80 Jahre Stadtpolitik
Rückblick auf die Wiener Bürgermeister seit 1945

- Seit 1945 wurde die Stadt durchgehend von der SPÖ regiert, auch stellte sie bis heute stets den Bürgermeister. Die beiden Altbürgermeister Michael Häupl (rechts) und Helmut Zilk im März 2001. (Archiv)
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Seit 1945 stellt die SPÖ ununterbrochen den Wiener Bürgermeister. Aktuell führt Michael Ludwig die Geschicke der Stadt und tritt am 27. April erneut als Spitzenkandidat bei der Wien-Wahl an. Ein passender Anlass, um 80 Jahre Stadtpolitik Revue passieren zu lassen – von Theodor Körner bis Michael Häupl, die Wiens politische und gesellschaftliche Entwicklung maßgeblich geprägt haben.
WIEN. Wien ist politisch seit Jahrzehnten die Hochburg der Sozialdemokratie. Seit 1945 wurde die Bundeshauptstadt durchgehend von der SPÖ regiert und stellt bis heute den Bürgermeister. Bei den Wahlen wurden auch oft absolute Mehrheiten erreicht. Ein Blick auf die Bürgermeister der Stadt zeigt, wie sich das politische Klima im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.
Theodor Körner – 1945 bis 1951
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm Theodor Körner als erster Wiener Bürgermeister der Nachkriegszeit das Amt. Unter seiner Führung erreichte die SPÖ bei der ersten demokratischen Wahl 1945 57,18 Prozent der Stimmen und konnte die absolute Mehrheit sichern. Bei der Wahl 1949 sank der Stimmenanteil auf 49,87 Prozent, die SPÖ blieb aber stärkste Kraft. 1951 wurde Körner dann zum Bundespräsidenten gewählt.

- Wiens Bürgermeister Franz Jonas im Rathaus. Aufgenommen am 1. Jänner 1952. (Archiv)
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Franz Jonas – 1951 bis 1965
Körners Nachfolger Franz Jonas führte die Stadtpolitik über ein Jahrzehnt lang an und konnte die SPÖ bei den Wahlen 1954 (52,67 Prozent), 1959 (54,41 Prozent) und 1964 (54,73 Prozent) weiter stärken. Während seiner Amtszeit setzte Wien stark auf den sozialen Wohnbau und die Modernisierung der Infrastruktur. 1965 wurde auch er Bundespräsident.

- Marek übernahm das Amt 1965 und konnte bei der Wahl 1969 mit 55,91 Prozent die absolute Mehrheit für die SPÖ behaupten. Aufgenommen am 27. September 1966.
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Bruno Marek – 1965 bis 1970
Bruno Marek übernahm das Amt 1965 und konnte bei der Wahl 1969 mit 55,91 Prozent die absolute Mehrheit für die SPÖ behaupten. Seine Amtszeit war von der Weiterentwicklung des sozialen Wohnbaus und der Stadterweiterung geprägt.

- Nachdem Marek aus Altersgründen 1970 zurückgetreten war, trat Felix Slavik, der bis dato Wiens Finanzstadtrat gewesen war, das Bürgermeisteramt an. Aufgenommen am 1. Jänner 1971.
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Felix Slavik – 1970 bis 1973
Nachdem Marek aus Altersgründen 1970 zurückgetreten war, übernahm Felix Slavik, der bis dato Wiens Finanzstadtrat gewesen war, das Bürgermeisteramt. Slaviks Regierungszeit war aber vergleichsweise kurz.
Als er nach dem für ihn negativen Ausgang einer Volksbefragung über die Bebauung des Sternwarteparks beim Landesparteitag im Juni 1973 nur 67 Prozent der Stimmen erhielt, legte er sein Amt zurück, da ihm dieses Ergebnis als Vertrauensbasis für das Bürgermeisteramt zu gering erschien. Es kann von einer Krisenphase der Wiener SPÖ gesprochen werden.

