Ex-Commerzialbank-Aufsichtsrat Zimmermann
„Für mich war das ein normales Wachstum“

- Ernst Zimmermann, Ex-Aufsichtsrat der Commerzialbank Mattersburg, erzählte, dass Bankenchef Pucher keinen Widerspruch duldete.
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Ernst Zimmermann, ehemaliger Aufsichtsrat der Commerzialbank Mattersburg, erzählte im U-Ausschuss über „Rüffel“ von Bankenchef Pucher, den Ablauf von Aufsichtsratssitzungen und „Tischgemeinschaften“ in der SVM-Lounge.
BURGENLAND. Gleich zu Beginn der Befragung stellte Zimmermann klar, dass er nie ÖVP-Mitglied war, sondern seit 1969 außerordentliches Mitglied des Wirtschaftsbundes. Bei der Commerzialbank sei er „dritter Aufsichtsratsvorsitzender-Stellvertreter“ gewesen.
Rüffel von Martin Pucher
Über den Ablauf von Aufsichtsratssitzungen, die vier bis sechsmal im Jahr stattfanden, meinte Zimmermann: „Wenn man Fragen stellte oder Festellungen äußerte, erhielt man häufig einen „gewaltigen Rüffel.“ Als Beispiel nannte er das „Projekt Macom“, bei dem Ölbindemittel hergestellt werden sollten, für die man „Weltpatente“ erhalten wollte. „Ich habe dann in einer Fernsehdokumentation gesehen, dass es es solche Mittel bereits gibt und habe in einer Sitzung erwähnt, dass es sich nicht um eine Weltneuheit handelt. Die Reaktion war sehr heftig.“
„Gott weiß alles, Pucher weiß es besser“
Laut Zimmermann habe Pucher keinen Widerspruch geduldet. Er zitiert in diesem Zusammenhang einen ehemaligen Bezirkshauptmann von Mattersburg: „Gott weiß alles, Pucher weiß es besser.“
Prüfungsergebnisse des Wirtschaftsprüfers wurden dem Aufsichtsrat vorgelegt – „aber wahrscheinlich nur bedingt“, so Zimmermann. Diskussionen oder Fragen habe es dazu keine gegeben. „Das wurde zur Kenntnis genommen, weil nach dem Vorlesen der Bilanz immer auch der uneingeschränkte Prüfungsvermerk vorgelesen wurde“, so Zimmermann, der außerdem darauf hinwies, dass der Aufsichtsrat die Prüfer bestimmen muss, „aber nicht die Bilanzen im Detail prüfen kann.“

- Ernst Zimmermann beklagte fehlende Informationen von Seiten der Finanzmarktaufsicht und der Nationalbank.
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„Schlanke Personalstruktur“
Von der Schließung der Bank habe er am 15. Juli um 4.30 in der Früh durch eine Whats App-Nachricht seines Sohnes erfahren. Auf die Frage des Verfahrensrichters Walter Pilgermair, ob für ihn die große Zahl an Krediten nie auffällig waren, meinte Zimmermann: „Für mich was das normales Wachstum. Die Gewinnausschüttungen waren für mich verbunden mit der schlanken Personalstruktur der Bank. Ich habe mir gedacht, dort ist das Geheimnis.“
Er habe sich aber als Aufsichtsrat teilweise nicht ausreichend mit Unterlagen versorgt gefühlt. „Wenn ich lese, dass es 2015 ein Verfahren gegen die beiden Vorstände gab, dann hätte ich mir von Finanzmarktaufsicht und Nationalbank schon erwartet, dass Informationen direkt an den Aufsichtsrat gehen“, so Zimmermann.
„Aus den Medien erfahren“
Etliche Fragen kamen von den Parteienvertretern zum SV Mattersburg, bei dem Zimmermann zuletzt eher „unbedeutendes“ Vorstandsmitglied und mit seiner Firma auch Sponsor war. Mit der Zeit habe der Informationsfluss „immer weniger funktioniert“. Er war auch nie involviert oder informiert – wie etwa bei Spielerkäufen. „Gravierende Dinge habe ich aus den Medien erfahren.“
Goldplättchen zum 60er
Wahrnehmungen über Geschenke beim SVM habe er nur seine eigene Person betreffend. So erhielt er zu seinem 60. Geburtstag ein Goldplättchen und zu seinem 50. Geburtstag einen Silberbarren.

- Die Befragung von Ernst Zimmermann im U-Ausschuss zur Commerzialbank Mattersburg dauerterund drei Stunden.
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Tischgemeinschaften in der VIP-Lounge
In der VIP-Lounge des SV Mattersburg habe er immer wieder bekannte Persönlichkeiten gesehen, darunter den ehemaligen Landeshauptmann Hans Niessl und den ehemaligen Landesrat Christian Illedits. „Es gab dort Tischgemeinschaften für zehn bis zwölf Personen. Auch unsere Firma hat einen Tisch gehabt. Aber wir sind relativ nahe beim Eingang gewesen, die Prominenz ist weit oben gesessen. Man hat sich schon das eine oder andere Mal gefragt, wie gewisse Personen in den VIP-Klub kommen“, so Zimmermann, der auch über sein – vor allem in der Jugendzeit – nahes Verhältnis zu Martin Pucher erzählte.
Mit Pucher in den Kindergarten gegangen
„Wir sind miteinander in den Kindergarten gegangen und haben zeitweise die Freizeit miteinander verbracht. Sein Vater hat vier Häuser unter meinem Wohnhaus sein Geschäft gehabt, und da haben wir Friseur gespielt. Und als Jugendliche hat man sich jedes Wochen in den Lokalen getroffen.“
„Betrüger und Krimineller“
Nun zeigt sich Zimmermann naturgemäß von seinem Jugendfreund enttäuscht, aber auch von der medialen Berichterstattung. „Da wird immer wieder einem Betrüger, einem Kriminellen, der über 40 Jahre seine Kunden, seine Geschäftspartner, seine Freunde und sogar seine eigenen Verwandten betrogen hat, mehr Glaubwürdigkeit entgegengebracht, als denen, die der Betrügerei zum Opfer gefallen sind.“
Auf die Frage von SPÖ-Abgeordneten Ewald Schnecker, ob er die notwendigen Kenntnisse für die Tätigkeit als Aufsichtsrat verfüge und ob diese jemals von der Bankenaufsicht geprüft wurden, antwortete Zimmermann: „Natürlich wurde das überprüft. 2016/2017 wurde auch eine Kursreihe – fit & proper – über viele Abteilungen gestartet. Da habe ich bei allen teilgenommen.“
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