Gedenkfeier verlegt
Werbetafel verdeckt Bürgerkriegsdenkmal in Graz

- Grund zum Ärger: Eine Werbetafel der Post verdeckt ein Denkmal für die Opfer der Februarkämpfe im Jahr 1934.
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In der Eggenberger Allee sorgt eine Werbetafel der Post für Aufregung, diese verdeckt nämlich ein Denkmal der Februarkämpfe 1934. Post und Magistrat sehen den jeweils anderen in der Verantwortung, zeigen sich aber gesprächsbereit. Eine geplante Gedenkveranstaltung am 12. Februar wurde zum Hauptbahnhof verlegt.
GRAZ. Im Februar 1934 kam es vielerorts in Österreich zu den sogenannten Februarkämpfen, auch Eggenberg war damals Kampfort. In Erinnerung daran wurde in der Eggenberger Allee ein Denkmal für die Opfer dieser Auseinandersetzungen errichtet. Seit Kurzem befindet sich rund eineinhalb Meter vor dem Denkmal eine Reklametafel. "Der Gedenkstein wird nun direkt frontal mit Werbefilmchen bespielt", kritisiert Anrainer Bernd Weiss. Und damit ist er nicht der Einzige. Beim ÖBG, der seinen Sitz im anliegenden Gebäude hat, sehe man die aktuelle Situation als "ungünstig", bei der SPÖ sei man von der Platzierung der Werbetafel überrascht gewesen.

- Die Post verweist darauf, dass sie die Werbetafel in der Wiese anbringen wollte, vom Magistrat allerdings diesen Platz zugewiesen bekommen hat. Seitens des Magristats betont man, dass der Standort im Plan nicht direkt vor dem Denkmal gewesen sei.
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Platz vom Magistrat zugewiesen
Spannend erweist sich ein Blick auf die Eigentumsverhältnisse, denn weder Grund noch Denkmal sind im Besitz der Stadt. Das Denkmal ist Eigentum der SPÖ Steiermark, der Grund ist Privatbesitz der EggenbergerAlle 49 GmbH und Co KG, die Werbetafel gehört der österreichischen Post. Wie es vor Jahrzehnten dazu kam, dass das Denkmal auf den Privatgrund gestellt wurde, weiß heute keiner mehr so recht, auch Servitutsrecht gibt es keines. Auf Anfrage heißt es seitens der Post: "Wir haben für dieses Post Werbefenster – im Wissen um den Gedenkstein – bewusst einen mehrere Meter entfernten Standort auf einem Grünstreifen beantragt. Leider wurde uns dieser Wunschstandort vom Magistrat nicht genehmigt und stattdessen der jetzige Platz zugewiesen."
Stadtbaudirektion prüft erneut
Seitens der Stadtbaudirektion betont man, dass besagte Werbesäule ein Fundament benötige, weshalb die Wiese als Standort für die Stadtplanung nicht infrage kam, Stichwort Versiegelung. Weiter heißt es: "Auf dem bewilligten Einreichplan ist die Stele weiter Richtung Straßenraum (auf der Höhe rechts des Baumstammes) eingezeichnet." Außerdem wolle man sich die Situation vor Ort erneut ansehen. Beide Seiten, Post und Magistrat, betonten ihre Bereitschaft für Gespräche.
Stadt liebäugelt mit Versetzung des Denkmals
Die Thematik ist in der Zwischenzeit auch schon im Büro der Bürgermeisterin gelandet. Dort betont man, dass man als Stadt auf das Privatgrundstück grundlegend keinen Einfluss habe, aber: "Wir sind gerne bereit zu vermitteln." Einige Ideen dazu gibt es schon, so könne man das Denkmal beispielsweise um 90 Grad drehen oder um einige Meter versetzen, wodurch Denkmahl und Reklametafel ausreichend Platz hätten. Auf eine Lösung ist zu hoffen.

- Das Denkmal, das im Besitz der SPÖ Steiermark ist, befindet sich auf einem privaten Gründstück.
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Gedenkveranstaltung weicht aus
Am 12. Februar war das Denkmal traditionell Ort für Gedenkveranstaltung der SPÖ, heuer wird diese verlegt, wie SPÖ-Steiermark-Pressesprecher Julian Fladischer erklärt: "Wir werden mit dem Febergedenken auf das Gelände des Hauptbahnhofs ausweichen, auch dort gibt es eine Gedenkstätte."
Zu den Februarkämpfen 1934
Unter Engelbert Dollfuss wurden im Zuge des Austrofaschismus immer mehr demokratische Strukturen abgeschafft. So wurde 1933 der Nationalrat ausgeschalten und defakto eine Diktatur errichtet, auch der sozialdemokratische Schutzbund wurde gesetzlich verboten und entwaffnet. Auslöser für die Februarkämpfe in ganz Österreich war der Versuch den Stützpunkt des Schutzbundes in Linz nach Waffen zu durchsuchen, worauf es vor Ort zu den ersten Kämpfen kam und in den kommenden Tagen Schutzbündler in ganz Österreich zu den Waffen griffen. Auch die Grazer Bezirke Lend, Gösting und Eggenberg waren Schauplätze bewaffneter Auseinandersetzungen.
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