Ausverkaufte „Hofer Mühle“
Ein „fehlerfreier“ Clemens Maria Schreiner in Stainz

- Fakt oder Fake-Moderator Clemens Maria Schreiner in seinem Element
- Foto: Gerhard Langmann
- hochgeladen von Gerhard Langmann
Fehlerhaft - der Titel des Kabaretts - fand bei Clemens Maria Schreiner keine Umsetzung. Souverän brachte der Kabarettist seine Botschaft unter die Leute. Als Schwerpunkte stützte er sich auf die Themen Social Media, Influencing, Künstliche Intelligenz und seine AI-1-Wunderbrille.
STAINZ. Die Zuschreibung Selbstläufer von „StainZeit“-Sprecher Peter Nöhrer in seiner Begrüßung nahm im Laufe des Abends immer mehr Kontur an. Clemens Maria Schreiner agierte zur großen Freude des Publikums („Darf ich statt zu gendern das Du-Wort verwenden?“) exakt so, wie man es von einem Kabarettisten erwartet: pointiert, hintergründig, schlagfertig, Zeigefinger hebend und humorvoll. In seinem neuen Programm „Fehlerfrei“ spielten Social Media, Influencing, Künstliche Intelligenz und die AI-1-Brille eine große Rolle.
Über seine – „jetzt is‘ es heraußen“ –Tochter ließ er auch Einblicke in die Erziehung und den Umgang mit einer Vierjährigen zu. Vor allem aber eines: Er konstatierte, selbst fehlerfrei zu sein, den Weg dorthin aber aufwändig und beziehungsfeindlich zu empfinden. Anhand seiner Vier-Schritte-Regel ließ sich erahnen, dass eine auf Fehlermöglichkeiten geprüfte Einladung zu einem Kinobesuch mit Freunden mit recht viel Hürden behaftet ist: „Um 17.45 Uhr geht glei goa net.“
Tiroler kaufen beim Hofer ein
„Social Media“ ist eine große G’schicht“, offenbarte Clemens Maria Schreiner, dass es leicht sei, das Leben fremder Menschen kennenzulernen. Allerdings: Durch KI brauche man selbst Menschen nicht mehr und der Unterschied zwischen „Fakt oder Fake“ (Hinweis auf seine TV-Sendung) sei enorm schwierig. Als Auswuchs der technischen Entwicklung stellte er seine AI-1-Alleskönnerbrille (mit den Stufen "normal", "better" und "perfect") vor.
Das Wunderding könne gleichermaßen die Verspätung der Bahn, das Klo gehen ohne Händewaschen, die aktuelle Körpertemperatur der Besucher in der ersten Reihe oder die Schuhgröße von Julius Cäsar anzeigen. Die Hauptstadt der Republik Kongo? „Ich hab‘ g’rad keinen guten Empfang.“ Keine Aussage gab es, ob es eine staatlich geprüfte Fortpflanzungsfachkraft und einen Flachmannfachmann gebe.
Regen als Download aus der Cloud
Eltern sind wie Bodyguards, sie sind immer zwei Schritte hinterher. Mit dieser Weisheit und der Erkenntnis, Kinder Fehler machen zu lassen, tauchte der gebürtige Leobner in die weite Welt der Kindererziehung ein. Der (soziale) Hintergrund stehe bei den Kindern nicht im Vordergrund (Beispiel: Undifferenziert Schaufel an den Kopf schlagen). Beim UNO den Generalsekretär spielen zu wollen, sei aber dennoch ein Unding.
Vor allem aber: Was liest man den Kids heute vor? „Briefe von Felix“ mit dem immer selben Ablauf oder „Benjamin Blümchen“ im Kreis der stets gleichen Protagonisten (Karla Kolumna, Bürgermeister Sperling, Baron von Zwiebelschreck) würden dem heutigen Zeitgeist keinesfalls entsprechen. Begriffe wie, der Schneider habe genug „Stoff“ zur Hand, könnten wohl falsch gedeutet werden. Unstrittig hingegen die Aussage: Zwischenmenschliche Probleme entstehen durch das Reden.
Ganz nah an der Realität
Zum Schluss noch die Einladung des Töchterchens bei Kindergarten-Freund Oskar, die durchaus als abschreckende Tatsachenschilderung aus der Whatsapp-Welt durchgehen könnte. Der Text der Einladung? Wie bei einem Feuerwehrfest. Abholung im Kindergarten, obwohl die Feier zuhause stattfindet? Nicht durchschaubar und höchst verdächtig. Die Eltern Monika und Werner Gruber? Laut AI-1 eine Schläfergruppe und eine hochgradige Terrorismuszelle. Höchst an der Zeit, einen Scheißdreck-Hashtag in die Kindergartengruppe loszulassen.
Die Tatsache allerdings: Monika Gruber führt ein Architekturstudio, Ehemann Werner ist geprüfter Bilanzbuchhalter. Sich für die Misere entschuldigen? Nein, beim Computer ist ja ein schwerer Ausnahmefehler eingetreten. Erfreuliche Realität: Clemens Maria Schreiner hatte für SOS Kinderdorf („um dem Abend einen Sinn zu geben“) eine Sammelbüchse aufgestellt: „Bitte keine Münzen einwerfen, die zerkratzen das Gehäuse.“ Erfreuliche Zugabe: die Wegbeschreibung eines waschechten Grazers an einen Engländer zum Hauptbahnhof: Have a good rice!






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