In Fernitz-Mellach
Influencerin schaltet sich in Wahlkampf ein

- Influencerin Hannah Tulnik setzt sich auf TikTok für die Bürgerliste ihres Vaters ein.
- Foto: Hannah Tulnik
- hochgeladen von Alois Lipp
Es begann mit einem Aufreger-Video auf der TikTok-Seite der ÖVP Fernitz-Mellach und wird jetzt auf TikTok um eine Episode reicher. Der Wahlkampf in der Blumendorf-Gemeinde Fernitz-Mellach hat es in sich. Jetzt schaltet sich die Tochter des Bürgermeisters, die als Influencerin gilt, in den Wahlkampf an. Fortsetzung wahrscheinlich.
FERNITZ-MELLACH. Es sind durchaus harte Anschuldigungen, die in einer Zeitschrift der ÖVP Fernitz-Mellach per Rundschreiben kürzlich an die Bevölkerung der Gemeinde verteilt wurden. Darin wird Bürgermeister Robert Tulnik (Bürgerliste "Natürlich wir") direkt angegriffen. Mit dem Titel "Nie wieder ist jetzt" wird auf Versäumnisse, die es laut ÖVP in den letzten fünf Jahren gegeben habe, hingewiesen. Nach dem TikTok-Video mit rechtsradikaler Hintergrundmusik (MeinBezirk hat berichtet), ist das die nächste Verwendung eines Begriffs, der an eine Zeit erinnert, die mit dem Nationalsozialismus in Zusammenhang gebracht wird. Der Begriff "Nie wieder ist jetzt" wird für Kampagnen gegen Antisemitismus eingesetzt. Der Spruch ist eng mit der Erinnerung an das Leid durch Faschismus und Totalitarismus in der Zeit des Nationalsozialismus verbunden und wird überwiegend in diesem Zusammenhang verwendet.

- "Nie wieder ist jetzt" prangt auch auf der Titelseite der ÖVP-Aussendung.
- Foto: privat
- hochgeladen von Alois Lipp
Direkter Angriff auf Bürgermeister
Im gegenständlichen Fall wird Bürgermeister Robert Tulnik von der Bürgerliste mit dieser Wortwahl direkt angegriffen. Das ÖVP-Team um Spitzenkandidat Georg Thünauer wirft Tulnik darin etwa intransparentes Vorgehen in den letzten fünf Jahren vor. Fünf Jahre seien genug, heißt es im ÖVP-Blatt. Diese Vorgehensweise im Wahlkampf geht jetzt für Hannah Tulnik, der Tochter des Bürgermeisters, zu weit. Sie gilt als Influencerin und hat etwa auf ihrem TikTok-Kanal über 467.000 Follower. In einem aktuellen Video auf der Plattform prangert sie das Vorgehen der ÖVP Fernitz-Mellach an und will "Fakten auf den Tisch legen". Ihr Vater, Bürgermeister Robert Tulnik sagt nur so viel: "98 Prozent der Beschlüsse haben wir einstimmig gefasst. Es ist unfassbar traurig. Ich will dazu als Mensch und als Bürgermeister keinen Kommentar abgeben. Es kann sich jeder seine Meinung darüber bilden", so Ortschef Tulnik.
Über 900.000 haben das Video gesehen
Mittlerweile haben das Video bereits über 900.000 User gesehen. Wie viele davon aus Fernitz-Mellach kommen, ist nicht bekannt. Auch die Instrumentalisierung der umstrittenen Wortwahl sieht Hannah Tulnik äußerst kritisch. Fernitz-Mellachs ÖVP-Vizebürgermeister Georgt Thünauer war für MeinBezirk vorerst telefonisch nicht erreichbar, reagierte dann aber mittels Aussendung. Er habe in der Zeitschrift nicht persönlich angreifen, sondern nur Klartext sprechen wollen. "Bürgermeister zu sein, bedeutet für mich: Kritikfähig sein, sich einer demokratischen Auseinandersetzung stellen können und mit Besonnenheit auf die Anfragen der Bevölkerung reagieren und konstruktiv darauf aufbauen. Wenn nun über soziale Medien und anderen digitalen Plattformen unsere geäußerte Kritik als unberechtigt dargestellt und der amtierende Bürgermeister einen gegen seine Person gerichteten Wahlkampf verortet, dann ist das nicht nur falsch, sondern entbehrt jedem Demokratieverständnis, wo man sich mit Kritik auseinandersetzt und darüber spricht", betont Thünauer. Graz-Umgebungs ÖVP-Bezirksparteiobmann Ernst Gödl will sich zur Thematik indes nicht äußern. Große Freude über die Vorgehensweise der Ortspartei dürfte aber vermutlich nicht aufkommen.
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