Bei zwei Drittel
Glasfaseranschluss scheitert auf den letzten Metern
Beim Großteil der Grazer Haushalte liegt schnelles Internet vor der Haustür, reicht aber nicht bis ins Wohnzimmer, das zeigt ein Blick auf den Glasfasernetzausbau. Vielerorts wahrscheinlich auch eine Kostenfrage.
GRAZ. Vor allem seit dem Vormarsch von Homeoffice und Co. ist die Internetgeschwindigkeit in Graz ein heißes Thema, denn hier und da "hängt's". Gerade in den Abendstunden sorgt das oft für Unmut. Die Thematik ist nicht neu, bereits 2021 gab es beispielsweise eine "Petition gegen schlechtes Internet". Seither hat sich schon einiges geändert, denn laut dem zuständigen Bundesministerium für Finanzen haben 83 Prozent der Grazer Haushalte theoretisch Zugang zum Glasfasernetz. Warum nur theoretisch? Weil diese Anschlüsse oft nichtbis ins Haus oder die Wohnung führen.
Das zeigt der Blick auf die Zahlen von A1, denn laut dem Mobilfunkanbieter sind 37.000 Grazer Haushalte an das eigene Netz angeschlossen und haben Glasfaserinternet bis ins Wohnzimmer, bei 63.000 weiteren Haushalten liegt das Kabel zwar vor der Tür, auf den letzten Metern scheitere der Anschluss aber. Sprich, fast zwei Drittel des Glasfaseranschlusses in Graz ist in der Praxis momentan eigentlich keiner.
Kostenfrage
Das sei auch eine Kostenfrage, wie Michael Ulberth, selbst Hauseigentümer in Gries, erzählt. Bei der Renovierung seines Hauses im Jahr 2014 unternahm er den ersten Anlauf, damals mussten die Telefonkabel sowieso neu gezogen werden. Eine Anbindung des Glasfasernetzes bis in den Keller hätte damals bereits einen fünfstelligen Eurobetrag gekostet, die weitere Verkabelung im Haus selbst eine weitere fünfstellige Summe. Er entschied sich damals dann schlussendlich dagegen. Zu einer Zeit, als Internettarife über vier, acht und 16 Mbit pro Sekunde Download-Geschwindigkeit angeboten wurden, auch verständlich. Zum Vergleich mit Glasfaseranschluss sind momentan bis zu 1.000 Mbit pro Sekunde möglich.
Kabellose Alternative
Auch deshalb greifen noch viele Grazer zur kabellosen Alternative, einem Modem, das auf das Handynetz zugreift. Je nach Wohngegend ein mutiges Unterfangen, vor allem bei Empfang über 4G, wie Klaus Witrisal von der TU Graz weiß: "In den Abendstunden kann es zu einem ‚Bottleneck‘ kommen, das 4G-Netz ist nicht für derart viele Videostreams ausgelegt." Anfällig seien beispielsweise die Gegend rund um die Merkur Arena, bei gut besuchten Fußballspielen oder auch Innenstadt und Messe bei Konzerten in Kasematten oder Stadthalle. Dabei könne das 4G-Netz kurzzeitig an seine Grenzen stoßen. Das bestätigt auch Witrisal: "5G verwendet Intelligente Antennen und kann, einfach gesagt, Signale zu verschiedenen Nutzern bündeln, 4G kann das nicht."
Im gleichen Atemzug lobt der Experte die "alten" Telefonkabel: "Das war eine wirklich nachhaltige Infrastruktur, nach über 50 Jahren können sie immer noch fürs Internet verwendet werden." Eine Erfindung, die es zum Zeitpunkt der Kabelverlegung noch nicht einmal gab. Ähnlich positiv fällt sein Blick auf die Glasfaserkabel, die Witrisal als ähnlich langlebig einstuft: "Sie werden als Datenleitung für Jahrzehnte ausreichen, die theoretischen Grenzen sind extrem hoch."
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