Der Sommer macht die Schwalben
Wie die Natur auf den Klimawandel reagiert

Fünf Junge hat ein Rauchschwalbenpaar auf einer mittels Teller vergrößerten Fläche auf einer Leuchte in einer Garage auf der Schwarzenauer Alm großgezogen. Dort gibt es nur noch einen Haupterwerbslandwirt mit Viehhaltung.
6Bilder
  • Fünf Junge hat ein Rauchschwalbenpaar auf einer mittels Teller vergrößerten Fläche auf einer Leuchte in einer Garage auf der Schwarzenauer Alm großgezogen. Dort gibt es nur noch einen Haupterwerbslandwirt mit Viehhaltung.
  • hochgeladen von Ulrich B. Küntzel

SCHWARZENAU (kuli). Schwalben sind seit Menschengedenken mit menschlichen Siedlungen verbunden und damit typische Kulturfolger. Der Beiname „Marienvogel“ rührt her vom Zugverhalten, dass sie nämlich zu Mariä Verkündigung (25. März) erscheinen und zu Mariä Geburt (8. September) wieder in den Süden von dannen ziehen. Ein anderes Sprichwort lehrt uns „eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, was die Unzuverlässigkeit von einzelnen Schwalbensichtungen in Bezug auf die Landwirtschaft so wichtige Wetterlage zum Thema hat. Inzwischen ist die Logik beinahe umgekehrt.

Schwalbenzug im Klimawandel

Wer genau hinschaut, wird festgestellt haben, dass die Marien-Regel kaum noch gilt. Heuer sind die ersten Rauchschwalben in Schlag bereits am 1. März gesichtet worden, die Mehlschwalben folgten am 7. März. Sofort wurde mit dem Brutgeschäft begonnen, jedenfalls wo es geeignete Brutplätze gab. Rauchschwalben bevorzugen Viehställe mit „horizontal“ verbauten Balken, denn sie sind auf einigermaßen ebene, höher gelegene Plätzchen angewiesen. Bei Brutplatznot werden auch andere Strukturen verwendet, wie Fotos, aufgenommen in Schwarzenau-Ort, zeigen. Anders die Mehlschwalben, die ihre Lehmnester in Überstandswinkeln außen an Hauswänden anbringen und so für sichtbare Verschmutzung sorgen, was nicht allen Leuten wirklich gefällt. Ob sie heuer tatsächlich allesamt pünktlich am 8. September gen Süden aufbrechen, dürfte fraglich sein. Klimawandelbedingt ermöglicht die erhöhte Temperatur und der damit verlängerte Sommer eine höhere Verweildauer in Mitteleuropa, was sich in einer bis mehreren Nachbruten niederschlägt, wodurch die Nachkommenzahl vervielfacht wird.

Habitat im Wandel

Das ist auch bitter nötig, denn Brut- und Nahrungshabitate werden immer seltener. Da ein Milchbauer nach dem anderen im Waldviertel aufgeben muss oder seinen Viehbestand auf den Eigenbedarf reduziert, verschwinden auch die Lebensräume für die Schwalben, die sich bekanntlich von fliegenden Insekten ernähren, welche wiederum von Insektiziden der „modernen“ Landwirtschaft und den schwindenden Misthaufen stark im Bestand dezimiert werden. Zum Glück finden Fliegen als Maden in wohltemperierten Mülltonnen einen Tertiärlebensraum und sekkieren die Mistkübelbesitzer auf‘s kaum noch erträgliche Maß, und sie dienen somit aber als Nahrungsquelle für die gefiederten Zwitscherlein, die uns die Tendenz des Luftdrucks und damit die des Wetters vor Augen führen.

Bilanz eines kleinen Dorfes

Schlag innerhalb der Marktgemeinde Schwarzenau, etwa 50 Einwohner, hat jeglichen Wandel mitgemacht. Man konnte heuer Drittbruten bei Mehlschwalben und sogar Viertbruten bei Rauchschwalben beobachten, was nicht in den Lehrbüchern von vor 30 Jahren steht. Die Viehbauernhöfe sind von acht auf vier Anwesen geschrumpft, doch der Bruterfolg beider Schwalbengattungen hat dazu geführt, dass mittlerweile über hundert Tiere über dem Dorf fliegen, vermutlich kommen bis zum Abflug in den Süden noch ein paar mehr langflugfähige Exemplare dazu. Rauchschwalben sind dabei in der Überzahl. Schließlich ist es nur noch eine Woche bis Mariä Geburt, und eine Verspätung des Massenabflugs kann aufgrund der Wetterlage mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angenommen werden. Man kann daraus lernen, dass die Natur immer schnellstmöglich auf die Veränderungen an ihr selbst reagiert. Von der Verschiebung bzw. der Verarmung des Artenspektrums einmal ganz zu schweigen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:58

Blick in die Sterne
Horoskop – das hält der November für uns bereit

Nebel in der Früh, Sonne am Nachmittag – die Tage werden immer kürzer, der Winter lässt aber trotzdem noch auf sich warten. Ob wir es uns jetzt also gemütlich machen – vielleicht romantisch vor dem prasselnden Holzofen, oder ob wir doch eher all unsere Energie in den Job stecken sollten – das weiß Astrologe Wilfried Weilandt, der gemeinsam mit Moderatorin Sandra Schütz in die Sterne geschaut hat. ÖSTERREICH. Ganz entspannt können die Waagen dem November entgegenblicken, sind sie mit 80 Prozent...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Foto: VOR/Josef Bollwein Flashface

VORward
Wer ist Euer Öffi-Star?

Zur 40-jährigen Bestandsfeier würdigt der Verkehrsverbund Ost-Region mit dem Öffi-Preis VORward die Leistungen seiner Partner. Jetzt seid Ihr dran! Wer ist Euer beliebtester Öffi-Lenker? Seit 40 Jahren bringt der Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) seine Fahrgäste sicher und umweltfreundlich ans Ziel. Zu diesem Jubiläum feiert der Verkehrsverbund auch jene Menschen, die den Öffentlichen Verkehr in der Ostregion erst möglich machen: Die Mitarbeiter*innen des VOR und seiner Partner. Der Öffi-Preis...

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.