Neufeld
Land beteiligt sich an Sanochemia-Übernahme

- Die WiBuG beteiligt sich mit 14,3 Prozent an der insolventen Sanochemia in Neufeld
- Foto: Sanochemia
- hochgeladen von Franz Tscheinig
Mit der Übernahme wird das insolvente Pharma-Unternehmen in Neufeld samt 120 Arbeitsplätzen gerettet.
NEUFELD. 2018 kam es bei Sanochemia zu massiven Umsatzeinbußen, Mitte Dezember musste der börsennotierten Pharma-Hersteller den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen. Die 20-prozentige Gläubigerquote und die damit geplante Sanierung des Unternehmens konnte aufgrund der Corona-Krise und dem damit einhergehenden Produktionsstopp nicht eingehalten werden.
Nun hat die Wirtschaft Burgenland GmbH (WiBuG) mit einem privaten Konsortium ein Angebot zum Ankauf der gesamten Vermögenswerte gelegt.
120 Arbeitsplätze gesichert
Durch die neu gegründete GmbH ist nicht nur der Betriebsstandort in Neufeld, sondern auch 120 Arbeitsplätze gerettet. „Besonders in Zeiten wie diesen ist es sehr erfreulich, dass – dank des schnellen Agierens des Landes und der professionellen Sanierungskoordination – das Unternehmen gesichert und die Arbeitsplätze gerettet werden konnten. Nach der Krise kann die Tätigkeit wieder aufgenommen werden“, so LH Hans Peter Doskozil und LR Christian Illedits unisono.
Doskozil: „Standort mit Potenzial“
Erworben wurden die Liegenschaften in Neufeld, der Maschinenpark, das Lager sowie sämtliche Patente, Lizenzen und Markenrechte. „Ich bin sehr glücklich, dass wir den Fortbestand einer hochtechnologieorientierten Pharmazieproduktion im Burgenland absichern können. Vor allem halten wir mit unserer Beteiligung 120 sehr hochwertige Arbeitsplätze im Land. Ich bin davon überzeugt, dass Europa – auch aufgrund der jüngsten Entwicklungen – ein großes Potenzial für medizinische Produktionsstätten hat und daher auch der Standort in Neufeld in seiner neuen Eigentümerstruktur und Ausrichtung wachsen wird. Für den Wirtschaftsstandort Burgenland ist das in der aktuellen Ausnahmesituation ein äußerst wichtiges Signal“, resümiert Doskozil.
Zentrale wandert nach Neufeld
„Jene 120 Mitarbeiter, die bis dato in der insolventen Sanochemia AG angestellt waren, werden in der neuen Gesellschaft in einem Stufenplan bis Sommer 2020 eingestellt und die Produktion wieder voll hochgefahren. Ebenso wandert die Firmenzentrale von Wien nach Neufeld“, so Illedits. Sein Dank gilt auch der WiBuG, die in einer äußerst schwierigen Phase ihre Kompetenz als Sanierungsstelle unter Beweis stellen konnte. Dies zeige, dass sie mehr als eine Förderstelle und Betriebsansiedlungsagentur sei.
Zagiczek: „Blitzsanierung unter widrigsten Umständen“
WiBuG-GF Harald Zagiczek weist darauf hin, dass es seit Weihnachten eine sehr intensive Zeit und unter widrigsten Umständen eine Blitzsanierung war, sich die Mühen aber gelohnt haben: „Das Unternehmen kann nunmehr neu und sehr effizient aufgestellt werden und ich bin davon überzeugt, dass man mit den hochqualifizierten Mitarbeitern einen wichtigen burgenländischen Leitbetrieb wieder am internationalen Pharmaziesektor platzieren wird können.“
FPÖ kritisiert
Sosehr LAbg. Alexander Petschnig (FPÖ) eine aktive Unterstützung burgenländischer Betriebe unterstützt, so unausgegoren mutet ihm die konkrete Transaktion an.
„Mich verwundern in der konkreten Causa zwei Dinge: Erstens soll das Beteiligungskapital – von Illedits mit 1,2 Millionen Euro beziffert – aus der Voranschlagsstelle der Tourismusförderung kommen. Mit anderen Worten entzieht Illedits dem stark gebeutelten burgenländischen Tourismus zwei Drittel seiner für das Jahr 2020 reservierten Fördermittel, um die Beteiligung an Sanochemia quer zu finanzieren. Und zweitens vermochte der Landesrat in seiner Anfragebeantwortung mit keinem Wort auch nur irgendeine Art von Strategie zu erläutern, welche dieser Transaktion zugrunde liegt“, so Petschnig
Petschnig: Konzept- und strategielos
„Selbstverständlich wünscht sich jeder Vollbeschäftigung und soziale Sicherheit im Land. Ich habe LR Illedits daher gefragt ob er wirklich der Meinung wäre, das Land könne ein Unternehmen erfolgreich führen, an dem mehrere private Betreiber – leider – gescheitert sind. Die Antwort war leider – außer einer weiteren Wiederholung des Wunsches nach Arbeitsplätzen - eine Leermeldung. Für mich ist der Fall ein wirtschaftspolitischer Blindflug ersten Ranges, der für die Zukunft wenig Gutes zu erwarten lässt“, so Petschnig abschließend.
Drei Eigentümer
Die Anteilsverhältnisse an dem neu geschaffenen Unternehmen gliedern sich nunmehr wie folgt: 49,90 Prozent werden durch die EOSS Technology GmbH, 35,81 Prozent durch die b.e.imagine GmbH und 14,29 Prozent durch die WiBuG gehalten.
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