AK-Studie
Nachhaltiger Konsum scheitert oft an Gütezeichen-Wirrwarr

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Eine aktuelle AK-Studie zeigt, inwieweit nachhaltiger Konsum im Alltag der Österreicherinnen und Österreicher angekommen ist. Fazit: Die heimischen Konsumenten kaufen gezielt Bio oder Fairtrade aber kritisieren einen Wildwuchs an Gütesiegeln.
ÖSTERREICH. Nachhaltiger Konsum sei bei Österreichs Konsumenten im Alltag sehr wohl ein Thema, scheitere aber oft an unzureichender Kennzeichnung. Das zeigt eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer (AK) mit bis zu 600 Befragten zum nachhaltigen Konsum bei Lebensmitteln,
Reisen und Haushaltsgroßgeräten aus 2019 bis 2020.
Wirrwarr an Gütezeichen ist Hürde
Konkret zeigt die Studie: Fast jeder Zweite kaufe gezielt Bio- oder Fairtraide-Produkte. Ein Drittel boykottiert und buykottiert regelmäßig Produkte beim Lebensmitteleinkauf. Die Mehrheit befürwortee Maßnahmen wie Plastiksackerlverbot. Und drei von vier sagen: Es gibt zu viele Gütezeichen.
Die Konsumenten seien bereit, nachhaltig zu konsumieren. "Die größten Hürden dabei sind etwa fehlende klare Kennzeichnung von nachhaltigen Lebensmitteln, ein Wirrwarr an Gütezeichen und schwierige bis unmögliche Reparaturen. Freilich hängen Entscheidungen sehr oft auch vom Einkommen ab – wer weniger Geld hat, greift vorzugsweise nicht zu Bioware oder fliegt nicht in den Urlaub", erklärte Johanna Bürger, Konsumforscherin der AK Wien, bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Klimadebatte ändert Reiseverhalten
„Urlaub auf Balkonien“ hat laut der Erhebung meist finanzielle Gründe. Aber ein Drittel hat das Reiseverhalten durch die Klimadebatte verändert. Beim Kauf von Haushaltsgroßgeräten, etwa Kühlschrank, Geschirrspüler und Waschmaschine achtet die Mehrheit der Befragten auf Nachhaltigkeitskriterien, aber auch langlebigere Produkte und Reparaturen stoßen bei einem Großteil auf Widerhall.
Reparieren statt wegwerfen
Mit zunehmendem Alter steigt auch der Wunsch nach Reparierbarkeit von Geräten. Die Bereitschaft ein Gerät noch reparieren zu lassen oder einen Kostenvoreinschlag einzuholen, ist dagegen deutlich niedriger bei 30- bis 59-Jährigen. „Auf Nachhaltigkeit bei Haushaltsgroßgeräten setzen vor allem ältere Personen und Haushallte mitKindern, weniger hingegen Personen mit höherem Einkommen“, so Bürger.
Der Wunsch nach langlebigeren Haushaltsgroßgeräten sei bei fast allen Befragten ein wichtiges Kriterium bei der Kaufentscheidung. Das Kaufkriterium Reparierbarkeit wird von Arbeitssuchenden im Schnitt häufiger als wichtig eingestuft als bei anderen.
Schutz vor „Greenwashing" und Lieferkettengesetz gefordert
Die Ak fordert konkrete Regeln, um nachhaltigen Konsum leichter zu machen. Wichtig sei Schutz vor „Greenwashing“ – wenn sich Unternehmen nur „einen grünen Anstrich“ verpassen, so Gabriele Zgubic, Leiterin der Abteilung Konsumentenpolitik der AK Wien. Für Lebensmittel-Gütesiegel seie einheitliche Grundkriterien und eine unabhängige Kontrolle nötig.
Beim Lieferkettengesetz sollten Konsumentinnen und Konsumenten sicher sein können, dass sie Waren kaufen, die ohne Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung hergestellt wurden. Zudem wird ein Recht auf Reparaturen gefordert.
Außerdem brauche es eine Regulierung von Green Claims auf EU-Ebene. Konkret braue es klarere Regeln, um den Missbrauch von nachhaltigkeitsversprechen als reines Marketinginstrument zu reduzieren. Eine Möglichkeit wäre laut AK eine zentrale Datenbank für Green Claims. Als Vorbild könne hier die Health-Claims-Datenbank der EU dienen, die beispielsweise die Kriterien für den Begriff „fettreduziert“ definiert. Green Claims wie „CO2- reduziert“ oder „klimafreundlich“ könnten dann an wissenschaftliche Kriterien geknüpft werden.
Weiters sollten unabhängige Reparaturbetriebe gefördert werden. Für von Haus aus langlebigere Waren solle die Gewährleistungsfrist je nach Produktgruppe von derzeit zwei auf mindestens fünf Jahre verlängert werden, so die AK-Konsumentenschützer.
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