Business-Lunch
Mützenmafia: Frauenpower statt krimineller Machenschaften

- v.l.: Monna Čizmić vom Lendhotel, Astrid Reischer (Head of Marketing der Mützenmafia), Kristina Blaschitz (Mützenmafia Geschäftsführerin) beim Business-Lunch mit MeinBezirk.at
- Foto: Brand Images e.U.
- hochgeladen von Josefine Steingräber
In dieser Woche handelt es sich in dieser Rubrik eher um einen "Business-Brunch". Denn mit Kristina Blaschitz und Astrid Reischer von der Mützenmafia hat sich MeinBezirk.at zum Frühstück im Lendhotel getroffen, um über handgefertigte Mützen aus Graz und Feminismus in der Wirtschaft zu sprechen.
GRAZ. "Trägt man die Hauben, wird man Teil des Netzwerkes, Teil der Familie", sagt Kristina Blaschitz, Gründerin der Mützenmafia – des Grazer Labels für Mützen, Schals, Stirnbänder und mehr. Denn das Besondere für sie ist der familiäre Charakter, den sich ihr kleines Business über die bald 13-jährige Unternehmensgeschichte immer erhalten hat. Im Interview mit ihr und Kollegin Astrid Reischer geht es darum, wie man ethisch, fair und nachhaltig Mützen, Stirnbänder und Co herstellt und ihren wertschätzenden Umgang mit Ressourcen und Mitarbeiterinnen.
- Mit 22 eine Firma zu gründen, erfordert viel Mut. Wie mausert man sich vom jungen Start-Up zum erfolgreichen und nach wie vor wachsenden Unternehmen?
Kristina Blaschitz: Das Gründen war erstmal leicht. Ich war jung, hatte ein kleines Apartment und habe neben dem Studium Marketingjobs gemacht. Ich hatte keine großen Ausgaben, keinen Kredit, keine Kinder, dafür aber einen Riesenwillen, diese Idee voranzubringen. Deswegen habe ich mir gedacht, ich probiere es einfach, was soll passieren? Ich bin mit diesen Mützen überall hingegangen, auf Märkte und in sämtliche Shops und hatte eben Glück, dass sie gut angekommen sind.
- Welche Herausforderungen sind euch auf diesem Weg begegnet?
K. B.: Ich bin mittlerweile 34 und Mama von zwei Kindern und als das Thema Mutterschaft auf mich zugekommen ist, habe ich zum Beispiel gemerkt, dass ich das Anstellungsverhältnis vermisse. In Sachen Karenz, Mutterschutz und Kinderbetreuungsgeld fällst du als selbständige Frau in ein absolutes Loch. Da merkst du, dass das Unternehmertum noch immer darauf ausgelegt ist, dass selbstständige Personen männlich sind. Und dein Business wartet ja nicht auf dich. Ich habe in dieser Zeit zwar weniger gearbeitet, aber du kannst nicht einfach ein Jahr lang zu Hause bleiben. Doch auch das haben wir geschafft.

- "Alles begann mit nassen Haaren und dem Wunsch nach einem Satz warmer Ohren." Denn als Kristina Forstlechner, wie die gebürtige Grazerin damals noch hieß, nach dem Wakeboarden kein passendes Modell fand, brachte sie sich das Häkeln via YouTube-Tutorial bei.
- Foto: Brand Images e.U.
- hochgeladen von Josefine Steingräber
- Welche Rolle spielt Feminismus dann bei der Mützenmafia?
K. B.: Ich habe mir immer gesagt, wenn ich es mir einmal leisten kann, eine Fläche anzumieten, dann ich möchte ich anderen weiblichen Startups einen Teil davon zu Verfügung stellen, damit sie sich auch ausprobieren können. Unser Concept Store in der Volksgartenstraße, der gerade zwei Jahre alt wird, heißt deshalb auch "Mützenmafia und mehr" und dort sind wir sehr feministisch. Denn damit du bei uns verkaufen darfst, muss das Unternehmen women-owned und handgemacht aus Europa sein. Damit möchten wir das weibliche Netzwerk fördern. Denn Männer haben es über Generationen hinweg perfektioniert, sich gegenseitig zu pushen. Und mir ist total wichtig, dass wir Frauen uns connecten und gegenseitig fördern. Wir sind viel stärker, wenn wir zusammenhalten.
- Die Mützenmafia versteht sich als "sustainable, ethical, fair Fashionbrand". Was heißt das eigentlich?
K. B.: Fair heißt, dass die Rohstoffe, mit denen du arbeitest – in unserem Fall die Wolle oder das Garn – einem gewissen Standart entsprechen. Ethisch ist für uns, dass wir ein Frauenbetrieb sind und dass es bei uns keine klassischen Arbeitszeiten gibt. Außer uns beiden sind bei uns alle Mitarbeiterinnen 50 plus – das heißt Personen, die am Arbeitsmarkt schwer vermittelbar sind. Unsere Strickerinnen arbeiten in Heimarbeit wann und wie sie wollen und liefern Kontingente ab, aber können sich die Zeit, angepasst an ihr Leben, frei einteilen.
Astrid Reischer: Auch ein ethischen Miteinander gehört dazu. Das betrifft die Kommunikation oder dass wir in Kompetenzbereichen agieren und keine hierarchische Unternehmensstruktur haben. Und Nachhaltigkeit (Stichwort sustainable) bezieht sich ebenfalls auf viele Bereiche: So drucken wir beispielsweise nur auf Recyclingpapier, verwenden in der neuen Kollektion recycelte Baumwolle und versuchen mit circular fashion (Anm. Red.: Kreislaufwirtschaft in der Modebranche) immer mehr zur Langlebigkeit der Dinge beizutragen.
- Dementsprechend rechtfertigt sich auch der Preis eurer Produkte.
A. R.: Genau, wir entwickeln unsere Produkte zum Teil über anderthalb Jahre hinweg. Da uns wichtig ist, das alles nachhaltig in Europa hergestellt wird und wir mittlerweile zu Teilen auch kleine Strickereien und Schneiderein beschäftigen, geht der Produktion neben dem Design auch eine Menge Recherchearbeit voraus. Gestrickt wird dann an einer Mütze, je nach Modell, zwei bis vier Stunden.