- Leopold Gratz nach seiner Wahl zum Wiener Bürgermeister im Jahr 1973.
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Leopold Gratz – 1973 bis 1984
Mit erst 44 Jahren – für die damaligen Verhältnisse ein bemerkenswert junges Alter – übernahm Leopold Gratz die Führung der Wiener Sozialdemokraten. Er machte sich zu einem der prägendsten Bürgermeister.
Unter Gratz gewann die SPÖ 1973 60,14 Prozent, 1978 57,20 Prozent und 1983 55,52 Prozent der Stimmen. Seine Amtszeit war von Verkehrsprojekten und der Schaffung neuer Wohnviertel geprägt. 1984 wurde er in die Bundesregierung berufen, Helmut Zilk übernahm das Ruder.

- Wahl und Angelobung des neuen Wiener Bürgermeisters Helmut Zilk im Rathaus. 10. September 1984.
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Helmut Zilk – 1984 bis 1994
Zilk hatte bereits in der Landesregierung Gratz III als Stadtrat für Kultur und Bürgerdienst gedient, bevor er in die Bundesregierung geholt wurde und dort von Mai 1983 bis September 1984 österreichischer Unterrichtsminister war.
Als späterer Bürgermeister von Wien setzte er auf Bürgerbeteiligung und Ausbau der Kulturpolitik. 1987 erzielte die SPÖ mit ihm als Spitzenkandidat noch 54,9 Prozent, doch 1991 fiel sie mit 47,81 Prozent erstmals seit 1945 unter 50 Prozent, konnte aber ihre Mandatsmehrheit knapp halten. Am 7. November 1994 schied Zilk aus dem Amt aus.

- Bürgermeister Michael Häupl am 29. November 1996 vor Beginn der ersten Sitzung des Wiener Gemeinderates nach der Wahl vom 13. Oktober. (Archiv)
- Foto: GINDL Barbara / APA / picturedesk.com
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Michael Häupl – 1994 bis 2018
Michael Häupl war mit 23 Jahren Amtszeit der längstdienende Wiener Bürgermeister. Er beerbte damit Zilk, der 1994 ausgeschieden war. Häupls erste Wahl im Jahr 1996 war gleich eine ordentliche Schlappe für die Partei: mit 39,15 Prozent verlor diese gegenüber 1991 gleich 8,66 Prozentpunkte der Stimmen und insgesamt neun Mandate. Es war das bisher schlechteste Ergebnis der SPÖ bei einer Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien. In weiterer Folge mussten die Sozialdemokraten einen Regierungspartner suchen, man ging eine Koalition mit der ÖVP ein.

- Wiener Bürgermeister Michael Häupl während einer Pressekonferenz am 14. Oktober 1996 nach der Niederlage bei der Gemeinderatswahl.
- Foto: Barbara Gindl / APA / picturedesk.com
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Ein beeindruckendes Comeback gelang Häupl fünf Jahre später. 2001 kämpfte sich die SPÖ auf über 46,91 Prozent (plus 7,76 Prozentpunkte gegenüber 1996) zurück. Die Sozialdemokraten regierten in Wien wieder allein. Bei der Wahl im Jahr 2005 kratzte man sogar wieder an der 50-Prozent-Marke (49,1 Prozent). Danach verlor die Partei erneut an Boden: 2010 erzielte sie 44,34 Prozent, dieses Mal holte man die Grünen unter Maria Vassilakou als Koalitionspartner in die Stadtregierung.
Bei der Wahl 2015 fielen die Sozialdemokraten zum zweiten Mal in der Häupl-Ära unter die 40-Prozent-Marke (38,6 Prozent). Die rot-grüne Koalition wurde fortgesetzt. Unter Häupls Amtszeit fallen vor allem der Ausbau Wiens als wirtschaftliche und kulturelle Drehscheibe in Mitteleuropa und die Erweiterung des Öffi-Angebots. 2018 trat er zurück, Nachfolger wurde der bisherige Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.

- Der amtierende Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (l.) mit seinem Amtsvorgänger, Bürgermeister a. D. Michael Häupl.
- Foto: Starpix / picturedesk.com
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Michael Ludwig – seit 2018
Bei der Wahl 2020 konnte sich die Partei unter Ludwig konsolidieren, die SPÖ errang einen Stimmanteil von 41,6 Prozent. Neuer Koalitionspartner wurden die Neos, die rot-pinke Stadtregierung besteht bis heute. Unter Ludwigs Führung stehen primär die Themen Digitalisierung, Klimaschutz und Wohnbauprojekte im Fokus. Am 17. Jänner entschied sich die Stadtregierung, die Wien-Wahlen auf den 27. April vorzuverlegen.
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