"Mental Health"
Deutlich mehr Anfragen für psychologische Beratung

- Die psychologische Beratungsstelle in Graz verzeichnet deutlich mehr Anfragen als noch vor der Pandemie.
- Foto: Unsplash/Priscilla Du Preez
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Erst kürzlich führten die Ergebnisse des Mental-Health-Barometers vor Augen, dass es rund der Hälfte der österreichischen Studierenden psychisch nicht gut geht. Auch in Graz wird bei der psychologischen Studierendenberatung eine Zunahme an Anfragen verzeichnet.
GRAZ. Es ist das Zusammenspiel multipler Krisen, das sich nicht nur, aber doch besonders auf die mentale Gesundheit Studierender auswirkt. Diesen Schluss legt zum einen das Mental-Health-Barometer nahe, welchem zufolge mehr als die Hälfte aller Befragten den eigenen psychischen Gesundheitszustand als "weniger gut" oder "schlecht" einstuft. Zum anderen bestätigt diesen Befund aber auch die deutliche Zunahme an Anfragen, die bei der psychologischen Studierendenberatung in Graz eingehen.
Nachfrage deutlich gestiegen
Dabei handelt es sich um ein kostenloses, vertrauliches und anonymes Beratungsangebot, das sowohl bei studienbezogenen Anliegen als auch bei psychischen Krisen in Anspruch genommen werden kann. Wie die Leiterin des Grazer Standorts Jutta Priller auf Anfrage von MeinBezirk erläutert, haben die Anfragen schon während der Corona-Krise stark zugenommen - ein Trend, der weiterhin anhält. Denn wenngleich konkrete Zahlen fehlen, geht Priller davon aus, dass aktuell rund 20 bis 25 Prozent mehr Anfragen eingehen.

- Jutta Priller ist klinische Psychologin und Psychotherapeutin und leitet die Psychologische Beratungsstelle in Graz.
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Ursachen für höheren Bedarf
Ob dieser Zuwachs nun am größeren gesellschaftlichen Bewusstsein für Themen rund um die psychische Gesundheit liegt oder auf eine generelle Zunahme psychischer Erkrankungen zurückzuführen ist, ist aus Sicht der klinischen Psychologin und Psychotherapeutin schwierig zu beantworten. Denn einerseits sei die Offenheit, die dem Thema gegenüber gebracht wird, definitiv eine größere geworden, andererseits habe besonders die Lockdown-Zeit psychische Probleme tatsächlich verstärkt.

- Überforderung und Arbeitsaufwand im Studium, die eigene finanzielle Situation, psychische Probleme und Prüfungen sind die häufigsten Belastungsfaktoren für Studierende im Jahr 2022.
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Ebenso herausfordernd sei die Einschätzung, ob Studentinnen und Studenten vermehrt wegen studienbezogenen Anliegen oder wegen psychischen Krisen auf die Grazer Beratungsstelle zukommen: "Ganz spontan würde ich sagen, die Verteilung ist Fünfzig-Fünfzig", erklärt Priller. Oft komme es aber vor, dass sich Studierende beispielsweise wegen Lernschwierigkeiten oder verpatzten Prüfungen melden, in der Behandlung dann allerdings festgestellt wird, dass dahinter eine depressive Verstimmung oder andere psychische Ursachen stecken.
Geschlechterdifferenz nimmt ab
Nicht bestätigen kann die Leiterin der Beratungsstelle dagegen die Tendenz, dass weibliche Studierende ihren Gesundheitszustand wesentlich schlechter einstufen als ihre männlichen Kollegen. Zwar legen Frauen aufgrund ihrer Sozialisation vielfach noch eine größere Offenheit an den Tag, wenn es darum geht, psychische Probleme zu besprechen, doch gleichen sich diese Verhältnisse seit einigen Jahren an: "Prozentuell haben wir momentan sicher mehr Frauen in der Beratung, aber grundsätzlich würde ich nicht sagen, dass Frauen ihren Zustand schlechter einschätzen", so Priller.
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