwortlichen der Stadt Klagenfurt.
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