Neusiedler See
Baustopp bei Mega-Projekt in Fertörakos/Ungarn

- Luftaufnahme von dem Baufortschritt in Fertörakos
- Foto: Greenpeace
- hochgeladen von Sandra Koeune
Eine überraschende Wende gab es beim Mega-Bauprojekt in Fertörakos in Ungarn: Das Projekt wurde vorerst gestoppt. Die Projekt-Ausschreibung war "nicht erfolgreich". Wie es weitergeht, ist nun offen.
FERTÖRAKOS. Gegen das Bauprojekt auf ungarischer Seite in Fertörakos gab es massiven Widerstand von Umweltorganisationen. Nun stehen seit einiger Zeit die Arbeiten auf der Großbaustelle in Ungarn still. Vergangene Woche wurde bekannt, dass das Projekt nicht gebaut wird, weil das Geld fehlt. Die zuständige Gesellschaft Sopron-Fertö Tourism Non Profit veröffentlichte am 7. Juli die kurze Information. „Die öffentliche Ausschreibung des Bauprojektes sei aufgrund fehlender Mittel gescheitert.“
Erdarbeiten abgeschlossen
Im elektronischen Vergabesystem (EKR), in dem öffentliche Ausschreibungen einsehbar sind, hat sich bereits seit Feber nichts mehr getan, was für Spekulationen sorgte. Diese scheinen sich nun zu bestätigen. Die Erdarbeiten waren zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend abgeschlossen, ein Rückbau des zerstörten Areals sei laut Greenpeace derzeit aber noch gut möglich.
Das Bauprojekt
Für das Projekt rund 18.000 Quadratmeter große wurden vor zwei Jahren rund 75 Millionen Euro veranschlagt. Ein großer Hotelkomplex, ein Yachthafen, Campingplatz, Sportstätten und ein Parkplatz für 800 Autos sollten gebaut werden. Die Regierung Orban hat unlängst angekündigt, bei Großprojekten den Sparstift anzusetzen.
Gefahr für das Weltkulturerbe
Gegen das Projekt laufen bereits Gerichtsverfahren sowohl in Ungarn als auch auf europäischer Ebene. Auch vonseiten der UNESCO wurde Ungarn aufgefordert, dieses Projekt am Neusiedler See zu stoppen. Es wurde in einer Analyse als Gefahr für das Welterbegebiet Neusiedler See – Fertö eingestuft. Aber die im Raum stehende Strafzahlung durch die von Greenpeace eingereichte Beschwerde bei der Europäischen Union dürfte, laut Greenpeace eine Rolle gespielt haben für den Baustopp.
„Bitterer Erfolg“ für Umweltschützer
Wie es mit dem Projekt in Fertörakos weitergeht, ist nicht bekannt, das Strandbad-Areal ist weiterhin abgesperrt. Die ungarischen Freunde des Neusiedler Sees (Fertő tó barátai) sehen den Baustopp als „wichtigen Teilerfolg“, so Aktivist Zoltan Kun auf Facebook: „Ich möchte mich bei allen für die Unterstützung bedanken – aber unsere Arbeit ist noch nicht vorbei.“ Künftig werde man sich weiter für „sinnvolle Investitionen“ in Fertörakos einsetzen – denn, dass Modernisierungsarbeiten am ungarischen Ufer notwendig sein werden, stellen auch die Naturschützer nicht in Abrede.
Forderung von Greenpeace
Auch Greenpeace bekämpft dieses Großprojekt seit Bekanntwerden. Am Montag zeigte man sich erleichtert. „Durch das Hinauszögern der Betonierungsarbeiten konnte der schlimmste Schaden für die Natur und den See abgewehrt werden. Wir werden jetzt genau beobachten, wie es auf der Baustelle weitergeht”, sagt Stefan Stadler, Scientific Expert bei Greenpeace in Österreich. Greenpeace fordert nun die ungarische Regierung auf, einen umweltverträglichen Rückbau zu starten und das ursprüngliche Strandbad für die lokale Bevölkerung wiederherzustellen.
Grüne: "Seeufer gehört uns allen"
Die Grünen rund um Landessprecherin Regina Petrik begrüßen den Baustopp. "Wir haben immer eine Redimensionierung dieses Megaprojektes gefordert, denn das Ökosystem des Neusiedler Sees ist viel zu sensibel für dieses Tourismusprojekt", so Petrik und forderte auf burgenländischer Seite mehr politischen Willen, um dem Bau-Boom rund ums Seeufer Einhalt zu gebieten: "Das Seeufer gehört uns allen und auch das Burgenland muss endlich verbindliche Baurichtlinien erlassen", betonte Petrik.


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