Vorsicht Gärgas
Die unsichtbare Gefahr in burgenländischen Weinkellern

- Auch im Burgenland besteht derzeit eine große Gefahr in Weinkellern. Grund dafür sind Gärgase, welche durch die Umwandlung von Zucker in den Trauben zu Alkohol entstehen.
- Foto: Pixabay
- hochgeladen von Anna Triebaumer
Das unsichtbare Gärgas, Kohlendioxid, welches in den Weinkellern des Burgenlandes bei der Umwandlung von Trauben zu Wein entsteht, stellt eine stille, unsichtbare Gefahr für alle Personen dar, welche in der Herbstzeit einen Weinkeller ohne Messgerät oder getroffene Schutzmaßnahmen betreten.
BURGENLAND. Die Weinlese im Burgenland geht zu Ende, bis zur Ernte des Eisweines ist es noch eine Weile hin und die im Herbst geernteten Trauben werden in die Weinkeller gebracht, um sie zu Wein vergären zu lassen. Dies ist eine der gefährlichsten Zeiten in burgenländischen Weinkellern, denn bei dem Gärungsprozess werden unsichtbare, jedoch sehr bedrohliche Gase, konkret Kohlendioxid, freigegeben. Diese können Schwindel auslösen und sogar zum Tod führen.

- Die Weingärten im Burgenland färben sich langsam gold, orange und die Weinlese ist zu Ende und die Weinkeller im Burgenland wieder gefüllt. Doch Gärgase und Kohlendioxid machen diese Zeit besonders gefährlich in burgenländischen Weinkellern.
- Foto: Vincent Dimitri Triebaumer
- hochgeladen von Anna Triebaumer
Hohe Dunkelziffer
Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) rief gemeinsam mit der Höheren Bundeslehranstalt und dem Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg das "CO₂-Projekt" ins Leben und fand heraus, dass ein hoher Grad an Aufklärungsbedarf über die Gefahren, welche von Gärgasen in Weinkellern ausgehen, besteht. Zudem schätzt man die Dunkelziffer von Unfällen im Weinkeller aufgrund von Gärgasen deutlich größer ein, da viele Anzeichen einer Vergiftung missinterpretiert oder nicht ernst genommen werden.
Doch zurück zum Anfang: Kindern aus Weinbaufamilien ist diese Zeit im Jahr besonders vertraut. Eltern und Großeltern warnen davor, den Weinkeller nicht zu betreten, die Erwachsenen tun es doch und erzählen von Vorfahren, welche noch mit einer brennenden Kerze bewaffnet den Abstieg in den Keller wagten. Diese Erzählungen gehen auf die altbewährte Kerzenprobe zurück, wobei davon ausgegangen wird, dass die Kerze erlöscht, sobald zu viel Kohlendioxid in der Luft ist. Der Flamme fehlt der Sauerstoff und so geht sie aus. Soweit stimmt das auch, doch schützt dieser Test nicht davor, sich selbst zu vergiften.

- Der Kerzentest oder die Kerzenprobe ist bei der Messung des Kohlendioxid-Gehaltes im Weinkeller nicht zuverlässig, beziehungsweise schützt die Probe nicht vor Unfällen oder warnt vor Lebensgefahr.
- Foto: Pixabay
- hochgeladen von Anna Triebaumer
Fakt ist, bereits eine geringfügig erhöhte Kohlendioxid-Konzentration hat Auswirkungen auf den Körper. Man wird schläfriger, der Gleichgewichtssinn kann leiden und das Unfallrisiko steigt. Das Gas ist dabei unsichtbar und geruchlos. Gerochen werden im Weinkeller höchstens Weinaromen, welche ein Indiz auf eine erhöhte CO₂-Konzentration sein können. Doch die gefährlichen Gase selbst können nicht wahrgenommen werden. Auch konzentriert sich das Kohlendioxid nicht nur auf den Boden und ist im ganzen Weinkeller präsent. Die Flamme einer Kerze erlischt lange, nachdem die Kohlendioxid-Konzentration im Weinkeller bereit eine lebensgefährliche Höhe angenommen hat.
MeinBezirk gibt einen Überblick darüber, ab wann die CO₂-Konzentration im Weinkeller gefährlich wird. Dabei handelt es sich um den Prozentanteil an Kohlendioxid in der Luft.
- 0,5 Prozent: Maximale Arbeitsplatzkonzentration
- 1 Prozent: Symptome nach einigen Stunden
- 4 Prozent: Atemfrequenz erhöht, Benommenheit, Herzklopfen
- 9 Prozent: tödlich innerhalb von fünf bis zehn Minuten
- 14 Prozent: Durchschnittswert, bei dem die Flamme einer Kerze erlischt
- 20 Prozent: tödlich innerhalb kurzer Zeit
Wirksamer Schutz
Es wird betont, eine Lüftung des Kellers durch das Öffnen von Türen und Fenstern ist nur in den seltensten Fällen ausreichend, um den Kohlendioxid-Gehalt in der Luft zu senken und auch technische Lüftungssysteme müssen entsprechend leistungsstark sein, um die Gefahr zu minimieren. Ferner muss die technische Lüftung bei der Entstehungsstelle
- am Tank - bereits passieren und die Gase ins Frei umgeleitet werden.
Für einen effektiven Schutz müssen leistungsstarke, technische Lüftungen installiert werden. Zudem sollten in dieser Zeit Weinkeller nicht alleine, sondern immer in Begleitung einer zweiten Person, betreten werden. Konkrete Aussagen zur CO₂-Belastung können nur durch spezielle CO₂-Messgeräte und eine Beurteilung vor Ort gemacht werden. Bei Planungen von Neubauten müssen entstehende Gärgase von Haus aus berücksichtigt werden.

- Die Weinlese ist zu Ende, die Gefahren, welche in burgenländischen Weinkellern lauern, werden gerne unterschätzt.
- Foto: Vincent Dimitri Triebaumer
- hochgeladen von Anna Triebaumer
Bei einem Unfall durch Gärgas, welcher trotz aller Vorsichtsmaßnahmen passieren kann, so darf die Retterin oder der Retter nur mit einem geeigneten Atemgerät zum Opfer eilen. Sonst gefährdet man nur das eigene Leben. Zusätzlich ist an dieser Stelle anzumerken, dass ein gewöhnlicher Atemschutz oder eine Gasmaske nicht ausreichend Schutz vor den Gärgasen bieten. Die Lebensfunktionen der verunglückten Person müssen nach der Bergung aus dem Weinkeller unverzüglich überprüft werden. Im Ernstfall sind sofortige lebensrettende Sofortmaßnahmen einzuleiten und die Einsatzkräfte zu verständigen.
Mehr zu diesem Thema:
Das könnte dich auch interessieren:




Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.