Rekord erwartet
Immer mehr Gegenstände landen beim Grazer Fundamt
Aufgrund einer Regeländerung landen beim Grazer Fundamt heute mehr als doppelt so viele Gegenstände als noch vor zehn Jahren. Von einer weiteren Gesetzesnovelle aus dem Mai 2023 profitieren ehrliche Finderinnen und Finder.
GRAZ/GRIES. Ein Novembertag in Graz, ungemütlich, alles grau in grau. Während der Himmel über der steirischen Landeshauptstadt jegliches Farbenspiel vermissen lässt, wartet im städtischen Fundservice an der Ecke Annenstraße-Elisabethinergasse ein buntes Potpourri an Rücksäcken, Jacken, Helmen und Rollkoffern auf seine ehemaligen Besitzer. Dazwischen auch einige Kuriositäten – unter anderem ein Langbogen, ein Super-8-Videoprojektor und mehrere Gebisse.

- Das städtische Fundservice befindet sich in der Annenstraße 19 an der Ecke zur Elisabethinergasse.
- Foto: MeinBezirk.at
- hochgeladen von Christoph Lamprecht
Zu letzteren hat Peter Krusic, der in der Präsidialabteilung für die städtischen und Servicestellen verantwortlich zeichnet, gleich eine Anekdote parat. "Da braucht man aber einen guten Magen", so seine Warnung vorab, "zu uns ist ein Herr gekommen, der seine Zahnprothese verloren hat. Bei denen, die bei uns liegen, war er sich nicht sicher, ob seine dabei ist. Sie war es nicht, hat er nach dem Probieren feststellen müssen."

- Ob verlorener Schirm oder Schlüsselbund: Das Fundservice ist der richtige Ansprechpartner, wie Peter Krusic und Dieter Kainz betonen.
- Foto: MeinBezirk.at
- hochgeladen von Christoph Lamprecht
Wurden 2022 rund 16.000 Fundstücke abgegeben, wird heuer von offizieller Seite mit 18.000 Gegenständen ein neuer Rekord erwartet. 2013 waren es noch an die 7.000, doch da man sich seit 2015 zusätzlich um Fundstücken aus Zügen, lokalen Öffis und überregionalen Bussen kümmern muss, ist die Zahl rasant gestiegen. "Die Klassiker sind Geldbörsen, Ausweise, Taschen – eher selten aber doch Krücken und Rollstühle", verrät Fundservice-Leiter Dieter Kainz, der sich seit fast zehn Jahren um Verlorengegangenes kümmert.

- Gut gefüllte Lagerflächen: Vieles wird nicht abgeholt und kommt nach abgelaufener Aufbewahrungsfrist in den freien Verkauf.
- Foto: MeinBezirk.at
- hochgeladen von Christoph Lamprecht
Das Wertvollste, was ihm in dieser Zeit untergekommen ist? "Höhere Geldbeträge und derzeit nehmen E-Scooter ganz stark zu." Ihn persönlich wundere kaum noch etwas – es gebe nichts, was es nicht gibt beziehungsweise verloren geht, und: "Die Arbeit geht nicht aus."
Neue Fristen für Fundstücke
Einen Paradigmenwechsel brachte die Fundrechtsnovelle, die im Mai in Kraft getreten ist. Mussten früher alle Gegenstände mit einem Wert von über 20 Euro ein Jahr lang aufgehoben werden, gilt dies nun nur noch für Fundsachen mit einem sogenannten Verkehrswert von über 100 Euro. Für den Rest ist eine Aufbewahrungspflicht von einem halben Jahr vorgesehen. "Danach können wir diese Gegenstände wiederverwerten und den Grazern in einem ganz günstigen Freiverkauf anbieten", so Krusic.

- Kopfhörer und diverse Ladegeräte gehen besonders häufig verloren.
- Foto: MeinBezirk.at
- hochgeladen von Christoph Lamprecht
Zudem haben Finderinnen und Finder mit entsprechender Vormerkung das Recht, dass sie das Gefundene nach den jeweiligen Zeiträumen haben können. Dass vieles nicht abgeholt wird, führt Kainz darauf zurück, dass so mancher Grazerin und so manchem Grazer der Service unbekannt sei. Im Gegenzug dazu habe man aber auch eine Stammklientel: "Zu uns kommen viele Schnäppchenjäger, die wissen, dass der Verkaufsraum mehrmals in der Woche nachgefüllt wird, und einige Eltern, deren Kinder im Bus immer wieder das Gleiche liegen lassen."
Das könnte dich auch interessieren:





Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.