Unterschätztes Risiko
Intensität von extremen Hitzewellen nimmt zu
Dass anhaltende Hitzewellen mit dem Klimawandel in Zusammenhang stehen, ist wissenschaftlich schon länger bewiesen. Eine neue Studie unter der Leitung der Universität Graz zeigt nun aber, dass die Zunahme der Intensität besonders starker Hitzewellen in großen Regionen noch viel stärker ausfallen wird, als bisher angenommen.
GRAZ/STEIERMARK. Die verheerenden Hitzewellen mit teilweise nie zuvor gemessenen Temperaturen, wie im Mittelmeer im Jahr 2023, waren bislang seltene Ereignisse. Wissenschaftlich wurde davon ausgegangen, dass solche extremen Hitzewellen in ähnlicher Weise auf den Klimawandel reagieren wie gemäßigtere Ereignisse. Eine neue Studie unter der Leitung von Douglas Maraun zeigt aber, dass diese Annahme für große Gebiete der Erde falsch ist.
Bislang bekannt war, dass die Intensivierung von Hitzewellen stärker ausfällt als die Zunahme der mittleren Temperaturen. "Wenn sich zum Beispiel das globale Klima um zwei Grad erwärmt, wird eine typische Hitzewelle um etwa 2,6 Grad heißer", erklärt Douglas Maraun, Forschungsgruppenleiter am Wegener Center der Universität Graz. Die Ergebnisse seiner Studie wurden soeben im renommierten Wissenschaftsjournal Nature Communications publiziert.
Risiko erheblich unterschätzt
"Über viele Regionen hinweg kann die Temperatur bei besonders extremen Hitzeereignissen sogar doppelt so stark steigen wie die mittlere globale Erwärmung", sagt der Wissenschaftler. Das bedeutet, dass für die betroffenen Gebiete Klimarisiken erheblich unterschätzt und daher unzureichende Anpassungsmaßnahmen geplant worden sein könnten. Für andere Regionen trifft das Gegenteil zu.
„Diese Ergebnisse haben dramatische Folgen für die Planung von Anpassungsmaßnahmen. Aktuelle Klimarisikobewertungen könnten die Entwicklung erheblich unterschätzt haben."
Douglas Maraun, Hauptautor der Studie
Bodenfeuchte spielt Schlüsselrolle
Das Forschungsteam hat einen Mechanismus entdeckt, der das Verhalten von sehr extremen Hitzeereignissen erklärt. Durch die Analyse verschiedener Klimamodelle fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heraus, dass die Bodenfeuchte an den heißesten Tagen des Jahres eine Schlüsselrolle spielt. Gerade diese verändert sich aber im Zuge der Klimaerwärmung. Welche Regionen genau zukünftig von der extremen Hitze betroffen sind, darin sind sich die Modelle jedoch nicht einig.
"Diese Unterschiede zeigen, welche Unsicherheiten über regionale Veränderungen bei sehr extremen Ereignissen noch bestehen", führt Maraun aus. Daher brauche es weitere Forschung, die die zugrundeliegenden Prozesse untersucht. Die Erkenntnisse aus der Studie sollen aber bereits eine erste Einschätzung ermöglichen, welche Regionen künftige "Hotspots" sein könnten.
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