73 Kinder im Straßenverkehr verletzt
Bilanz zeigt Anstieg bei Unfällen
73 verletzte Kinder, um 14 mehr als im Jahr 2022. Das ist die Bilanz des Straßenverkehrs im Burgenland im Vorjahr, informiert die auf zukunftsfähige Mobilität spezialisierte Organisation VCÖ (Verkehrs-Club Österreich). Auch in Neusiedl wurden einige Gefahrenstellen für Kinder im Straßenverkehr erfasst.
BURGENLAND. Eine Analyse des VCÖ zeigt einerseits, dass die meisten Kinder, die bei Verkehrsunfällen verletzt wurden, als PKW-Insassen unterwegs waren. Andererseits wurden auch vier Kinder verletzt, die zu Fuß unterwegs waren - zwei davon sogar am Schutzweg. Außerdem wurden 14 Kinder auf dem Fahrrad Opfer eines Verkehrsunfalls.
Vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen
Österreichweit verunglückten im Vorjahr 592 Kinder als Fußgängerinnen und Fußgänger im Straßenverkehr. Zwei Kinder wurden tödlich verletzt, 89 schwer. Der VCÖ erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass Kinder vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen sind, die Geschwindigkeiten also entsprechend angepasst werden müssen: "Lenkerinnen und Lenker eines Fahrzeuges haben sich gegenüber Personen, für die der Vertrauensgrundsatz nicht gilt, insbesondere durch Verminderung der Fahrgeschwindigkeit und durch Bremsbereitschaft so zu verhalten, dass eine Gefährdung ausgeschlossen ist."
Die StVO sieht sogar vor, dass Kindern "einzeln oder in Gruppen, beaufsichtigt oder unbeaufsichtigt" auch das Überqueren der Fahrbahn ermöglicht werden muss, wenn es sich nicht um einen Schutzweg handelt. Eine Regelung, von der man annehmen kann, dass sie die meisten Autofahrerinnen und Autofahrer gar nicht kennen - obwohl sie seit nunmehr 30 Jahren als §29 a/1 in Österreichs Straßenverkehrsordnung steht.
Kindgerechtes Verkehrssystem
Im Ortsgebiet war jedes dritte bei einem Verkehrsunfall verletzte Kind zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert deshalb verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem. Zudem kann die Bevölkerung Gefahrenstellen am Schulweg der Kinder beim sogenannten Schulweg-Check in eine Online-Karte eintragen. Problemstellen aus bereits 22 Gemeinden des Burgenlands wurden in die Karte eingetragen.
"Schulweg-Check"
Auch in Neusiedl am See wurden beim Schulweg-Check des VCÖ einige Gefahrenstellen erfasst. Verena Bernardi, die sich als Mutter eines Volksschul-Kindes bei der Radlobby Neusiedler See Nord für mehr Sicherheit im Straßenverkehr engagiert, wünscht sich "dass die Verantwortlichen das Thema ernst nehmen und zügig Maßnahmen setzen. Vonseiten der Radlobby wurden Wünsche und Anregungen für eine kinder- und familientaugliche Verkehrsinfrastruktur zum Beispiel beim Infrastrukturausschuss und der Bürgermeisterin-Sprechstunde eingebracht." Wichtig wäre ihrer Meinung nach eine aktive Zusammenarbeit zwischen Radlobby, Gemeinde, Verkehrsplanerinnen und Verkehrsplanern und Eltern sowie generell die Möglichkeit bei der Planung und Umsetzung diverser Ideen und Projekte mitzuwirken.
"Kein tödlicher Kinderunfall im Straßenverkehr"
Für das Burgenland zeigt die Analyse: Das Ziel "kein tödlicher Kinderunfall im Straßenverkehr" haben im Burgenland jedenfalls in den vergangenen zehn Jahren die Statutarstädte Eisenstadt und Rust sowie mit Ausnahme von Oberwart alle Bezirke erreicht. Im Bezirk Oberwart gab es im Jahr 2022 einen tödlichen Kinderunfall. Im gesamten Burgenland wurden in den vergangenen zehn Jahren mehr als 500 Kinder im Straßenverkehr verletzt.
Sicherheitsrisiko Schulweg
Katharina Jaschinsky, Verkehrsexpertin des VCÖ, merkt an, dass Bewegung gerade für Kinder besonders wichtig ist: "Wenn Kinder häufig zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Tretroller mobil sein können, kommen sie auf eine regelmäßige Portion Bewegung. Umso wichtiger ist es, Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem umzusetzen, wie etwa ausreichend breite Gehwege und Radwege, übersichtliche Straßenübergänge und mehr Verkehrsberuhigung". Fehlende Schutzwege, zu hohes Tempo des KFZ-Verkehrs im Ortsgebiet oder Probleme bei Straßenquerungen können dazu führen, dass etwa der Schulweg für Kinder zum Sicherheitsrisiko wird. Dabei ist gerade der Schulweg für Kinder die große Chance, Kompetenz im richtigen Verhalten im Straßenverkehr zu lernen und regelmäßig zu üben. Sie lernen so behutsam selbständige Mobilität. Davon profitieren sie letztlich auch auf ihren Wegen in der Freizeit.
Mit dem "Velobus" zur Schule
In Neusiedl gibt es seit Beginn des Schuljahres deshalb eine neue Initiative, die Kindern einen aktiven Weg zur Schule mit entsprechender Verkehrssicherheit ermöglicht - den sogenannten "Velobus zur Volksschule Am Tabor", der privat organisiert wird. Dabei fahren Kinder den Schulweg gemeinsam mit dem Rad, auf einer Route entlang fixer Stationen - und zwar täglich um dieselbe Uhrzeit, wie ein Bus. Alle Schulkinder sind dabei eingeladen "zuzusteigen" und dann mit erwachsenen Begleitpersonen und in der Gruppe zur Schule zu radeln. "Dies stärkt das Selbstbewusstsein, Zusammengehörigkeitsgefühl und die Verkehrstauglichkeit der Kinder, macht Spaß und vor allem kommen alle munter und voller Sauerstoff im Unterricht an", so Mitorganisatorin Verena Bernardi.
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