- Astrid Reischer ist gelernte Damenschneiderin und lebt seit zehn Jahren in Graz.
- Foto: Brand Images e.U.
- hochgeladen von Josefine Steingräber
K. B.: Weiters ist uns wichtig, dass das Material entweder extrem High-end, sowas wie Alpaka Wolle, oder recycelt ist. Es wird getestet, dass die Mütze langlebig ist. Und so schließt sich der Kreis an Definitionen, der nicht nur am Produkt hängt, sondern die ganze Firma und auch alle Zulieferer betrifft.
Frauenpower: Die Patin und das Goldstück
Im Jänner wird die Mützenmafia 13 Jahre alt "und ich bin auch keine 22 mehr", sagt Kristina Balschitz und lacht. Schon kurz nachdem die Idee geboren war, ging es mit dem ersten großen Kunden – dem Traditionskaufhaus Kastner & Öhler – steil bergauf mit der Firmengründung. Mittlerweile werden die Mützen, Stirnbänder, Schals und Co nicht mehr bloß in Graz verkauft, sondern auch online und in über 100 Läden in Deutschland und Österreich. Mit weiteren Verkaufsstellen in Los Angeles oder St. Tropez erobert die Mützenmafia sukzessive die Welt. "Außerdem ist aus dem Ich ein großes Wir geworden", freut sich "die Patin", wie sich Mützenmafia-CEO Kristina Blaschitz selbst nennt.

- Kristina Blaschitz und Astrid Reischer nennen sich selbst "Die Officeschnitten" der Mützenmafia
- Foto: Katharina Hafner
- hochgeladen von Josefine Steingräber
Unterstützt wird sie unter anderem von Astrid Reischer, die liebevoll "Goldstück" genannt wird. Die Absolventin der Modeschule ist 2019 als Praktikantin zur Mützenmafia hinzugestoßen und hat sich bereits neben ihrem Studium für "Marketing and Sales" um den Social-Media-Auftritt der Mützenmafia gekümmert. Heute ist sie der "Head of Marketing" und kümmert sich um alles, was rund um Produktentwicklung, Online-Shop und so weiter anfällt.
Hier findest du die Mützenmafia:
- seit zwei Jahren im Concept Store in der Volksgartenstraße 7 in Graz
- und im Online-Shop unter muetzenmafia.com
Noch mehr über die Mützenmafiosis liest du hier.
Frühstück im Lendhotel
- Grüne Gasse 2, 8020 Graz
- Tel: 0316 7170 00
- Web: lendhotel.at/kitchen-and-bar
- wochentags von 6.30 bis 10.30 Uhr und wochenends von 7 bis 12 Uhr
Beschreibung: Das Frühstück im Lendhotel ist nicht nur für Hotelgäste da, sondern alle sind recht herzlich willkommen. Mit einem bunten Buffet von herzhaft bis süß oder einer Bestellung à la carte dürfte für jeden und jede etwas dabei sein. Auf Lebensmittel aus der Region und Less Waste, also weniger Abfall, wird hier besonders viel Wert gelegt.
Das sagt MeinBezirk.at: In gemütlichem Ambiente bietet das Lendhotel mit stilvoller Einrichtung, künstlerischen Elementen und den großen Fensterfronten den perfekten Ort, um mit einem Frühstück genussvoll in den Tag zu starten. Zum "Business-Brunch" gab es neben Weckerln, Croissants oder Obst auch eine Eierspeis nach Wahl und ein Heißgetränk.

- Das Frühstück im Lendhotel ist nicht nur für Hotelgäste, sondern für jedermann und -frau.
- Foto: RMS
- hochgeladen von Josefine Steingräber

Business Lunch
Die Grazer Wirtschaft zu Tisch mit MeinBezirk.at. Alle Beiträge unserer wöchentlichen Interview-Serie findest du auf der Themenseite.
Das könnte dich auch interessieren:





Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.