Seltene Lehrberufe
Wo man in Graz noch Büchsenmacher werden kann

- Leidenschaft für Waffen: Anton Weidinger
- Foto: Foto Jörgler
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Faustfeuerwaffe, Sportgewehr und Jagdflinte – der Büchsenmacher kennt sie alle in- und auswendig. Was den Beruf so spannend macht und was angehende Lehrlinge mitbringen sollten, hat Anton Weiding vom Grazer Traditionsbetrieb "Waffen Wanz" der WOCHE verraten.
Hier ist höchste Präzision gefragt: Die winzigen Metallteile im sogenannten "Schloss" der Waffe müssen exakt ineinander greifen, damit später auch ein guter Schuss gelingt. Ähnliches gilt für die Herstellung des hölzernen Schafts der "Büchse", der sich im Idealfall perfekt an die Schulter des Schützen schmiegen soll. Nicht umsonst heißt es im Einmaleins der Waffenkunde: "Der Lauf schießt, der Schaft trifft." Der Beruf des Büchsenmachers hat nur auf den ersten Blick mit Schießerei zu tun. Schon auf den zweiten offenbart sich ein vielfältiges Handwerk, das neben einer Liebe zur Metallbearbeitung auch sehr viel technisches Verständnis erfordert.
Jeder Ast ist eine Waffe
Anton Weidinger, Büchsenmachermeister aus Graz, hat sich schon früh verliebt: "Es ist ein wunderschöner Beruf", sagt er. Für ihn war schon als kleiner Bub klar, dass er irgendwann Waffen bauen und warten wird. "Ich habe schon damals in jedem Stück Holz ein Gewehr gesehen." Jahrzehntelang hat Weidinger das Geschäft "Waffen Wanz" in der Griesgasse geführt, inzwischen hat sein Sohn übernommen. Auch Lehrlinge werden hier ausgebildet, aber nur wenn sie die passenden Fähigkeiten mitbringen. Neben dem erforderlichen Interesse für Technik, sollte im besten Fall auch noch ein Hintergrund in der Jagd vorhanden sein, betont Weidinger.

- Aus einem Stück Holz wird ein fertiger Schaft.
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Feilen, feilen, feilen
Ist man als Lehrling aufgenommen worden, geht es erst einmal mit Feilarbeit aus, denn die mache einen Großteil des Handwerks aus, so Weidinger. "Natürlich spielen hier inzwischen aus Fräsmaschinen eine große Rolle, aber ein guter Büchsenmacher sollte auch präzise feilen können und das muss man lernen." Gefeilt werden übrigens hauptsächlich Ersatzteile und die Innenteile des "Schlosses", denn der Gewehrlauf selbst wird industriell hergestellt und vom Büchsenmacher gekauft. Drei Jahre dauert die Lehre zum Büchsenmacher, die neben der Reparatur und Anfertigung von Gewehren auch theoretische Einheiten zum Waffenrecht umfasst.
Sonderanfertigungen
Im tatsächlichen Arbeitsalltag geht es dann hauptsächlich um die Instandhaltung der Waffen, nur selten wird auf Kundenwunsch auch selbst eine Waffe gebaut. "Das kann dann je nach Vorgaben schon ein Jahr dauern, bis die Waffe fertig ist", so Weidinger. Da seien dann aber auch jede Menge Extrawünsche drinnen. "Ich produziere da richtige Schmuckstücke", sagt er. Gewehre, die manchmal nicht einmal zum Schießen gedacht sind, sondern reine Dekoration. "Es gibt Leute, die stellen sich Waffen nur in den Wandschrank und sammeln sie so wie andere einen Van Gogh." Zuletzt spielt auch Tuning im Berufsalltag des Waffenherstellers eine Rolle: So kann der Büchsenmacher etwa Faustfeuerwaffen von der Stange an die individuellen Bedürfnisse seiner Kunden anpassen.

- Sah schon als kleines Kind in jedem Ast ein Gewehr: Anton Weidinger.
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Nichts für Rambos
Nur eines fehlt in dieser Tätigkeitsliste gänzlich: Das eingangs erwähnte schießen spielt im Berufsbild eigentlich keine Rolle. Tatsächlich dürfen Lehrlingen auch nicht ohne ihren Gesellen scharfe Schüsse abgeben. "Wer also glaubt, dass er als Büchsenmacher Stunden am Tag Rambo spielt, der ist auf dem falschen Dampfer", so Weidinger.
Wenig offene Stellen
Und noch etwas dämpft wohl die Motivation beim Nachwuchs (die Anzahl der Büchsenmacher-Lehrlinge kann man in Österreich schon seit Jahren an zwei Händen abzählen): Wer das Büchsenmachen erlernt, muss sich darauf einstellen, später lange auf Arbeitssuche zu sein. Denn die Liste der Geschäfte, die nach Waffenspezialisten suchen, ist ziemlich kurz. Bleibt nur noch umlernen oder kurzerhand ein eigenes Geschäft aufmachen.



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