"In uns allen steckt eine kleine, süße Schlampe"

- hochgeladen von Bezirksblätter Archiv (Johannes Gold)
ST. PÖLTEN/OBER-GRAFENDORF (jg). Eigentlich wollte Barbara Balldini nur einen Fachvortrag halten. Herausgekommen sind drei Bücher und ebenso viele Kabaretts. Den Bezirksblättern erklärte die Sexualpädagogin, warum sich Männer nicht fürchten müssen, wenn Sie am 27. November ihre Show in der Pielachtalhalle besuchen, und warum wir alle Schlampen sind.
Wie kamen Sie auf die Idee, Sexualpädagogik mit Kabarett zu verbinden?
"Das war ein purer Zufall. Seit 15 Jahren habe ich eine Praxis für Sexualfragen und Sexualstörungen und nach 7 Jahren wollte ich einen Fachvortrag halten, weil ich mir gedacht habe: alle Menschen haben Sex, aber sie wissen doch vieles nicht so genau. Wo ist der G-Punkt? Warum sollen Männer onanieren? Es war wirklich so, dass ich nach dem Vortrag eine Frau getroffen habe, die sagte: Ach Sie sind das mit dem Kabarett."
Sie präsentieren wirksame Methoden für eine gelingende Beziehung und geben Tipps für eine lebendige Erotik. Mit welchen Mythen punkto Sexualität räumen Sie dahingehend in ihren Programmen auf?
"Dass die Beziehung so toll bleiben muss, wie am Anfang, ist zum Beispiel ein Mythos. Spätestens nach zwei Jahren ist es vorbei, da haben wir diesen Hormoncocktail nicht mehr im Körper. Dass das Sexualleben nachlässt, ist also normal. Deswegen gibt es auch diese Ersatz-Sexualitäten: Pornos, Onanieren, Affären."
Ist Ihr Programm eigentlich jugendfrei?
"Mein Programm ist niemals ordinär. Ich sage nicht blasen oder ficken, ich verwende entzückende Begriffe."
Sie haben Bücher geschrieben, die durchaus ordinäre Titel haben – etwa „Einmal Schlampe, immer Schlampe“.
"Ja, die Bücher sind im Gegensatz zum Bühnenprogramm direkt. Der Unterschied ist der, dass ich das Buch alleine lese, und das darf mich erregen. Wenn ich es alleine lese, muss ich mich nicht fremdschämen."
Ich nehme an, Sie beschreiben Sexualität vorrangig aus Sicht der Frau.
"Ganz im Gegenteil, mir liegen die Männer ja extrem am Herzen. Männer sind nicht zuletzt aufgrund der Pornografie mittlerweile so verunsichert im Umgang mit Frauen."
Muss man als Mann angesichts dieser Verunsicherung Angst haben, in Ihrem Programm bloßgestellt zu werden?
"Ganz und gar nicht. Die Programme sind absolut wertfrei, extrem schätzend. Es wird niemand vorgeführt."
Sie sprechen auf der Bühne über Sex und schreiben Bücher über Sexualität. Welchen Stellenwert hat Sex bei Ihnen im Privatleben?
"Ich lebe das, was ich sage. Ich bin so verliebt in meinen Mann, seit 20 Jahren. Unsere Devise ist, nur wer loslässt, kann behalten. Wir haben noch nie gestritten unter der Gürtellinie. Wir müssen uns überhaupt nichts vormachen. Wir haben sehr viel Freiraum. Selbst wenn ich Affären habe, muss ich das nicht verheimlichen."
Sie haben Affären?
"Natürlich habe ich Affären. Menschen sind von Natur aus nicht monogam."
Sind wir also alle Schlampen?
"Ja, tief in uns drinnen sind wir alle Schlampen. In uns allen steckt eine kleine, süße Schlampe. Die Frage ist, gebe ich ihr Raum und wem schade ich damit? Dahingehend ist die richtige Kommunikation das Um und Auf. Wir haben allerdings meist nicht gelernt – weder in der Schule noch von den Eltern –, wie wir mit Krisen umgehen. Krisen sind aber etwas gutes, um zu lernen, um zu reifen – wenn man richtig kommuniziert."
Warum haben wir nicht gelernt, in Krisen richtig zu kommunizieren?
"Kinder kann man nicht erziehen, Kinder machen es nach. Und das Leben der Eltern ist das Buch, aus dem die Kinder lesen. Wenn ich mit meinem Partner nicht richtig kommuniziere, ihn nicht umarme oder mich bei ihm bedanke – wie sollen Kinder dann lernen, mit Konflikten umzugehen?"
In welchem Buch haben Sie gelesen?
"Ich bin in einem von Klosterschwestern betriebenen Altersheim aufgewachsen. Dort war ich umgeben vom Sterben, wobei sich die Menschen dort immer Fragen gestellt haben: Warum habe ich dieses oder jenes nicht gemacht? Warum habe ich das Leben nicht mehr genossen? Mich hat also dieses ständige Bedauern geprägt. Und dahingehend habe ich mir vorgenommen, dass ich nichts bedauern will. Wenn ich gehe, dann will ich nur sagen: Danke."
Mehr zu Barbara Balldini auf www.balldini.com
Nähere Infos und Tickets für die Show in Ober-Grafendorf auf www.bestmanagement.at




Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.