Historische Wahlergebnisse
Als die ÖVP noch eine Großpartei in Wien war

Unter Spitzenkandidat Gernot Blümel erreichte die ÖVP bei der Wien-Wahl 2020 20,4 Prozent. Ein deutlicher Zuwachs zur Vorwahl, historisch gesehen war man jedoch schon in anderen Sphären unterwegs. (Archiv) | Foto: Ernst Weingartner / Weingartner-Foto / picturedesk.com
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  • Unter Spitzenkandidat Gernot Blümel erreichte die ÖVP bei der Wien-Wahl 2020 20,4 Prozent. Ein deutlicher Zuwachs zur Vorwahl, historisch gesehen war man jedoch schon in anderen Sphären unterwegs. (Archiv)
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Die ÖVP Wien möchte bei der kommenden Wien-Wahl deutliche Stimmenzuwächse erzielen und positioniert sich bereits als nächster Koalitionspartner für die SPÖ. Blickt man auf die historischen Wahlergebnisse, so wirkt dies tatsächlich machbar. Doch die jüngsten Ergebnisse beim Kampf ums Rathaus sprechen eine andere Sprache.

WIEN. Die ÖVP möchte in Wien in die Regierungsverantwortung. Mit einer Taktik aus Konfrontationskurs gegen die bisherige Stadtregierung und Positionierung als SPÖ-Partner soll dies gelingen. Am 27. April sollen mit der Wien-Wahl die Weichen gestellt werden.

Historisch gesehen kann man auf gute Ergebnisse zurückblicken. Diese sind jedoch schon lange zurück und reichen in die Gründungszeit der 2. Republik zurück. Bei der Wahl 1945 (damals traten neben der ÖVP und der SPÖ auch die KPÖ an) erreichte man 34,9 Prozent. Von da an bis Mitte der 1970er-Jahre sollte man auch mit amtsführenden Stadträten in Wien Politik machen.

Das gleiche Wahlergebnis wie 1945 gelang auch vier Jahre später 1949, als die FPÖ unter ihrer Vorgängerpartei Verband der Unabhängigen (VdU) erstmals antrat. Auf diesem Niveau sollte sich die ÖVP dann in etwa halten. Bis zur Wahl 1964 hielt sich die Partei über der 30-Prozent-Marke. Das schlechteste Ergebnis wurde dabei 1959 mit 32,35 Prozent erreicht.

Marke unterschritten, Regierungsbeteiligung verloren

1969 dann erstmals ein Erdbeben für die ÖVP. Mit einem Verlust von 4,55 Prozentpunkten zur Vorwahl 1964 unterschritt man erstmals die 30-Prozent-Marke. Nur 27,77 Prozent der Stimmen erhielt die Volkspartei 1969. Auch 1973 sollte man mit 29,31 Prozent darunter bleiben. Nach dieser Wahl war es das auch für Jahrzehnte einmal mit einer ÖVP-Regierungsbeteiligung in Form von amtsführenden Stadträten.

Denn unter der SPÖ, die unter Leopold Gratz mit 60,14 Prozent das beste Ergebnis in Wien in der Geschichte der 2. Republik holte, gab es im Wiener Proporzsystem damals erstmals auch nicht amtsführende Stadträte und die ÖVP erhielten genau diese Posten. De facto gab es damals also eine SPÖ-Alleinregierung. 

Wien-Wahl 1973: Friedrich Hahn (ÖVP, l.) konnte zwar den Stimmenanteil ausbauen. Klarer Wahlsieger war jedoch Leopold Gratz (SPÖ, m.) Ebenso im Bild: Erwin Hirnschall (FPÖ). (Archiv) | Foto:  Votava / brandstaetter images / picturedesk.com
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Erstmals in einer vollen Oppositionsrolle konnte die ÖVP jedoch den vorangegangenen Aufwärtstrend fortsetzen. 1978 erzielte man ein Plus von 4,46 Prozentpunkten zur Vorwahl und knackte mit 33,77 Prozent der Stimmen die psychologisch wichtige 30-Prozent-Marke. Mit 34,82 Prozent bei der Wahl 1983 kratzte man sogar an den besten Ergebnissen kurz nach Ende des 2. Weltkriegs. Bemerkenswert, denn sowohl 1978 und 1983 traten dank der Grünen erstmals gleich fünf Parteien zur Wien-Wahl an, gleichzeitig blieb die SPÖ mit 57,2 und 55,52 Prozent der Stimmen stark bei den Wahlen.

Talfahrt

Diese zwischenzeitliche Glanzzeit der ÖVP sollte auch eine steile Talfahrt bei den Wien-Wahlen einläuten. Die nächsten zwei Urnengänge sollten gleich doppelte Tiefschläge bedeuten: Mit 28,4 Prozent im Antritt 1987 unterschritt man nicht nur wieder die 30-Prozent-Marke, sondern erzielte auch das historisch bis dahin zweitschlechteste Ergebnis. Nur vier Jahre später, bei der Wahl 1991, dann das nächste negative Erdbeben für die ÖVP. Es ging gleich um 10,3 Prozentpunkte runter. Mit 18,1 Prozent der Stimmen unterschritt man erstmals auch die 20-Prozent-Marke. Die Stimmverluste gingen vor allem auf Kosten der Erstarkung der FPÖ damals.

Die ÖVP sollte dann auch 24 Jahre in etwa auf diesem Niveau bleiben. Ein kurzes Wiedererstarken auf zumindest 18,8 Prozent verschaffte der ÖVP in der Regierung Michael Häupl II (SPÖ) sogar wieder amtsführende Stadträte. Die vorläufige Talsohle mit 14 Prozent im Jahr 2010 beendete jedoch dieses kurze Regierungs-Intermezzo.

Tiefpunkt und Hoffnung

Absoluter Tiefpunkt dann im Jahr 2015. Die Volkspartei rutschte auf 9,2 Prozent Stimmenanteil hinab. Schuld daran: Die starke FPÖ, die mit 30,8 Prozent ihr bestes Ergebnis in Wien erreichte, und der Erstantritt der Neos, die auf Anhieb mit 6,2 Prozent ins Rathaus einzogen.

ÖVP-Landesparteiobmann Karl Mahrer (r.) und ÖVP-Landesgeschäftsführer Peter Sverak wollen das Ergebnis von 2020 mit Slogans wie "Auto verbieten? Verboten!" übertreffen. (Archiv) | Foto: ÖVP Wien
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Fünf Jahre später jedoch ein Sensationsergebnis. Bei der vergangenen Wahl 2020 konnte sich die ÖVP mit 20,4 Prozent sogar verdoppeln im Vergleich zu 2015. Eine erneute Regierungsbeteiligung gab es jedoch nicht, bekanntermaßen wurde Neos zum Juniorpartner der SPÖ.

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ÖVP-Landesparteiobmann Karl Mahrer (r.) und ÖVP-Landesgeschäftsführer Peter Sverak wollen das Ergebnis von 2020 mit Slogans wie "Auto verbieten? Verboten!" übertreffen. (Archiv) | Foto: ÖVP Wien
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