Nationalpark Hohe Tauern
Jagdübereinkommen regt Umweltdachverband auf

- Das Wildtiermanagement sei für die nächsten Jahre wieder gewährleistet. Der Umweltdachverband sieht das nicht so.
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Im Nationalpark Hohe Tauern ist es wesentlich, dass ein aktives Wildtiermanagement betrieben wird. Dies wird im Rahmen der so genannten Nationalparkreviere durchgeführt. Um das Wildtiermanagement auch in den nächsten zehn Jahren zu gewährleisten, unterzeichneten am Donnerstag Nationalparkreferentin Sara Schaar, Jagdreferent Martin Gruber und Landesjägermeister Walter Brunner erneut das Jagdübereinkommen. Kritik kommt allerdings vom Umweltdachverband.
KÄRNTEN. Die herkömmliche Jagd wurde bereits im Jahr 2006 teilweise durch ein nationalparkgerechtes Wildtiermanagement ersetzt. Für den Nationalpark Hohe Tauern ist es wichtig, dass das Wildtiermanagement auf die speziellen Bedingungen abgestimmt ist. Die Umsetzung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Kärntner Jägerschaft und den Grundbesitzern auf Grundlage des Kärntner Jagdgesetzes. Bis zum Jahr 2030 ist das nationalparkgerechte Wildtiermanagement nun wieder gesichert.
Ruhezonen für Wildtiere
Wildtiere brauchen Orte, wo sie sich entfalten können und ungestört vom Menschen leben können. Dafür steht der Nationalpark Hohe Tauern. Die dafür angelegte Kooperationsvereinbarung könne dies gewährleisten, so Landesjägermeister Walter Brunner.
Keine Erhaltungsmaßnahmen für Raubwild?
Der Umweltdachverband allerdings wittert einen Naturschutz-Skandal. Der Schutz bestimmter Wildtierarten wäre im Nationalpark Hohe Tauern massiv beschnitten, heißt es. Man habe vernommen, dass Raubwild von den Erhaltungs- und Wiederansiedelungsmaßnahmen ausgeschlossen werde.
"Ende der Nationalpark-Idee"
Entsetzt zeigt sich Umweltdachverband-Geschäftsführer Gerald Pfiffinger und fordert eine Rücknahme des Übereinkommens: "Wenn die bekannt gewordenen Informationen über das neue Jagdübereinkommen tatsächlich stimmen, bedeutet das das Ende der Nationalpark-Idee. Eine solche Beschränkung ist mit dem Unionsrecht keinesfalls vereinbar und entspricht auch in keinster Weise den nationalen Nationalpark-Standards. Sinn und Zweck eines Schutzgebietes wie des Nationalparks Hohe Tauern ist ja gerade der Erhalt einzigartiger Ökosysteme mitsamt der darin vorkommenden Artenvielfalt. Dass nun offenbar auf Druck von landwirtschaftlichen Interessenvertretungen eine Zweiklassengesellschaft zu schutzwürdigen und weniger schutzwürdigen Arten eingeführt wird, die selbst wertvolle Naturforschung verbietet, ist völlig inakzeptabel und kann höchstens als schlechter Klagenfurter Faschingsscherz gewertet werden."
Der Umweltdachverband will die Regelung bekämpfen, stellt sogar die Befassung der EU-Kommission damit in Aussicht.
Status Quo bleibt der gleiche
Landesrätin Sara Schaar beruhigt in dieser Causa: "Es gibt keine großen Änderungen zum letzten Jagdübereinkommen. Die Regelungen sind die gleichen. Es ist lediglich ausformuliert, dass es in diesem Übereinkommen keine Förderungs- oder Wiederansiedelungsprojekte für Großraubwild geben wird, welche auch bisher nicht stattgefunden haben. Es ist dort auch klar festgehalten, dass Großraubwild künftig weder bejagt, noch vergrämt werden darf. Der Status Quo in der Natur bleibt der gleiche."
Keine unterstützenden Maßnahmen in ganz Kärnten
Nirgends in Kärnten werden unterstützende Maßnahmen gesetzt, um Wölfe und Bären wieder bei uns anzusiedeln, heißt es aus dem Büro von Landesrat Gruber. "Da der Nationalpark Hohe Tauern aber bei anderen Wildtierarten wie z. B. Steinböcke, Bartgeier oder Steinadler aktiv Wiederansiedelungs-Projekte betreibt, war es sowohl dem Jagd- und Agrarreferenten als auch der Kärntner Jägerschaft wichtig, explizit im Jagdübereinkommen festzuhalten, dass Wölfe, Bären oder auch Fischotter im Nationalpark von solchen Maßnahmen ausgenommen sind."
Grubers Haltung dieselbe
Die Haltung von Landesrat Gruber zum Thema Großraubwild ist bekannt und hat sich in den letzten Jahren auch nicht geändert. Vor allem Wölfe und Bären sind aus seiner Sicht Tiere, die in unserer von Bauern geschaffenen Kulturlandschaft keinen geeigneten Lebensraum haben bzw. deren Wiederansiedelung mit der gelebten Praxis der Land- und Almwirtschaft nicht zusammenpasst. Eine Rudelbildung von Wölfen müsse daher unter allen Umständen verhindert werden. Großraubwild kenne keine Reviergrenzen. Es im Nationalpark wiederanzusiedeln, würde bedeuten, diese Tiere in Kärnten wiederanzusiedeln, so Gruber.
Landwirte unterstützen
"Es sollte auch nicht vergessen werden, dass auch die Landschaft des Nationalparks Hohe Tauern zu einem großen Teil von Landwirten geschaffen wurde und 84 Prozent der Fläche sich in bäuerlichem Besitz befinden." Diese Landwirte zu unterstützen und eine gute Zusammenarbeit von Naturschutz, Landwirtschaft und Jägerschaft zu erreichen, sei daher das Ziel von Landesrat Gruber und auch ein Grundgedanke des Jagdübereinkommens mit dem Nationalpark Hohe Tauern.
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