Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

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Adventmärkte, Einkaufsmarathons, Punschstände, überall sieht man fröhliche Menschen. Die anderen sieht man kaum. Die igeln sich zu Hause ein oder sitzen stumm in einer Wirtshausecke.

BZIRKE (ihi). So sehr, wie sich vor allem Kinder auf Weihnachten und die Feiertage freuen, genauso sehr fürchten sich viele Menschen gerade vor dieser angeblich schönsten Zeit im Jahr. Menschen, die alleine leben, keinem sozialen oder familiären Verband, keinem Verein und oft auch keiner Kirchengemeinde angehören wissen oft nicht, wie sie die dunkle Jahreszeit überstehen sollen.
Andrea Hafferl-Gattermayer, Ärztin für Allgemeinmedizin, Psychosomatik und Psychotherapie und die Klinische und Gesundheitspsychologin Barbara Simmer mit Gemeinschaftspraxis in Breitenaich/Scharten informieren über Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Depressionen.

Einsamkeit macht krank

Ist man durch Scheidung aus einem Familienverband rausgeflogen, ist ein geliebter Mensch gestorben oder hat man seinen Job verloren und fühlt sich alleingelassen, wertlos, nirgends zugehörig, nicht mehr gebraucht? „Exogene Faktoren wie diese können gut behandelt werden. Es muss nicht sofort eine Therapie sein“, ermutigt Hafferl-Gattermayer. „Oft genügen Gespräche mit der Freundin, dem Arbeitskollegen, einer Trauergruppe oder der Friseurin, um die belastenden Gedanken aus dem Kopf zu kriegen. Im Gespräch relativieren sie sich und verlieren an Dramatik. Bewegen sie sich jedoch ständig im Kreis, macht das krank.“

Psychotherapie nur bei psychischer Erkrankung

Simmer empfiehlt, die Einsamkeit abzufangen, bevor sie zu einer Depression wird. „Antriebslosigkeit, soziale Isolation, Interessen- und Freudlosigkeit sowie Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus sind erste Anzeichen einer Depression“, klärt sie auf. Wichtig ist neben dem Erkennen, dass man Hilfe braucht auch der Mut, diese anzunehmen. „Viele Menschen sehen den Bedarf selber nicht. Da braucht es ein Umfeld, das dem Betroffenen die Wichtigkeit einer Therapie vermittelt“, betont die Expertin. Der Psychologe oder Therapeut entscheidet, ob zudem eine medikamentöse Behandlung notwendig ist. In diesem Fall ist ein Arzt, zum Beispiel ein Psychiater aufzusuchen.

Tabuthema psychologische Behandlung

Mit der Zunahme von psychischen Erkrankungen nimmt die Stigmatisierung ab, nicht zuletzt durch positive Medienarbeit. „Nach Überwindung der ersten Hemmungen fühlt sich der Patient meist erleichtert, sobald er zu sprechen begonnen hat“, informiert Simmer.

„Am schlimmsten sind die Feiertage“

klagen viele Betroffene. Familienfeste ohne Familie. Feiertage ohne die Liebsten. Urlaub ohne Partner. Allein die Vorstellung reicht oft schon, um sich mehr und mehr zu vergraben. Da hilft oft eine ehrenamtliche Arbeit im Krankenhaus, Altersheim, bei der Rettung, der Flüchtlingshilfe, in der Pfarrgemeinde oder im Tierheim. Man lernt Leute kennen und wer weiß, vielleicht wird man sogar zur Weihnachtsfeier eingeladen.

Bewältigungsstrategien

Alles, was die Endorphinausschüttung antreibt, hilft. Das ist z.B. Bewegung in der frischen Luft, aber auch einfach nur Tageslicht. Sport und Singen machen erwiesener Maßen glücklich. Auch Fortbildungen helfen, wieder Gemeinschaft und Erfolgserlebnisse zu haben. „Alkohol ist keine Lösung, auch wenn er kurzfristig antidepressiv wirkt“, warnt die Fachärztin. Auch übermäßiges Konsumverhalten befriedigt nur vorübergehend.
Kummernummer und Sozial-Café
Schafft man das alles nicht und scheut den Gang zum Psychologen, bleiben noch die diversen Beratungsstellen, der psychosoziale Notdienst, die Telefonseelsorge (142) und die Ö3-Kummernummer oder das Sozial-Café.
Der Mensch lebt eben nicht vom Brot allein.

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