Pride Month im Burgenland
Solidarität oder schon Rainbow Washing?
Der Pride Month Juni endet langsam aber sicher und auch im Burgenland betätigten sich Gemeinden, diverse Organisationen und Privatunternehmen daran. Mit Regenbogenflaggen zeigten sie Solidarität und ihre Unterstützung. Doch was bleibt vom Pride Month im Burgenland, was hat das alles mit Rainbow Washing zu tun und wo kann man sich hinwenden, wenn das Unternehmen die geforderte Vielfalt eben nicht unterstützt?
BURGENLAND. Der Juni steht für den Sommerbeginn, den Start der Sommerferien, das Ende eines weiteren Schuljahres und auch im Burgenland im Zeichen des Pride Months. Doch was steckt hinter den Regenbogenflaggen, den vielen bunten Bannern auf Social Media und auf diversen Unternehmens-Webseiten?
Was ist der Pride Month?
Im Juni sind auch im Burgenland verstärkt Regenbogenflaggen und Plakate zu sehen. In Buchhandlungen werden eigene Tische in Regenbogenfarben dekoriert, um Bücher und Romane auszustellen, welche sich verstärkt mit dem Thema und der Bewegung LGBTQIA+ beschäftigen. Diese und ähnliche Aktionen werden im Rahmen des Pride Months organisiert und präsentiert, doch was steckt dahinter?
Der LGBTQIA+ Pride Month, jährlich und traditionell im Juni begangen, gilt als Gedenkmonat für Lesben, Schwule, Bisexuelle sowie Transgender und soll verstärkt auf das Thema aufmerksam machen. Ähnlich wie der Christopher Street Day wird auch der Pride Month teils mit bunten, spaßigen Partys und Veranstaltungen in Verbindung gesetzt. Regenbogenflaggen werden vermehrt in Geschäften zum Verkauf angeboten und es gibt diverse Artikel wie Shirts, Socken, Taschen und anderes Merchandise mit bunten Regenbogen-Aufdrucken.
Die Idee zum Pride Month und die damit verbundenen Proteste und Demonstrationen stammen aus einer Zeit in den USA, als ein Outing für die Mitglieder der LGBTQIA+ Bewegung noch einen Aufenthalt im Gefängnis oder in Zuchthäusern zur Folge hatte. Auch in Österreich sind Menschen dieser Bewegung nach wie vor mit Diskriminierung und Anfeindung im Alltag konfrontiert. Erst 1971 wurde Homosexualität, beispielsweise, in Österreich "legalisiert" und bis 1990 galt Homosexualität, laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) als psychische Krankheit. Auch im Burgenland werden die Straßen und Häuser bunt geschmückt und viele Feste und Zusammenkünfte organisiert, während Protest, Demonstration und der Kampf um Akzeptanz im Vordergrund stehen. Der Monat soll vor allem Aufmerksamkeit für die Bewegung und die anhaltende Diskriminierung von Angehörigen der Community schaffen.
Schon Rainbow Washing?
Im Zuge des Pride Months bekennen auch immer mehr Unternehmen und Organisationen, im wahrsten Sinne des Wortes, Farbe und schmücken Auslagen, Webseiten und Werbekampagnen im Juni mit Regenbögen. Mit diesen Aktionen können jedoch nicht nur Aufmerksamkeit auf Missstände generiert werden. Auch ist es eine Möglichkeit, das eigene Unternehmen progressiver und offener darzustellen, als es eigentlich ist. Sollte ein Unternehmen oder eine Organisation mit einer Regenbogenflagge werben oder die Farben des Regenbogens in einer Werbekampagne einsetzen, ohne dabei ernsthaftes Interesse oder Einsatz für die Rechte und Anliegen der Bewegung zeigen, so fällt dies unter den Begriff Rainbow Washing.
Beim Rainbow Washing wird also vonseiten eines Unternehmen oder Organisation vorgegeben, divers zu sein, ohne sich tatsächlich um soziale Missstände zu kümmern. Ein bekannter Fall ist beispielsweise Walmart aus den USA, welche Pride-Produkte vertrieben und sich öffentlich solidarisch gegenüber der LGBTQIA+ Community zeigten, im Hintergrund jedoch queer-feindliche Politikerinnen und Politiker mit mehreren Millionen Dollar förderten. Hier vertrat man also nach Außen hin eine sehr progressive Unternehmenspolitik, handelte jedoch konträr. Dies bedeutet nicht, dass jede Werbekampagne mit Regenbogenfarben direkt unter den Bereich Rainbow Washing fällt.
Pride Month im Burgenland
Auch im Burgenland werden Flaggen vor Gebäuden diverser Institutionen, wie der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) oder der Arbeiterkammer (AK) in Eisenstadt aufgehängt. Thalia hat österreichweit Tische in den Filialen bunt geschmückt und stellt Bücher mit Themen rund um die LGBTQIA+ Bewegung in den Mittelpunkt. Während also Thalia, aber auch andere Buchhandlungen nicht nur Flaggen aufhängen, sondern auch aktiv über das Thema und die Bewegung durch die Präsentation der Bücher informieren, ist hier ein Mehrwert geboten. Man zeigt sich nicht nur solidarisch, sondern bietet der Community einen Rahmen, Wünsche, Forderungen und Missstände zu äußern und aufzuzeigen.
Die AK auf der anderen Seite platzierte das Thema sehr präsent auf ihrer Webseite und klärt unter der Rubrik "Gleichbehandlung" und "Sexuelle Orientierung und Identität" über die Hintergründe des Pride Month auf. Zusätzlich wurden Informationen aufbereitet und zusammengefasst, was im Falle einer Diskriminierung durch die sexuelle Orientierung oder Identität am Arbeitsplatz zu tun ist. Ferner bereitet auch die Bücherei der AK das Thema digital auf und eine Filmsammlung ist ebenfalls online zu finden.
Solidarität – nicht nur im Juni
Andreas Tschida, Landesvorsitzender der SOHO im Burgenland, eine SPÖ-nahe Institution, welche sich unter anderem für die Rechte queerer Personen einsetzt, betont die Wichtigkeit des Pride Months, da er Aufmerksamkeit für die Bewegung und die alltäglich erfahrene Diskriminierung mancher queerer Personen schaffe. Dennoch dürfe die Solidarität nicht im Juni enden, sondern das Jahr über fortgesetzt werden. Aus diesem Grund soll die Pride-Parade in Eisenstadt dieses Jahr nicht im Juni, sondern im Herbst stattfinden. Um aktuell zu bleiben, folge gerne dem SOHO-Account.
Sollte es trotz Protesten und wachsender Akzeptanz in der Gesellschaft zu Diskriminierung oder Ausgrenzung am Arbeitsplatz kommen, so kann sich an die AK direkt gewandt werden. Diese können bei tiefergehenden Problemen gegebenenfalls weiterleiten und an andere Kontakte vermitteln. Indes wird im Juli das siebte Young Trans und Inter Camp von der LGBTIQ*Beratung Courage im Burgenland veranstaltet, um Kinder und Jugendliche zu vernetzen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Pride Month im Burgenland durchaus Aufmerksamkeit schafft, jedoch sollte die Unterstützung nicht im Juni enden. Denn Solidarität ist nicht nur einmal im Jahr, sondern muss das ganze Jahr über gelebt werden.
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