Brauchtum an Heiligabend
Wenn Flugzeuge am Christbaum funkeln

Weihnachten anno dazumal: Aufgenommen am 24. Dezember 1916 im Haus des Schuhmachers und Lederhändlers Roman Scheuringer (er ist 1913 verstorben) im Markt 72 (heute Marktplatz 16) in Neukirchen am Walde. Am Bild ist vorne rechts die Witwe des Lederhändlers zu sehen und hinten Albin Meixner (Postenkommandant der Gendarmerie Neukichen) und seine Verlobte Rosa Scheuringer (die Tochter des Lederhändlers).

Dieses Bild hat Historiker Thomas Scheuringer zur Verfügung gestellt.  | Foto: Bildarchiv Kultur & Kunst
  • Weihnachten anno dazumal: Aufgenommen am 24. Dezember 1916 im Haus des Schuhmachers und Lederhändlers Roman Scheuringer (er ist 1913 verstorben) im Markt 72 (heute Marktplatz 16) in Neukirchen am Walde. Am Bild ist vorne rechts die Witwe des Lederhändlers zu sehen und hinten Albin Meixner (Postenkommandant der Gendarmerie Neukichen) und seine Verlobte Rosa Scheuringer (die Tochter des Lederhändlers).

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Vom Christkind übers Turmblasen bis hin zum Friedenslicht – manche Tradition ist gar nicht mal so alt. Wir haben in Sachen Brauchtümer rund um den Heiligabend nachgefragt.

BEZIRKE GRIESKIRCHEN, EFERDING (jmi). „Wenn wir das nicht mehr machen würden, würden wir wahrscheinlich gelyncht“, lacht Roland Hehenberger, Obmann des Musikvereins Stroheim. Es geht ums Turmblasen. Fixtermin für die Stroheimer Musiker – und viele andere Musikvereine – an Heiligabend. „Zumindest würden die Leute mit dem Finger auf uns zeigen, wenn wir das traditionelle Turmblasen auslassen. Es gehört einfach zu Weihnachten dazu“, so Hehenberger.

In Sachen Musik darf es aber durchaus abwechslungsreich werden. „Die ‚Stille Nacht‘ und ‚Es wird scho glei dumpa‘ müssen schon sein. Aber wir haben auch sehr viele junge Musiker dabei, die moderne Weihnachtsstücke dazusteuern.“ Dass besonders die Jungen mitmachen, ist Hehenberger wichtig: „Sicher spreizt sich der eine oder andere beim ersten Mal. Aber wenn er das einmal mitmacht und von den Leuten für das Musizieren gelobt wird, dann finden sie das immer super.“ Hehenberger ist seit 30 Jahren Mitglied bei der „Musi“ und kennt das Turmblasen bereits von seinem Vater.

Goldenes Rössl statt Christkind

Der Historiker Thomas Scheuringer aus Neukirchen am Walde klärt auf: „Früher wurde auf Kirchtürmen nach Bränden oder bei Kriegsgefahr Ausschau gehalten, die Glocke geläutet oder ins Horn geblasen. Das könnte ein Zusammenhang sein. Ebenso wurde bei festlichen Anlässen vom Turm geblasen.“ Scheuringer hält aber noch andere Brauchtümer für den Heiligabend bereit. Das Christkind zum Beispiel. Aber: Diesen Brauch gibt es noch gar nicht so lange. „Was viele nicht wissen: Traditionell gab es bei uns bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kein Christkind, sondern ein goldenes Rössl“, erklärt der Historiker.

Am Christbaum funkeln Flieger

Ebenso sei das Brauchtum des Christbaums noch nicht so alt. Scheuringer rechnet ihn auf die Biedermeierzeit zurück, also Mitte des 19. Jahrhunderts. „In Neumarkt etwa hatte die Kaufmannsfamilie Eibl 1840 den ersten Christbaum in der Gemeinde aufgestellt. Im ländlichen Raum ist er aber erst um die Jahrhundertwende in Mode gekommen“, sagt Scheuringer. Laut ihm spiegelt auch der Christbaumschmuck immer den Zeitgeist wider: In Kriegszeiten kamen Panzer und Kampfflugzeuge auf den Baum, in der NS-Zeit die entsprechenden Symbole. Heute dürfen es gerne Autos und andere Dinge sein. Ein Kommen und Gehen – nicht nur bei der Deko. Sagenumwobene Figuren wie die Habergoaß zogen an den Raunächten umher – sie sollten an die „Wilde Jagd“ erinnern. Heutzutage halten etwa noch im Kobernaußerwald – vor allem in Maria Schmolln und St. Johann am Walde – die „Maschkerer“ Einzug.

Andererseits entdecken viele das Räuchern zu den Raunächten wieder. „Auch diese Praktik war schon einmal fast ausgestorben. Früher wurden damit Räume rituell gereinigt. Durch die desinfizierende Wirkung hat es zudem einen praktischen Hintergrund“, so Scheuringer. Nachsatz: „Viele Traditionen sind gar nicht so uralt, wie man denkt. Es entstehen auch jetzt noch Bräuche.“ Stimmt, ein Beispiel findet sich bei der Feuerwehr.

Feuerwehren bringen Licht

Relativ neu, aber nicht mehr wegzudenken ist die Übergabe des Friedenslichts. Sie wurde 1986 vom ORF ins Leben gerufen. Seither tragen die Feuerwehrkameraden das Licht aus Bethlehem zu den Haushalten. Moment, warum gerade die Feuerwehr? „Die Verantwortlichen suchten eine Organisation, die eine flächendeckende Struktur bietet. Diese wurde mit der Feuerwehr und ihren Jugendgruppen gefunden und die Aktion gemeinsam mit dem damaligen Landesfeuerwehrkommandanten Johann Huber durchgeführt“, erklärt Grieskirchens Bezirksfeuerwehrkommandant Herbert Ablinger.

Das Licht wird bei einer Messe im Stift St. Florian an die oberösterreichischen Feuerwehrortsgruppen ausgegeben. Die Aktion kommt nicht nur bei den Leuten gut an, sondern ebenso bei den Florianijüngern selbst. „Die Kinder identifizieren sich mit der Aktion. Bei uns in St. Georgen sind grundsätzlich alle dabei. Die Kinder werden in drei Gruppen im Gemeindegebiet aufgeteilt“, so Ablinger. Die Erlöse durch die Friedenslichtübergabe verwenden die Florianijünger meist für die Nachwuchsarbeit oder spenden sie für gute Zwecke.



Die stillen Tage richtig genießen

Kommentar von Julia Mittermayr

Was gefällt Ihnen an Heiligabend ganz besonders? Sind es die obligatorischen Bratwürstel vor dem Geschenkeauspacken, das Zusammenstehen am Punschstand nach der Christmette oder das Ende des vorweihnachtlichen Stresses? Natürlich verlangt der Advent mittlerweile ein gutes Zeitmanagement – nicht nur in Sachen Geschenke besorgen und Christbaum finden. Da geht‘s ums Freundetreffen, Steuererklärungmachen, Kleiderschrankausmisten und andere Baustellen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um abzuschalten. Es ist gar nicht so schwierig, denn unsere Region hält schöne Bräuche bereit. Damit das so bleibt, zeigen viele Vereine jedes Mal aufs Neue Einsatz. Was Sie tun können? Unser Vorschlag: Lehnen Sie sich zurück, nehmen Sie sich Zeit zum Innehalten und genießen Sie die Weihnachtstage.


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