Psychosozialer Dienst Burgenland
"Depressionen, Angst- und Essstörungen häufiger geworden"

- Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden an Krankheitsbildern wie Depressionen, Angststörungen und Essstörungen, informiert der Psychosoziale Dienst Burgenland
- Foto: Aleksandar Georgiev
- hochgeladen von Franz Tscheinig
Deutlich mehr Erstanmeldungen in den Ambulatorien – die SPÖ fordert daher von der Bundesregierung einen "Comeback-Plan" für Kinder und Jugendliche – die ÖVP fordert für jede Schule einen Schulsozialarbeiter
BURGENLAND. Dr. Roland Grassl vom Psychosozialen Dienst Burgenland berichtete am Mittwoch im Rahmen einer SPÖ-Pressekonferenz von der Situation der Kinder und Jugendlichen in der Corona-Krise: „Es ist kein Geheimnis, dass die Kinderabteilung des Krankenhauses in Eisenstadt zu einem guten Teil mit psychosomatisch kranken Kindern beschäftigt ist, was vor Corona ganz anders war." Viele an sich psychisch gesunde Minderjährige würden deutliche Symptome von psychischer Belastung wie Lustlosigkeit, Abgeschlagenheit, traurige Stimmung, Sorge oder Ängstlichkeit, sozialen Rückzug, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und anderen psychosomatischen Beschwerden zeigen.
"Deutlich mehr Erstanmeldungen"
Die Ambulatorien in Oberwart und Eisenstadt würden deutlich mehr Erstanmeldungen verzeichnen. "So waren etwa in der Ambulanz und Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie-Nord im ersten Quartal 2020 111 neue Patienten vorstellig, im Vergleichszeitraum dieses Jahres bereits über 150 Erstanmeldungen." Auch im Süden des Landes gebe es eine ähnliche Entwicklung.
"Essstörungen verdoppelt"
"Krankheitsbilder wie Depressionen, Angststörungen, Zwangserkrankungen, Essstörungen und unspezifische Anpassungsstörungen sind häufiger geworden. Bei den Essstörungen mussten wir sogar eine Verdoppelung feststellen“, berichtet Grassl.
Zentrale Forderung: Öffnung für Minderjährige
Als zentrale Forderung aus Sicht der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutischer Medizin in Österreich müsse die bedingungslose Öffnung der Bildungseinrichtungen für Minderjährige stehen. Mit allen möglichen Sicherheitsmaßnahmen (Masken, Testen, Lüftung, Abstand) sei in keinem Fall von einer relevanten Erhöhung der Infektionszahlen auszugehen. Dies zeige schon eine UNICEF-Studie Ende 2020 im Vergleich von über 190 Ländern. "Weiters wäre es wichtig, soziale Begegnungsräume wieder zu öffnen, wie Jugendzentren und Sportvereine, wiederum unter Wahrung aller Sicherheitsmaßnahmen“, fordert Grassl.
SPÖ fordert "Comeback-Plan"
SPÖ-Sozialsprecher Roland Fürst fordert daher von der Bundesregierung einen "Comeback-Plan" für Kinder und Jugendliche. "Die Experten in der Kinder- und Jugendhilfe schlagen Alarm und wir sind als Politiker verpflichtet, alle Auswirkungen dieser Krise zu beachten, wie es die Sozialdemokratie im Burgenland tut“, so Fürst.

- Roland Grassl und Roland Fürst: „Wir fordern einen Comeback-Plan für Kinder und Jugendliche von der Bundesregierung“
- Foto: SPÖ Burgenland
- hochgeladen von Franz Tscheinig
ÖVP fordert Schulsozialarbeiter
„Das Land könnte hier rasch handeln und nicht wieder die Verantwortung auf den Bund abwälzen“, sagt ÖVP-Jugendsprecherin Julia Wagentristl in einer Reaktion auf die SPÖ-Pressekonferenz. Es sei jetzt wichtig, dass Schüler vor Ort einen geschulten Ansprechpartner haben, um Emotionen, Sorgen und Ängste aufarbeiten zu können. „Wir brauchen an jeder Schule einen Schulsozialarbeiter, damit durch den regelmäßigen Austausch ein Vertrauen aufgebaut werden kann und Konflikte erst gar nicht entstehen“. Die "wenigen" Schulsozialarbeiter an den Bezirkshauptmannschaften würden dafür nicht ausreichen.
Erst vor zwei Wochen forderte das SOS-Kinderdorf zum Tag der Gesundheit am 7. April umfassende Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen:



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