Wassermangel
Schlechte Schilfsaison am Neusiedler See
Der Schilfgürtel rund um den Neusiedler See ist nicht nur ein Naturjuwel und Vogelparadies, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor. Denn das Schilf ein begehrter Rohstoff, auch im Ausland. Doch der geringe Wasserstand beschäftigt viele – auch die Schilfschneider.
OGGAU. Der Schilfgürtel am Neusiedler See, wie wir ihn heute kennen, begann sich Mitte des 19. Jahrhunderts zu entwickeln und wuchs bis zum Beginn der Seeregulierung 1965 ständig an. Heute ist die Fläche von rund 180 Quadratkilometern einer der größten und bedeutendsten Schilfbestände Europas.
Witterungsbedingt fing heuer die Saison, die bis Mitte März dauert, mit 15. Jänner später an als sonst. Wegen der milden Temperaturen lösten sich erst zu diesem Zeitpunkt die Blätter von den Schilfhalmen. Vor fünf Jahren entschied Jacobus Van Hoorne, den Betrieb seines Vaters Arie als Schilfschneider und Dachdecker weiterzuführen. Um die 1.000 Tonnen Schilf schneidet der Familienbetrieb aus Weiden pro Jahr. Ihr Gebiet ist in Oggau, Breitenbrunn und Weiden.
Wenig Wasser
Der aktuell geringe Wasserstand des Neusiedler Sees beschäftigt auch die Schilfschneider. Denn das Schilf benötigt zum Wachsen genügend Wasser: „Die Saison verläuft heuer schlecht. Wegen des geringen Niederschlags und des geringen Wasserstands ist das Schilf heuer sehr schlecht gewachsen. Ich bin fünf Jahre dabei und seitdem wird der Wasserstand immer geringer, das wirkt sich auch auf das Schilf aus", so Van Hoorne.
Reinigende Wirkung
Vor fünf Jahren sei das Schilf in Oggau rund drei Meter hoch gewesen, „jetzt ist es nur mehr kniehoch". Das Schilfschneiden selbst habe eine reinigende Wirkung für den See: „Es ist schon gut, wenn man zumindest teilweise Flächen aberntet, weil so das Gebiet nicht verlandet. Bei Flächen, die lange nicht bewirtschaftet werden, knickt das Schilf in sich zusammen und es wächst immer weniger frisches Schilf nach.
Doch das neue Schilf hat eine reinigende Wirkung für das Wasser", berichtet Van Hoorne. Auch ein EU geförderten Projekt hat herausgefunden, dass zu altes Schilf sowohl für die Vogelwelt als auch für den See nicht gut sei. Nach 15 bis 20 Jahren verringere sich die ornithologische Bedeutung von Altschilfflächen laut Experten des WWF Österreich nämlich deutlich.
Fester Boden ist ein Vorteil
Die Schilfdrescher sind mit Raupenfahrwerken ausgestattet, somit sind sie nicht mehr auf einen zugefrorenen See angewiesen und können bei so gut wie jeder Witterung eingesetzt werden. Bevorzugt wird allerdings ein fester Boden: „Dann kann man sehr gut fahren, ohne Schäden an den Maschinen zu riskieren. Bei Eis kann man weiter in den See hineinfahren, doch seitdem ich mich erinnern kann, war das Eis vielleicht zweimal tragfähig für unsere Maschinen", berichtet Van Hoorne. Das geschnittene Schilf wird in Ballen zusammengelegt, anschließend wird es von den Schilf-arbeitern noch einmal geputzt und gebündelt.
90 Prozent Export
„Wir sind eine der wenigen Firmen, die das Schilf auch selber verarbeiten und zum Dachdecken in Österreich verwenden, aber auch wir verkaufen rund 90 Prozent von dem Schilf, das wir ernten, ins Ausland", erklärt Van Hoorne. Andere Firmen verkaufen ihr gesamtes Schilf nach Nordeuropa.
Konkurrenz aus China
Eine weitere Sorge für die Schilfschneider ist die Konkurrenz aus China. „Seit 20 Jahren wird auch chinesisches Schilf nach Nordeuropa verkauft, dies hat uns preislich sehr unter Druck gesetzt und viele Firmen haben aufgehört, da sich das Schilfschneiden weniger rentierte.
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