Corona-Virus
So geht es in den Kärntner Spitälern weiter!

- Pressekonferenz in Kärnten: langsames Hochfahren in den Spitälern
- Foto: Pichler
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Schrittweise Öffnung von Kärntner Spitälern: Krankenhäuser entwickeln nun lokale Pläne und Prioritätenlisten, wie aufgeschobene Behandlungen wieder stattfinden können. Es habe sich einiges aufgestaut. Die Versorgung von Akutfällen war und ist immer gegeben.
KÄRNTEN. Gesundheitsminister Rudolf Anschober kündigte heute Vormittag in einer Pressekonferenz an: "Die Länder und die regionalen Krankenanstalten erarbeiten Pläne für die schrittweise Öffnung." In Kärnten wurden erste Pläne heute bereits um 12 Uhr präsentiert. Es werde noch länger keine Normalsituation herrschen, so Anschober.
Gesundheitsreferentin Beate Prettner, Bettenkoordinator Jörg R. Weber und Intensivkoordinator Rudolf Likar gaben gerade einen Überblick.
Vorgehaltene Kapazitäten bisher zu zehn Prozent ausgelastet
Heute gab es eine Sitzung aller Fonds-Krankenanstalten, die zunehmend ihren Betrieb erweitern und wieder mehr Tätigkeiten durchführen wollen. Das gehe, da sich die Fallzahlen als stabil erweisen und Kärnten überhaupt ein niedriges Niveau aufweise. "Wir mussten bisher die vorgehaltenen Kapazitäten zu zehn Prozent auslasten", so Prettner. Der Höchststand bei Corona-Intensivpatienten waren 13, stationär waren es 23.
Spitäler erstellen Prioritätenlisten
Mittlerweile hätten sich die Dringlichkeiten geändert, so Prettner. "Fälle, die vor einem Monat noch nicht dringlich waren, sind es nun." Deshalb wurden alle Spitäler beauftragt, die Situation für die nächsten sechs Wochen neu zu bewerten und eine Prioritätenliste zu erstellen – nach Dringlichkeit in jedem Fach und jeder Disziplin, nach Maßgabe der Kapazitäten. Es werden also regionale und lokale Pläne entwickelt, die logistischen Voraussetzungen geschaffen (z. B. Gestaltung des Wartebereichs) und auch die Bevölkerung könne mithelfen, indem sie sich im Spital genauso an die Regeln hält wie z. B. beim Einkauf.
Natürlich müssen die Sicherheitsvorkehrungen weiterhin hoch bleiben – mit strikter Trennung von (potentiellen) Corona-Patienten und anderen Patienten, mit genügend Abständen, Desinfektion, Mundschutz. Wie schon der Gesundheitsminister berichtete, bleiben die Besuchsregelungen aufrecht.
Prettner schätzt, dass mit Ende April/Anfang Mai wieder vermehrt Patienten aufgenommen werden können.
Spitäler sind "sicherster Ort"
Kommt es wieder zu einer Zunahme an Corona-Infektionen, müsse man jederzeit wieder in den "alten Betrieb" wechseln können. Prettner: "Derzeit sind unsere Krankenanstalten der sicherste Ort, wenn man sich vor einer Infektion schützen will. Mit den höchsten Hygiene-Standards!" Sie dankt allen Mitarbeitern für ihre großartige Leistung in den letzten Wochen.
Gutes Corona-Intensivkonzept
Für den Intensivbereich berichtete Likar, Kärnten hätte ein vorbildliches Corona-Intensivkonzept – mit eigenen Zugängen, eigenen Wegen und eigenen OP-Sälen für Corona-Patienten. "Von Beginn der Krise an hatten wir sofort 35 Intensivbetten für Corona-Patienten zur Verfügung, der Höchststand an Belegung war 13. Drei Patienten konnten wir von der Intensivstation gesund entlassen, einige sind leider auch verstorben." Derzeit sind noch neun Betten belegt – acht im Klinikum Klagenfurt, eines in Spittal.
Man werde nun ca. 15 Intensivbetten für Corona-Patienten in Zukunft vorhalten (Klagenfurt, Villach, Wolfsberg, Friesach, Spittal), man könne aber jederzeit wieder auf 35 "hochfahren". Likar: "Es gibt genügend Ressourcen für andere Patienten. Bitte kommen Sie rechtzeitig ins Krankenhaus!"
Ein Viertel weniger Herzinfarkt- und Schlaganfall-Patienten
Im stationären Bereich verhält es sich laut Weber ähnlich. Er appelliert: "Suchen Sie das Krankenhaus bei Beschwerden auf! Es ist ein sicherer Ort. Sitzen Sie Beschwerden nicht daheim aus!" Weber wisse zwar von keinem Patienten, der aufgrund von nicht durchgeführten Operationen konkret zu Schaden gekommen ist, aber: "Es kamen ca. ein Viertel weniger Herzinfarkt- und Schlaganfall-Patienten. Beschwerden wie eine Schwäche in der Hand oder Drücken in der Brust wurden oft daheim ausgesessen. Akute Symptome gehören aber ins Krankenhaus!"
Auch Likar bestätigt: "Herzinfarkt-Patienten warten momentan zu lange, bis sie kommen. Wenn sie dann kommen, sind die Beschwerden schon sehr groß."
Weber geht davon aus, dass in den letzten Wochen nur 25 bis 30 Prozent der sonstigen OP-Tätigkeit durchgeführt wurde und sich nun vieles "aufstaue". "Die Aufarbeitung wird einige Monate dauern."
Genügend Schutzausrüstung
Was die in Spitälern nötige Schutzausrüstung betrifft, so sagte Prettner: "Wir bekommen nun laufend in kleineren Mengen Schutzausrüstung nachgeliefert, derzeit gibt es genügend Material." Auch Likar betonte, dass es auf Intensivstationen damit keine Probleme gibt.
Eine "große zweite Welle" erwartet sich Prettner aufgrund der hohen Sensibilisierung der Bevölkerung nicht, aber sie gibt zu bedenken: "Stellen wir uns in Zukunft darauf ein, mit Covid zu leben – auch in den Spitälern. Ich gehe davon aus, dass das Leben mit Corona ein anderes sein wird als vorher!"
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